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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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sechzig Minuten warten, bevor Sie die Invasoren angreifen?«
    Tarik lächelte. »Ein Transporter hat gegen einen Zerstörer kaum eine Chance.«
    Sie konnte sehen, daß er hinter seinem Lächeln auf ihre Proteste und Einwendungen wartete, und sagte nichts. Nach einer Pause, in der sie die Lichtpunkte beobachtete, meinte sie vorsichtig: »Ich habe noch nie ein Gefecht beobachtet.«
    »Ich hätte Sie mit einem der Boote hinausfliegen lassen können, aber ich weiß, daß die geringe Gefahr dort Gefahr genug ist. Außerdem können Sie den Verlauf des Gefechts von hier aus viel besser verfolgen. Aber bitte entschuldigen Sie mich jetzt; ich muß den Angriff anführen, wie es sich gehört.«
    »Ich würde Sie gern begleiten, Kapitän Tarik«, sagte Rydra, vom Jagdfieber ergriffen. »Es würde ein Erlebnis für mich sein.«
    »Bleiben Sie hier«, sagte Tarik. »Diesmal nehme ich den Schlächter mit mir. Dort ist ein sensorischer Helm, falls Sie die Statisströmungen sehen wollen. Aber durch die Kampfwaffen wird es soviel elektromagnetische Konfusion geben, daß Sie nicht viel davon haben dürften.« Er verbeugte sich knapp. »Ihre Mannschaft wird sich in einigen Minuten hier oben einfinden, und Sie können den Leuten ihren Status als meine Gäste erläutern, wie Sie es für richtig halten.«
    Als Tarik zur Treppe ging, blickte sie wieder zur Projektion des Sternhimmels auf und dachte, was für einen Friedhof Tarik an Bord dieses Riesenschiffs haben müsse; es bedurfte wenigstens fünfzig körperloser Seelen, um alle die sensorischen Ablesungen für die »Dschebel Tarik« und ihre Kampfboote zu machen. Sie sah wieder zur Schalttafel und entdeckte die durchsichtigen Schemen ihrer eigenen körperlosen Begleiter auf der anderen Seite.
    »Wie gut, Sie zu sehen!« sagte sie. »Ich wußte nicht, ob Sie an Bord gekommen waren oder nicht. Wie sieht es mit den Einrichtungen für Körperlose aus?«
    »Gut, Kapitän«, kam die Antwort in ihren Kopf. »Wenn Sie wollen, können wir Sie durch die Unterwelt führen. Man behandelt uns wie Fürsten des Hades.«
    Aus irgendeinem Bordlautsprecher kam Tariks Stimme: »Achtung, Achtung. Die Strategie ist Asyl eins. Psychotiker sammeln sich am Ausgang K, Neurotiker am Ausgang R, Caesar zu empfangen. Los, ’raus aus den Zwangsjacken!«
    Nach wenigen Sekunden erschienen am unteren Rand des projizierten Sternhimmels sechs gelbe Lichtpunkte in zwei Gruppen – die Kampfboote, die den Gegner angreifen würden, sobald er das Versorgungsschiff der Allianz überraschte. »Neurotiker auf sechs-drei beschleunigen, aber Kontakt halten, um Trennungsangst zu vermeiden.« Während statische Störungen aus dem Lautsprecher knisterten und krachten, hörte Rydra verschiedene leise Stimmen durcheinanderreden, als die Bootsführer ihre Meldungen machten und von den Navigatoren der »Dschebel Tarik« mit Kurszahlen gefüttert wurden. Tariks Stimme dröhnte laut dazwischen: »Achtung, Jäger und Gejagter sind im Gefecht. Strategie Asyl eins bleibt weiter gültig.« Der rote und der blaue Lichtpunkt begannen oben im künstlichen Sternhimmel zu blinken. Calli, Mollya und Ron kamen die Treppe herauf, gefolgt von anderen.
    »Was ist hier los?« fing Calli an, doch eine Geste Rydras brachte ihn zum Schweigen.
    »Das rote Licht dort oben ist ein Schiff der Invasoren, das blaue ein Militärtransporter der Allianz. Wir sind die gelben Lichtpunkte weiter rechts.«
    Fünf Minuten später war das blaue Licht verschwunden. Zahlengemurmel und gelegentliche Ausrufe, unterbrochen von strategischen Anweisungen aus Tariks Mund, entquollen in fast unverständlichem Durcheinander den Lautsprechern. Rydra hörte Füßescharren und Flüstern hinter sich und sah, daß der Steward mit dem Rest der Mannschaft auf der Galerie eingetroffen war.
    Die beiden Gruppen gelber Lichtpunkte kamen rasch von zwei Seiten und waren im Begriff, das rote Licht in die Zange zu nehmen, als der Feind die Angreifer bemerkt haben mußte, denn er begann sich zu entfernen. Aber er konnte die Boote nicht abschütteln, solange er nicht auf eine andere Stasisströmung übersprang. Und darauf schien er nicht vorbereitet zu sein. Nach drei Minuten gab er den Versuch auf und entließ drei kleine rote Lichter – seine eigenen Kampfboote, die den Abwehrkampf unterstützen sollten. Sie sammelten sich auf einer Seite und griffen die obere Gruppe der gelben Lichter an. Ein gelber Lichtpunkt erlosch, und die Lautsprecher wurden lebendig.
    »Verdammt, sie haben Schweinsfuß

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