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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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redete noch länger auf ihn ein, bis seine Zähne durch die Bartwildnis blitzten und er grinsend den Kopf schüttelte. »Ich weiß, Sie haben einen Narren an ihm gefressen, Kapitän«, sagte er, »aber ich kann das nicht verstehen.«
    »Macht nichts, Brass. Geben Sie mir doch bitte die Bänder, die dort auf dem Tisch liegen. Ich möchte sie noch einmal abspielen.«
    Brass reichte ihr die Spulen. »Was für Bänder sind das?«
    »Aufzeichnungen von den letzten Babel-17-Dialogen, die wir vor dem Start in Armsedge aufgenommen hatten.« Sie setzte die erste Spule ein und ließ das Gerät laufen.
    Ein melodiöser Wortschwall ergoß sich aus dem Lautsprecher. Rydra ließ das Band langsamer laufen und fing von vorn an. Nun konnte sie ganze Passagen verstehen. Das Komplott zur Übernahme des Agenten TW 55 wurde in wenigen Sätzen mit halluzinatorischer Farbigkeit umrissen. Solange sie verstand, war das Zuhören wie ein Dahingleiten durch psychedelische Wahrnehmungen, und um so enttäuschender fand sie es, wenn das Verstehen sie verließ und sie wie vor einer Wand stand. Dann mußte sie sich mühsam von neuem konzentrieren und versuchen, jenen Zustand von besonderer Sensibilisierung und geschärfter Intuition zu erreichen, der bei ihren lückenhaften Kenntnissen die Voraussetzung zum Verstehen war.
    »Kapitän Wong? Störe ich?«
    Es war Ron. Sie schaltete das Gerät aus und sagte: »Es ist schon gut. Was gibt es?«
    »Ich fand dies hier in der Pilotenkabine.« Er hielt eine kleine Tonbandspule hoch.
    »In meiner Kabine?« sagte Brass ungläubig. Er trat näher und sah die Spule an, dann Ron. »Nie gesehen. Was hat das in meiner Kabine zu suchen? Ich habe gar kein Abspielgerät.«
    Rons Züge schienen miteinander um einen Ausdruck zu ringen. »Ich habe das Band eben beim Steward abgespielt«, sagte er. »Es ist Kapitän Wongs Bitte um Startgenehmigung vom Raumhafen Armsedge und der Befehl für den Steward und den Maschinenraum, alle Startvorbereitungen zu treffen.«
    »Von mir?« sagte Rydra. »Ausgeschlossen!« Sie nahm die Spule aus Rons Hand, starrte sie stirnrunzelnd an. »Diese Spule ist aus meiner Kabine hier. Ich erkenne sie, weil sie dreispeichig ist, wie alle Tonbandspulen, die ich selbst mitbrachte. Die Spulen, die hier an Bord waren, sind alle vierspeichig. Das Band muß aus diesem Gerät gekommen sein.«
    »Also«, sagte Brass, »anscheinend hat sich jemand eingeschlichen und das Band besprochen, als Sie draußen waren.«
    »Wenn ich fort bin, ist die Kabine abgesperrt, und die Tür ist so sicher, daß nicht mal eine körperlose Fliege durch einen Spalt kriechen könnte.« Rydra setzte die Spule ein und ließ das Gerät anlaufen. Aus den Lautsprechern kam ihre eigene Stimme, unverkennbar echt, und bat den Kontrollturm von Armsedge um sofortige Starterlaubnis. Als das Band durch war, schüttelte sie verwirrt ihren Kopf.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte sie. »Es war meine Stimme, aber ich habe diese Befehle nicht gegeben. Wenigstens nicht bewußt. Auf alle Fälle weiß ich jetzt, was ich wegen Babel 17 unternehmen muß.«
    »Und was ist das?« fragte Brass.
    Rydra blickte von ihm zu Ron und zurück. Unbehagen oder Mißtrauen, was war schlimmer. »Ich kann es Ihnen jetzt nicht sagen«, erwiderte sie, schon auf dem Weg zur Tür. »Ich wünschte, ich könnte es. Aber es würde nach dieser ganzen Sache etwas albern klingen.«
     
    »Aber ich möchte lieber mit Tarik sprechen!«
    Tariks Spaßmacher, der vogelköpfige Klik, plusterte sein Gefieder auf und zuckte die Achseln. »Meine Dame, es wäre mir eine Ehre und ein Vergnügen, Ihnen diesen Wunsch zu erfüllen, aber der Kapitän hat mir ausdrückliche Anweisungen gegeben. Er will nicht gestört sein. Er plant die Reiseroute für die nächsten Monate. Dazu muß er die Strömungen berücksichtigen, sogar die Massenanziehung der Sterne ringsum. Es ist eine mühsame und schwierige Arbeit, und …«
    »Wo ist der Schlächter? Dann werde ich ihn fragen, obwohl ich es vorziehen würde, direkt mit…«
    »Der ist im Biolabor. Gehen Sie durch die Mannschaftsmesse und nehmen Sie den ersten Aufzug bis Ebene zwölf. Dann ist es direkt links.«
    »Danke.«
    Schon von der Tür des Biolabors sah sie seinen runden Kopf und die dicken, etwas eingezogenen Schultern über einer Art Aquarium, wo ein winziger Körper in einer Flüssigkeit schwamm. Der Schlächter wandte sich um, sah sie und sagte: »Es ist tot. War noch nicht lebensfähig. Vielleicht sechseinhalb Monate alt. Aber ich

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