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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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unhörbarer Gong durch die Halle, blitzte rot in der indigofarbenen Flut, und Rydra hielt nach Tarik und dem Schlächter Ausschau, denn deren Namen waren in der Angst. Aber sie fand keinen der beiden in der Messe; statt ihrer einen dünnen Mann namens Geoffry Cord, in dessen Gehirn Angstsignale mit Gedanken wütender Entschlossenheit abwechselten.
    Unfähig, sich der finsteren Faszination dieses von Mordplänen brodelnden Geistes zu entziehen, beobachtete Rydra, wie er zwischen hochfliegenden Zukunftshoffnungen, zur Tat drängendem Haß und jämmerlicher Angst hin und her schwankte. Er wollte hinter dem Tisch vorbeigehen, wo Tarik sitzen würde, und ihm den vergifteten Dolch, den er um seinen rechten Unterschenkel geschnallt hatte, zwischen die Rippen stoßen. Dann wollte er auf seinen hohlen Zahn beißen, der mit Drogen halluzinogener und Hypnose erzeugender Art gefüllt war, so daß sie nach seiner Gefangennahme denken würden, er stehe unter jemandes Kontrolle. Schließlich würden sie eine abenteuerliche Geschichte aus ihm herausbringen, in vielen schmerzhaften Stunden unterhalb der hypnotischen Ebene in sein Bewußtsein programmiert: daß er unter Kontrolle des Schlächters stehe und von ihm gesteuert werde. Darauf würde er es irgendwie fertigbringen, ein paar Minuten mit dem Schlächter allein zu sein, würde ihn in die Hand oder in den Arm beißen und mit denselben Drogen infizieren, die seinen eigenen Mund vergifteten. Der Schlächter würde hilflos sein, und er würde ihn hypnotisch kontrollieren, und wenn der Schlächter schließlich Tariks Erbe als Herr der »Dschebel Tarik« anträte, würde Geoffry Cord sein Leutnant sein, wie der Schlächter jetzt Tariks Leutnant war. Und er würde den Schlächter genauso kontrollieren, wie der Schlächter jetzt Tarik kontrollierte, und es würde ein Regime der Härte und Disziplin geben…
    Rydra riß ihre Aufmerksamkeit von seinen Tagträumen los und konzentrierte sich auf Tarik und den Schlächter. Sie sah keine hypnotischen Erscheinungen oder Beeinflussungen, aber sie sah, daß die beiden nicht an die Möglichkeit eines Mordanschlags dachten und unvorbereitet waren. Während sie überlegte, ob sie zu Tarik gehen und ihn warnen solle, sah sie Geoffry Cord wie zufällig von der Seite den Tisch ansteuern, wo Tarik und der Schlächter eben ihre Plätze eingenommen hatten. Wenn sie den Mord verhindern wollte, mußte sie sofort etwas unternehmen. Und sie durfte nicht zulassen, daß dieser Verrückte mit seiner Tat ihren Plan, zum Hauptquartier zu reisen, zunichte machte.
    Sie stand auf und ging ihm entgegen. Sie hatte keine klare Vorstellung, was sie tun sollte, aber sie wußte, daß Cord von seiner Idee besessen und zum Handeln entschlossen war. Als er noch drei Meter von Tarik entfernt war, vertrat sie ihm den Weg und blickte in sein schmales, schwitzendes Gesicht.
    »Kehren Sie um«, sagte sie mit halblauter, scharfer Stimme. »Ich weiß, was Sie vorhaben. Es wird Ihnen nicht gelingen. Es wird Sie selbst um Kopf und Kragen bringen.«
    Geoffry Cord starrte sie entgeistert an, dann wurde die momentane Panik des ertappten Täters von verzweifelter Wut überlagert. Plötzlich war das vergiftete Messer draußen, das sie zuvor nur durch seine Gedanken gesehen hatte, und zielte auf ihren Magen. Er stürzte sich auf sie.
    Sie sprang zurück, stieß mit dem Fuß nach seinem Handgelenk und schrie um Hilfe. Geoffry Cord riß seinen Kopf nach rechts und links, daß seine schwarzen Haare flogen, sah sich unbedroht und erneuerte seinen Angriff mit einem wilden Sprung.
    Diesmal wäre es um Rydra geschehen gewesen, hätte nicht ein Mann hinter Cord die Gefahr erkannt und ihm ein Bein gestellt. Der Attentäter strauchelte, bevor er sie erreichte, und landete auf Händen und Knien.
    Ringsum sprangen die Leute von den Bänken auf. Brass kam von ihrem Tisch gerannt, Tarik kam von der anderen Seite. Und der Schlächter hatte sie bereits erreicht, trat zwischen sie und Cord, der langsam aufstand und geduckt stehenblieb, das Messer noch immer in der Rechten.
    »Was hat das zu bedeuten? Was ist geschehen?« fragte Tarik.
    Cords schwarze Augen wanderten von einer Pistolenmündung zur nächsten. Er bewegte sich nicht.
    »Ich habe kein Verständnis für Angriffe auf meine Gäste.«
    »Dieses Messer war für Sie bestimmt, Kapitän Tarik«, keuchte Rydra. »Er wollte Sie töten und den Schlächter unter hypnotische Kontrolle bringen, um das Schiff zu beherrschen.«
    »Ah«, sagte Tarik. »Einer

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