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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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erwischt!«
    »Habt ihr gesehen, wie sie es gemacht haben? Das können wir besser!«
    »Linker Flügel angreifen, während wir die Kampf boote beschäftigen!« rief Tariks Stimme. »Feindabwehr direkt durchstoßen und Feuer frei!«
    Eins der kleinen roten Lichter erlosch, begleitet von einem Triumphgeheul. Während auf der einen Seite zwei gegen zwei Boote standen, waren die drei Boote auf der anderen Seite in Keilformation nahe an den roten Lichtpunkt herangekommen. Im nächsten Augenblick schwenkten sie ab, und der rote Lichtpunkt erlosch im Aufblitzen einer Energieentladung.
    Ron sprang auf und nieder und wußte sich vor Begeisterung nicht zu lassen. »Hurra, wir haben gewonnen!« schrie er. »Wir haben gewonnen!«
    »Was heißt ›wir‹?« brummte einer. »Wir haben überhaupt nichts getan.« Die angestaute Anspannung machte sich in einem Stimmengewirr Luft, und die Leute schoben sich zur Treppe, um unten in der Messe den Erfolg ihrer Gastgeber zu feiern.
    Rydra sah, wie die fünf gelben Lichter in weit auseinandergezogener Formation das Kampfgebiet verließen und den Rückflug antraten. Sie fühlte sich seltsam geistesabwesend. Die anderen redeten so langsam, brauchten so unmöglich viel Zeit, um zu sagen, was mit ein paar einfachen …
    »Alles in Ordnung, Kapitän?« fragte Brass’ besorgte Stimme neben ihr. »Ist Ihnen nicht gut?«
    Sie versuchte zu sprechen, aber es kam nur ein Stottern; und sie begriff, daß sie in Babel 17 gedacht hatte und nicht wußte, wie sie in der Sprache antworten sollte. Sie räusperte sich und sagte: »Nichts. Es ist nichts. Ich fühlte mich ein wenig schwindlig; vielleicht vom Hinaufsehen.«
    Als sie es sagte, verflog das Schwindelgefühl.
    »Vielleicht sollten Sie sich lieber hinlegen«, schlug Brass vor. »Arbeit haben wir keine, also ist Ausruhen das Gebot der Stunde.«
    Sie schüttelte ihren Kopf. »Nein, es ist schon gut. Ich werde ein wenig Spazierengehen.« Sie fühlte, daß er sie ungern gehen ließ, aber plötzlich wollte sie allein sein.
    Sie stieg die Treppe hinunter, ging durch die Messe und wanderte ziellos weiter durch die Ebenen des Schiffes. Sie wußte nicht, wie lange sie gegangen war, als sie eine Kreuzung zweier Korridore erreichte, von der außerdem je zwei Rampen zu der oberen und der unteren Ebene führten. Sie blieb stehen, desorientiert und verwirrt, hörte dann ein Geräusch und wandte sich um.
    Ein Trupp von Tariks Leuten überquerte die Kreuzung, Männer in Raumanzügen, die abgeschraubten Helme unter den Armen. Der Schlächter war unter ihnen, und als er Rydra und ihre Verwirrung sah, grinste er und zeigte nach links. Weil ihr die Worte fehlten, lächelte sie bloß zurück und salutierte nach der Art dieser Leute, indem sie ihre Fingerspitzen an die Stirn legte. Als sie durch den rechten Korridor weiterging und über die Begegnung nachdachte, war sie über die Bedeutung hinter seinem Grinsen überrascht. Stolz auf den erkämpften Sieg war darin, ja; und eine einfache und direkte Freude, ihr seine wortlose Hilfe zu leisten. Aber das war auch schon alles. Die erwartete schadenfrohe Heiterkeit über jemanden, der sich verlaufen hatte, fehlte. Ihre Gegenwart hätte sie nicht beleidigt, aber ihre Abwesenheit bezauberte. Sie paßte zu der kantigen Brutalität, die sie an ihm beobachtet hatte, aber auch zu seiner tierhaften Anmut.
    Sie lächelte immer noch, als sie wieder die Mannschaftsmesse erreichte.

 
2.
     
    Sie lehnte am Geländer des Laufstegs und beobachtete die Aktivitäten im enormen Abgrund des Laderaums unter ihr, wo die Leute der »Rimbaud« mit denen der »Dschebel Tarik« Hand in Hand arbeiteten. Maschinen, Geräte, Lebensmittelvorräte, Ersatzteile und Werkzeugausstattungen kamen mit improvisierten Drahtseilbahnen von den Wracks der zwei Schiffe, wo Demontagetrupps arbeiteten, und wurden im Laderaum sortiert, verpackt und gestapelt.
    Tarik kam über den Laufsteg an ihre Seite und schaute hinunter. Er sah sehr zufrieden aus. »Eine Menge Zeug«, sagte er. »Der Proviant, den der Transporter geladen hatte, wird uns für mindestens ein Jahr ernähren, und die anderen Sachen werden ein paar Millionen Krediteinheiten bringen, denn wir haben den Absatz gut organisiert. Aber ich fürchte, wir werden die ›Rimbaud‹ mit den beiden Wracks zurücklassen müssen. Haben Sie etwas an Bord, das Sie retten möchten, Kapitän Wong?«
    »Einige wichtige Papiere und Tonaufzeichnungen muß ich noch holen«, sagte Rydra. »Ich werde ein paar von meinen

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