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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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nickte. »Was machen Sie hier?«
    »Als ich mich besser fühlte, entschloß ich mich zu einem kleinen Spaziergang«, erklärte sie ihm. »Welcher Teil des Schiffes ist dies?«
    »Das Quartier der Körperlosen.«
    »Ich hätte es mir denken sollen.« Sie gingen langsam nebeneinander her. »Gehen Sie auch nur so spazieren?« fragte sie.
    Er schüttelte seinen schweren Kopf. »Ein fremdes Schiff kommt in unserer Nähe vorbei, und Tarik will seine sensorischen Vektoren.«
    »Freund oder Feind?«
    Der Schlächter zuckte mit der Schulter. »Bisher ist nur bekannt, daß es kein menschliches Schiff ist.«
    In den Teilen der erforschten Galaxis gab es neun Spezies mit interstellarem Verkehr. Drei hatten sich mit der Allianz verbündet, vier mit den Invasoren. Zwei hielten sich aus der Sache heraus.
    Sie waren weit in den körperlosen Sektor geschlendert. Rydras Augen hatten sich der Beinahe-Dunkelheit angepaßt, und sie sah die flüchtigen Lichteffekte der Transferenergien. Zwischen Wänden aus blauem Nebel, die keine Ecken hatten, schwebten Geistererscheinungen, die sich von einem Moment zum anderen aufzulösen schienen.
    Seine dunklen Augen unter den derbknochigen Brauen blickten sie von der Seite an, und nach einigen weiteren Schritten blieb er stehen und fragte: »Warum haben Sie Tarik vor Cord gerettet?«
    In seiner Frage schien kein Einwand enthalten, nur ethische Neugierde. Sie sagte: »Weil ich ihn schätze, und weil ich ihn brauche, um zum Hauptquartier zu gelangen. Außerdem wäre es mir nicht möglich gewesen, einfach dazustehen und zuzusehen, wie er Tarik das vergiftete Messer in den Rücken gestoßen hätte.« Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Wissen Sie, wer ich bin?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Woher kommen Sie, Schlächter? Auf welchem Planeten sind Sie geboren? Und wie ist Ihr richtiger Name?«
    Er zuckte die Achseln. »Mein Kopf«, sagte er nach einem Moment. »Die Ärzte sagten, es sei etwas nicht in Ordnung. Etwas mit dem Gehirn.«
    »Die Ärzte auf Titin?« fragte sie.
    Er nickte.
    »Warum hat man Sie dann nicht ins Krankenhaus gebracht?«
    »Das Gehirn ist nicht verrückt, sagten sie.« Er hob seine Linke. »Diese Hand hat in drei Tagen vier Gebäude mit Thermit in die Luft gesprengt. Dieser Fuß hat einem Hauspolizisten der Telechron-Bank den Schädel eingetreten. Da gab es eine Menge Geld, mehr als ich tragen konnte. Ich schleppte vielleicht eine halbe Million Krediteinheiten weg. Nicht viel.«
    »Sie raubten der Telechron-Bank eine halbe Million Krediteinheiten?«
    »Drei Tage, elf Menschenleben, vier Gebäude: alles für eine halbe Million Krediteinheiten. Aber Titin war kein Vergnügen.« Er verzog sein Gesicht zur Grimasse.
    »Ich hörte schlimme Geschichten über Titin«, sagte Rydra. »Wie lange dauerte es nach der Tat, bis man Sie fing?«
    »Sechs Monate.«
    »Da sind Sie ihnen ziemlich lange ausgewichen. Sechs Monate, nach einem spektakulären Bankraub; das ist nicht schlecht. Und Sie haben einen Kaiserschnitt gemacht und den noch nicht siebenmonatigen Embryo längere Zeit am Leben erhalten. In diesem Kopf ist etwas.«
    »Die Ärzte sagten, daß ich nicht dumm sei.«
    »Aber was sei nicht in Ordnung, sagten sie?«
    »Amnesie und Aphasie, aber mit dem Sprechen klappt es inzwischen wieder.«
    »Dann muß es Ihnen wirklich übel ergangen sein. War das vor oder nach dem Bankraub?«
    »Vorher.«
    Sie versuchte zu ordnen, was sie erfahren hatte. »Etwas stieß Ihnen zu, das Ihnen Gedächtnis und Sprache nahm … und dann beraubten Sie als nächstes die Telechron-Bank? Welche Telechron-Bank?«
    »Auf Rheal V.«
    »Dann war es nur eine kleinere Filiale, aber immerhin. Und Sie blieben danach noch sechs Monate auf freiem Fuß, bevor man Sie faßte. Haben Sie irgendeine Vorstellung, was mit Ihnen geschah, bevor Sie Ihr Gedächtnis verloren?«
    Der Schlächter zuckte wieder die Achseln.
    »Sicherlich haben die Ärzte und Polizeiorgane über die Möglichkeit nachgedacht, daß Sie unter Hypnose für andere arbeiteten.«
    Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment wich der Nebel, und vor ihnen trieb ein zerbrechlich aussehendes Gebilde in sternfunkelnder Nacht. Sie hatten eine sensorische Öffnung erreicht, aber sie sendete in Frequenzen, die denen gewöhnlichen Lichts ähnlich waren. »Da«, sagte der Schlächter, »da ist das fremde Schiff. Es ist von Ciribia IV. Die halten es mit der Allianz.«
    »Ein sehr komisches Schiff«, sagte sie. »Man möchte meinen, daß ein so wacklig aussehendes Vehikel

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