Babel 17
Nase?«
»Staubig hier unten, Kapitän. Wann haben sie diese Gruft das letzte Mal ausgefegt?«
»Der Staub interessiert mich nicht. Funktioniert alles?«
»O ja, alles in Ordnung.« Ein geisterhaftes Niesen ergänzte die Auskunft.
»Gesundheit. Steward, alles klar?«
»Alles klar, Kapitän.«
»Navigation?«
»Wir sind bereit, Kapitän. Mollya lehrt Calli Judo. Aber ich bin auf dem Posten und werde sie rufen, sobald etwas passiert.«
»Sie sollen aufhören. Diesmal wird es ernst.«
Der Schlächter beugte sich zu ihr, streichelte ihren Arm und lachte.
»Ich mag meine Leute«, sagte sie. »Ich hoffe nur, daß wir sie nicht brauchen werden. Einer von ihnen ist ein Verräter, der schon zweimal versucht hat, mich zu erledigen. Ich möchte ihm nicht gern eine dritte Gelegenheit geben. Aber wenn es sein muß, werde ich diesmal mit ihm fertig, denke ich.«
Die Warnsirene heulte, und das Bodenpersonal verließ den Hangar im Laufschritt. Eine Minute danach öffneten sich die Ejektorluken, und die Beschleunigung des Katapults preßte Rydra in ihren Sitz. Im Brückenraum wurde es dunkel, und die Lichterwelt der Himmelsprojektion mit ihren Sonnen und fernen Gasnebeln drängte herein. Im Hintergrund murmelte der Sprechverkehr zwischen der »Dschebel Tarik« und den Kampfbooten aus den Lautsprechern. Dann meldete sich Tariks trockene Stimme mit dem Angriffsbefehl.
» …zwei, eins, null«, zählte der Schlächter im Flüsterton mit. Rydra fühlte das Boot springen; die Sterne begannen sich zu bewegen. Zehn Sekunden später sah sie von schräg unten den stumpfnasigen Invasor herangleiten.
»Häßlich, nicht?« sagte sie.
»Die ›Dschebel Tarik‹ sieht ungefähr gleich aus, nur kleiner. Wenn der da oben die Luken aufmacht, kommen zehn oder zwölf Kampfboote heraus. Mir wäre wohler, wenn der Ciribier uns zu Hilfe käme. Ich fürchte, der Überraschungseffekt wird sich nicht so sehr zu unseren Gunsten auswirken. Wenn wir fünf oder sechs feindliche Kampfboote ohne eigene Verluste erledigen können, ist der Gegner immer noch so stark wie wir. Wir werden eine Menge Glück brauchen …«
»Wir können nicht einfach eine Atomrakete auf sie schießen?«
»Sie haben radargesteuerte Ablenker, die das Zielprogramm unbrauchbar machen und die Rakete zurückschicken würden. Die Bombe würde unter Tariks Hintern explodieren.«
»Dann bin ich froh, daß wir die Mannschaft bei uns haben. Vielleicht werden wir schnell das Weite suchen müssen.«
»Wenn sie uns weglassen«, sagte der Schlächter grimmig.
Es fing so schnell an, daß Rydra sich von dem Geschehen überrumpelt fühlte. Drei Kampfboote waren offenbar unentdeckt auf zwei Kilometer an den Koloß herangekommen. Nun feuerten sie gleichzeitig auf die Ejektorluken. Erst als Rydra das Vibrieren des Rumpfes um sich fühlte, und des Schlächters Finger auf den Feuerknöpfen sah, begriff sie, daß auch ihr Boot in den Kampf eingegriffen hatte.
Rauchwolken und grelle Lichtblitze hüllten den riesigen Schiffskörper ein, aber als seine Fortbewegung ihn aus dem Angriffsbereich trug, zeigte sich, daß seine Hangars und Katapulteinrichtungen nur teilweise vernichtet worden waren. Die intakten Ejektorluken klappten auf und entließen eine beunruhigende Zahl von Kampfbooten.
»Neun Stück«, knurrte der Schlächter. »Das sieht nicht gut für uns aus.«
»Ich habe eine Idee«, sagte Rydra. »Sehen Sie die Position des Ciribiers? Wenn wir zwischen ihn und den Feind gehen, wird ihm einiges von dem, mit dem sie uns beschmeißen, um die Ohren fliegen. Das sollte ihn zum Eingreifen bewegen.«
»Nicht übel, aber es geht nur, wenn wir mehrere feindliche Kampfboote auf uns ziehen können. Das Wichtigste ist, daß sie nicht an die ›Dschebel Tarik‹ herankommen.«
»Richtig. Versuchen wir es mit zwei Booten, ja?«
Der Schlächter nickte und verständigte seinen Kollegen. Beide Boote lösten sich aus der Fernsteuerung und folgten einem Kurs, der sie in aufwärtsschwingendem Bogen vor die Reihe der sich formierenden feindlichen Kampf boote brachte. Ein kurzer Feueraustausch über eine zu weite Distanz, und vier Gegner nahmen die Verfolgung auf. Der Schlächter lachte.
»Jetzt werden wir sie dem Ciribier vorführen, vor ihnen wegtauchen und uns hinter sie setzen. Dann können wir sie ins Kreuzfeuer nehmen.«
Zwei Minuten später ging die Rechnung auf. Voraus war der zerbrechlich aussehende Ciribier wie eine aus Pingpongbällen und Federn zusammengebastelte phantastische Gondel. Brass
Weitere Kostenlose Bücher