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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Offizieren mitnehmen.«
    »Sehr gut, Kapitän«, sagte Tarik. »Sobald wir hier fertig sind, werde ich einen Arbeitstrupp zu Ihnen hinüberschicken, falls es irgendwelche großen Gegenstände gibt, die Sie mitnehmen wollen.«
    »Das wird nicht nötig …«, begann sie. »Ach so, ich verstehe. Sie brauchen Brennstoffelemente, nicht wahr?«
    Tarik nickte. »Und Ersatzteile, Computer und so weiter. Aber wir werden die ›Rimbaud‹ nicht anrühren, solange Sie noch dort zu tun haben.«
    »Ich sehe. Nun, ich glaube, dagegen gibt es nichts zu sagen.« Sie lächelte ihm zu, dann machte sie eine Kopfbewegung in halber Höhe des Laderaums, wo der Exsträfling mit einem Verstärkermegaphon saß und die Lade- und Stauarbeiten überwachte.
    »Ein seltsamer Mann«, sagte Rydra. »Warum war er in der Strafkolonie?«
    »Ich habe ihn nie danach gefragt«, antwortete Tarik, »und er hat es mir nie gesagt. Es gibt viele sonderbare Menschen an Bord der ›Dschebel Tarik‹. Und wenn zahlreiche Menschen auf engem Raumzusammenleben müssen, ist die Möglichkeit zur Zurückgezogenheit wichtig. O ja. In einem Monat werden Sie auch die Erfahrung machen, wie klein dieses Schiff ist, wenn man immer darin lebt.«
    »Ich vergaß mich«, entschuldigte sich Rydra. »Ich hätte nicht fragen sollen.«
    Die vordere Hälfte eines zerstörten feindlichen Kampfboots wurde von einem Kran übernommen, gedreht und langsam heruntergelassen, während Arbeiter mit Bolzenschneidern und Laser-Schneidbrennern bereits anfingen, die Außenhaut zu demontieren.
    Plötzlich schrie ein Mann, der mit der rückwärtigen Trennwand beschäftigt war, erschrocken auf und ließ sein Werkzeug fallen. Der Durchstieg neben ihm war aufgestoßen worden, und eine Gestalt in einem silbrigen Isolieranzug sprang heraus. Sie ließ sich die drei Meter zu Boden fallen und rannte. Beim Aufprall hatte sie den Helm verloren, und Rydra konnte schulterlanges braunes Haar wehen sehen. Der fliehende Überlebende lief schnell, doch mit einer gewissen Unbeholfenheit. Dann bemerkte Rydra, daß die Beleibtheit eine Schwangerschaft von wenigstens sechs Monaten war. Ein Mechaniker schleuderte einen schweren Schraubenschlüssel nach der Frau, aber sie wich ihm aus, so daß er nur ihre Hüften streifte. Sie rannte auf eine Öffnung zwischen den gestapelten Vorräten zu.
    Ein vibrierendes Zischen zerschnitt die Luft, und die Frau krümmte sich im Laufen, strauchelte und fiel auf die Seite. Als sie wieder hochzukommen suchte, zischte es noch einmal, und sie brach zusammen. Ihre Beine zuckten und stießen matt, dann lag sie still.
    Oben auf der Plattform schob der Schlächter seine Energiewaffe in den Gürtel.
    »Das war unnötig«, sagte Tarik mit einem schmerzlichen Seufzen. Doch Rydra sah in seinem Gesicht, daß es nicht der zweifache Tod dort unten war, der ihn schmerzte, sondern die Peinlichkeit, als Gentleman bei etwas Häßlichem erwischt worden zu sein. Sie wußte, was er zur Rechtfertigung sagen würde, und so kam sie ihm zuvor und sagte selbst: »Die Invasoren schrecken nicht davor zurück, schwangere Frauen in Kampfschiffe zu stecken. Sie glauben, ihre Reflexe seien schneller.« Er warf ihr einen überraschten Blick zu, sichtlich erleichtert, und begann sich zu entspannen.
    Der Schlächter stieg die Eisenleiter zum Laufsteg herauf und kam auf sie zu. Sein Gesicht blickte düster, seine Faust schlug ungeduldig gegen den gespannten Oberschenkel unter der verblichenen Arbeitshose. »Sie sollten alles bestrahlen, bevor es an Bord kommt«, grollte er Tarik an. »Aber sie wollen nicht hören. Das war jetzt das zweite Mal innerhalb von zwei Monaten.«
    Unten im Laderaum beugten sich die Stauer über den Leichnam.
    »Nächstes Mal werden sie es tun«, erwiderte Tarik mit ruhiger, leiser Stimme. »Schlächter, du scheinst Kapitän Wongs Interesse erregt zu haben. Sie möchte gern wissen, was für ein Bursche du bist, aber ich konnte es ihr wirklich nicht sagen. Vielleicht kannst du ihr erklären, warum …«
    »Kapitän Tarik«, unterbrach Rydra hastig, irritiert vom düsteren Blick des Schlächters, »ich würde jetzt gern zu meinem Schiff gehen und meine Sachen herausholen, bevor Sie mit dem Ausschlachten anfangen.«
    Tarik und der Schlächter tauschten einen kurzen Blick aus, dann nickte der Kapitän. »Selbstverständlich.«
     
    »Nein, kein Ungeheuer, Brass.« Sie sperrte die Tür zur Kapitänskabine der »Rimbaud« auf und ging hinein. »Er denkt nur zweckmäßig. Es ist wie…« Und sie

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