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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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»Schwer zu sagen. Aber sie sagte, sie hätten die ›Rimbaud‹ abgefangen, bevor sie in die Cygnus-42-Nova fliegen konnte. Ich glaube, ich weiß, warum sie den Eimer hier Tariks Berg nennen. Er muß so groß wie der Felsen von Gibraltar sein; oder wenigstens so groß wie ein verdammtes Schlachtschiff.«
    »Wenn es eine Art Schlachtschiff ist, dann sieht Tarik nicht wie ein militärischer Kommandant aus«, sagte sie.
    »Außerdem werden ehemalige Sträflinge nicht in die Streitkräfte aufgenommen«, brummte Brass. »Möchte wissen, wo wir da gelandet sind.«
    Rydra nahm den Deckel von der Schüssel und schnupperte. »Wir müssen warten, bis Tarik geruht, mit uns zu sprechen. Carlos, Kile, stehen Sie auf. Es gibt gute Hühnersuppe, aber wir haben nur eine Kelle, die wir herumgehen lassen müssen. Brass, sicher haben Sie auch Hunger, nachdem aus unserem Festessen nichts geworden ist.«
    Die drei anderen rollten aus ihren Hängematten und versammelten sich um die Schüssel. »Oh, mein Kopf«, ächzte Carlos mit einem Grinsen. »Ich glaub, ich hab’ einen Kater.«
    »Wer einen Kater hat, grinst nicht so«, sagte Rydra.
    Carlos wischte einen Haarschopf aus seinem Gesicht und zog eine schmerzliche Grimasse. »Der Wein, Kapitän, der Wein. Ich hatte zuviel davon, fragen sie Fenwick … Übrigens, wo sind die anderen alle?«
    »Wenn ich es weiß, werde ich es Ihnen sagen«, antwortete Rydra. Sie schlürfte den Rest der Suppe aus der Kelle und gab sie an Brass weiter. Als die Kelle zum dritten Mal die Runde gemacht hatte, ging die Tür abermals auf, und Tarik sah herein.
    »Wollen Sie mit mir kommen, Kapitän Wong?«
    »Gern«, sagte Rydra und stand sofort auf. »Ist der Rest meiner Mannschaft auch hier?«
    »Die Leute sind alle in verschiedenen Räumen untergebracht. Wenn Sie sie sehen wollen …«
    »Sind sie wohlauf?«
    Tarik nickte.
    »Bis später«, sagte Rydra zu ihren Leuten, dann folgte sie ihm hinaus.
     
    Die Mannschaftsmesse war weit und hoch, mit tonnengewölbter Decke und Galerien entlang den Wänden, die mit Draperien behangen und mit Schlachtengemälden geschmückt waren. Und die Sterne – zuerst dachte Rydra, die ganze Decke sei ein riesiges Fenster; aber es war nur eine gut dreißig Meter lange Projektion der Nacht jenseits des Schiffes. Männer und Frauen saßen an hölzernen Tischen oder standen unter den Arkaden der Galerie. Dort war eine lange Theke, wo Getränke und Speisen abgegeben wurden, und im Hintergrund war durch Fenster und Türöffnungen die Küche zu sehen; ein Dutzend Männer und Frauen in Weiß, beschäftigt mit der Zubereitung des Abendessens.
    Ihre Ankunft wurde von den Leuten mit mäßiger Aufmerksamkeit quittiert. Diejenigen, in deren unmittelbare Nähe sie kamen, salutierten nachlässig, indem sie eine Hand zur Stirn führten. Tarik führte Rydra zu einer gepolsterten Bank in einer Ecke, und sie setzten sich.
    »Um Ihrer Frage zuvorzukommen, Kapitän Wong«, sagte er, »wir befinden uns hier in der Specelli-Region. Welche Position hatten Sie, bevor Sie in den Sog der Nova gerieten?«
    »Wir starteten vom Flottenstützpunkt Armsedge.«
    Tarik nickte. »Sie können sich glücklich schätzen. Die meisten Schattenschiffe hätten Sie ungerührt in die Nova gehen lassen, als Ihre Generatoren versagten. Es wäre eine ziemlich endgültige Entkörperlichung geworden.«
    Rydra nickte und schenkte ihrem Gastgeber ein unbehagliches Lächeln. »Ganz sicher. Aber ich fürchte, ich weiß nicht, was ein Schattenschiff ist.«
    »Die ,Dschebel Tarik’ ist ein.« Tarik lachte glucksend, während er sie aus dunklen Augen musterte. »Sie brauchten es nicht zu wissen, aber ich will es Ihnen trotzdem sagen. Die Specelli-Region ist voll von stellaren Radioquellen und Störungen. Ein Schiff, selbst ein Gebirge wie die ›Dschebel Tarik‹, ist über weitere Entfernungen nicht auszumachen. Diese Verhältnisse sind jenseits vom Wendekreis des Krebses genauso anzutreffen.«
    »Ist das nicht eine Region, die von den Invasoren kontrolliert wird?« fragte Rydra.
    »Der äußere Rand der Specelli-Region ist die Grenze«, sagte Tarik. »Wir patrouillieren das Gebiet und – halten die Schiffe der Eindringlinge in Schach.«
    »Aber nicht offiziell?«
    Er lachte wieder. »Wie könnten wir, Kapitän Wong? In den Specellis können nicht einmal reguläre Kriegsschiffe Befehle und Anweisungen empfangen, wegen der hohen Radiodichte. Es ist eine Kommunikationslücke, und wegen dieser Schwierigkeiten läßt das Hauptquartier

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