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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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der Allianz uns gewähren. Wir tun unsere Arbeit gut; sie schauen in die andere Richtung. Sie können uns weder mit Waffen noch mit Proviant versorgen; darum können sie uns auch keine Befehle geben. Wir sind andererseits gezwungen, gewisse Konventionen und Bestimmungen zu ignorieren. Die Leute von der Flotte nennen uns Plünderer.« Er beobachtete ihr Gesicht, um die Reaktion zu lesen, und fügte dann hinzu: »Wir sind standhafte Verteidiger der Allianz, Kapitän Wong. Aber wenn wir hungrig sind und kein Schiff der Eindringlinge unsere Bahn kreuzt – nun, dann nehmen wir eben, was vorbeikommt.«
    »Ich verstehe«, sagte Rydra. »Bedeutet das, daß wir Ihre Gefangenen sind?«
    Tarik lachte behäbig und klopfte auf seinen Bauch. »Sehe ich so hungrig aus?«
    Rydra lächelte. »Sie sehen sehr wohlgenährt aus, Kapitän Tarik.«
    Er nickte. »Ja«, sagte er, »wir hatten eine gute Zeit. Wäre es anders, würden wir jetzt nicht so freundschaftlich beisammensitzen. Sie sind einstweilen unsere Gäste.«
    »Dann werden Sie uns helfen, die ausgebrannten Generatoren zu reparieren?«
    Tarik hob seine Hand. »Einstweilen«, wiederholte er, »sind Sie unsere Gäste. Sie und Ihre Leute können sich frei an Bord bewegen, wenn Sie sich persönlich für das Wohlverhalten der Mannschaft verbürgen. Aber für Ihr Schiff haben wir keine Zeit.« Seih dunkelhäutiger Blick ging an ihr vorbei, und er hob seinen Arm und rief: »He, Schlächter!«
    Rydra wandte den Kopf und sah den Exsträfling, der mit Tarik und dem Vogelmann in ihrem Raum gewesen war.
    »Was war mit diesem verwaschenen Fleck in Richtung Rigel?« fragte Tarik.
    »Allianztransporter, verfolgt von den Invasoren.«
    Kapitän Tarik kratzte seinen Kopf und verzog das Gesicht, dann entspannte er sich und sagte: »Nein, lassen wir sie beide passieren. Wir haben genug zu essen. Warum unsere Gäste mit Gewalttätigkeit beunruhigen? Dies ist Kapitän Rydra Wong, eine Schriftstellerin…«
    Der hünenhafte Mann schlug seine rechte Faust klatschend in seine linke Hand. Ein paar Leute drehten sich um, und Rydra fuhr erschrocken zusammen. Sie blickte in das kantige, dicklippige Gesicht und sah Feindseligkeit oder Zorn darin, aber es war nicht klar, ob die Gefühle gegen sie gerichtet waren oder nicht.
    »Du hast recht«, sagte Tarik bedächtig. »Aber welcher Mann fühlt in solchen Augenblicken nicht zwei Seelen in seiner Brust, eh, Kapitän Wong?« Er stand auf und nickte dem anderen zu. »Schlächter, bring uns näher heran. Sind sie eine Stunde draußen? Gut. Wir werden eine Weile zusehen und dann …«, er machte eine Pause und lächelte Rydra zu, » … die Eindringlinge verhauen.«
    Der Schlächter, wie er genannt wurde, nickte befriedigt.
    »In Ordnung, Tarik.«
    »Bereite alles vor«, sagte Tarik. »Ich werde unseren Gast begleiten und ihr die Manöver erklären.«
    Der Schlächter ging ohne ein weiteres Wort hinaus. Tarik klatschte in die Hände und beorderte die Anwesenden zu ihren Stationen, und Männer und Frauen erhoben sich gehorsam von den Bänken. Eine halbe Minute später war die Messe leer.
    »Kommen Sie.« Tarik führte sie über einen Aufgang zur Galerie, trat ans Geländer und zeigte in die Dunkelheit und das Sterngewimmel über ihnen.
    »Das Schiff der Allianz kommt dort durch, wo Sie die bläuliche Wolke sehen. Wir haben Spezialausrüstungen, die diesen kosmischen Nebel ziemlich weit durchdringen können, aber ich glaube nicht, daß das Allianzschiff überhaupt weiß, daß jemand hinter ihm her ist. Nun passen Sie gut auf.« Er ging an eine Schalttafel und arbeitete im Halbdunkel an Knöpfen und Hebeln. Im Nebel der Himmelsprojektoren blitzten zwei Lichtpunkte auf. »Rot für Invasoren, Blau für Allianz«, erklärte er. »Unsere kleinen Boote werden gelb sein. Sie können den gesamten Verlauf der Operation von hier aus beobachten und lenken. Unsere sensorischen und navigatorischen Organe bleiben hier an Bord und koordinieren die Manöver, aber bis zu einem gewissen Grade operiert jedes der kleinen Boote selbständig. Es ist eine gute Übung für die Männer, die eine Art Sport darin sehen.«
    »Was für Schiffe sind das?« fragte Rydra mit einem Blick zu den wandernden Lichtpunkten.
    »Das Allianzschiff ist ein Transporter mit militärischen Versorgungsgütern. Der Gegner verfolgt ihn mit einem kleinen Zerstörer.«
    »Wie weit sind sie entfernt?«
    »Ich nehme an, daß es in ungefähr zwanzig Minuten zur Gefechtsberührung kommen wird.«
    »Und Sie wollen

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