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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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aufgesprungen; Stimmengewirr erfüllte den Raum. Die Bodenklappen öffneten sich abermals, und die Lieferplattformen luden Platten mit Fischgerichten und Geflügel auf den Tisch ab. Die Vorgerichte wurden einfach weitergeschoben, eine Suppenterrine kippte um und ergoß ihren Inhalt über den Tisch. Niemand kümmerte sich darum. Die Hausdienerwaren irgendwo im Durcheinander eingekeilt.
    Rydra hörte das Zischen der Energiewaffe irgendwo zu ihrer Linken. Leute kreischten in Panik und rannten vorbei, blockierten Rydras Sicht. Wieder hörte sie die Waffe, und diesmal sah sie Dr. Keebling mit einem gurgelnden Schrei zusammenbrechen. Die Leute rannten in Panik hin und her, warfen Stühle um, dann krachte ein Tisch auf die Seite, und Teller, Gläser und Schüsseln zersplitterten auf dem Boden und verspritzten ihren Inhalt. Unterdessen hoben sich die Servierplattformen und schoben Platten mit garniertem Lammbraten zwischen die anderen Gerichte; allenthalben fielen Teller, Flaschen und anderes Geschirr von den überladenen Tischen, zerbrachen und knirschten unter den Füßen. Leute glitten aus und fielen.
    Rydra kämpfte sich zu dem dicken, schwarzbärtigen Steward durch, der bei Calli stand und seelenruhig an einer Fasanenkeule nagte. »Bringen Sie die Mannschaft zurück zum Schiff, Mr. Slug«, keuchte sie. »Und Sie, Calli, sagen Ron und Mollya Bescheid.«
    »Ein hübsches Durcheinander, was, Kapitän?« sagte Calli. »Schade um das gute Essen. Was ist eigentlich passiert?«
    »Ein Attentat. Los, suchen Sie Ron und Mollya. Verständigen Sie auch Brass, wenn Sie ihn sehen. Wir haben hier nichts mehr verloren.«
    Kaffeekannen kamen jetzt hoch, wurden auf die vollen Tische geschoben und landeten gleich auf dem Boden. Calli hatte sich entfernt und prallte mit einer kreischenden Frau zusammen. Rydra hielt den Steward zurück, der sich ebenfalls abgewandt hatte. »Mr. Slug, wissen Sie, was ein Bandikut ist?«
    »Ein Beuteltier, glaube ich. Beutelratte oder Beuteldachs. Warum?«
    »Nichts. Jemand erwähnte es vorhin. Holen Sie jetzt die Leute zusammen.«

 
5.
     
    Hysterische Erschöpfung vibrierte in ihrem Kopf, als sie ihre Kabine an Bord der »Rimbaud« betrat und die Bordsprechanlage einschaltete. »Steward, sind alle an Bord?«
    »Alle an Bord und auf ihren Stationen, Kapitän.«
    »Die Körperlosen?«
    »Sicher an Bord, alle drei.«
    Brass erschien hinter ihr im Eingang, als sie den Radioempfänger einschaltete und ein beinahe musikähnliches Geräusch den Raum erfüllte. »Gut. Es dauert noch an.«
    »Ist es das?« fragte Brass.
    Sie nickte. »Babel 17. Das ganze Zeug wird aufgezeichnet, damit ich es später studieren kann. Jedenfalls sollen sie eine Antwort haben.« Rydra ließ ein Tonbandgerät anlaufen und schaltete den Sender ein.
    »Was machen Sie?«
    »Ich habe ein paar Botschaften aufgenommen, die ich jetzt aussende. Vielleicht kommen sie durch. Ich kenne die Sprache noch nicht gut. Ich weiß ein wenig, aber nicht genug. Ich komme mir vor wie jemand, der bei einer Shakespeareaufführung Zwischenrufe in Pidginenglisch macht.«
    Ein Anruf von draußen unterbrach das Gespräch. »Kapitän Wong, hier spricht Albert Verdorco«, sagte eine aufgeregte Stimme. »Es ist eine schreckliche Katastrophe, und wir sind in völliger Konfusion. Ich konnte Sie bei meinem Bruder nicht mehr antreffen, und eben höre ich von der Hafenbehörde, daß Sie sofortige Starterlaubnis für einen Sprung in Hyperstasis beantragt haben…«
    »Ich habe nichts dergleichen beantragt. Ich wollte nur meine Mannschaft aus dem Chaos dort herausbringen.«
    »Aber Kapitän, eben erhielt ich die amtliche Auskunft, daß Ihnen die Startgenehmigung erteilt wurde und daß Sie die letzten Startvorbereitungen träfen. Ich kann Sie nicht gut daran hindern, Kapitän Wong, aber ich rufe an, um Sie zu bitten, hierzubleiben, bis diese Angelegenheit aufgeklärt sein wird…«
    »Wir starten nicht«, sagte Rydra.
    »Hoffentlich nicht«, warf Brass ein. »Ich bin noch nicht mit dem Schiff verbunden.«
    »Anscheinend ist Ihr automatischer James Bond übergeschnappt«, sagte Rydra zu Verdorco.
    »… Bond?«
    »Eine mythologische Gestalt. Verzeihen Sie. Ich meine, TW 55 muß plötzlich einen Rappel bekommen haben.«
    »Ach so. Ja, ich weiß. Er ermordete meinen Bruder und vier wichtige Wissenschaftler und Beamte. Er hätte keine wichtigeren Leute ausgewählt haben können, wenn das Ganze geplant gewesen wäre.«
    »Es war geplant, daran kann es keinen Zweifel geben. TW

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