Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
Vom Netzwerk:
irgendwo zwischen der Gerichtsmedizin und dem Friedhof verschwunden sein.
    Zunächst erklärte er ihr die üblichen Abläufe, wie der Arzt am Tatort einen nicht natürlichen Todesfall feststellte und die Staatsanwaltschaft eine Obduktion anwies. Dann kam er auf Madame Vendome zu sprechen.
    »Es war alles wie immer. Wir haben die Leiche im Annahmebereich registriert, sehen Sie. Hier.« Er reichte ihr die Papiere.
    Babel sah nur unzählige Abkürzungen und Formeln, die ihr unverständlich blieben. Trotzdem nickte sie, als wüsste sie, wovon er sprach. Sonjas Leben schrumpfte auf drei Seiten mit Nummern und Stempeln zusammen, deren Ecken bereits umgeknickt waren und an einer Stelle einen Riss aufwiesen.
    Unangenehm berührt legte Babel die Papiere zurück auf die Tischplatte.
    »Danach kam sie in eine Kühlzelle. Auch dort war alles wie immer. Die Körper liegen in einem Leichenplastikbehälter. Diese spezielle Leiche lag ganz oben. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    Er führte sie am Untersuchungsraum vorbei, in den sie nur einen kurzen Blick warf. Der Anblick der großen Waage bescherte ihr eine Gänsehaut. Vor ihrem geistigen Auge blitzten Männerhände in Gummihandschuhen auf, die ein triefendes Organ hielten – und auf einmal dachte sie wieder an all die Blutrituale, die sie selbst durchgeführt hatte. Allerdings hatte sie dabei nie mit menschlichen Organen gearbeitet.
    Weiter ging es über einen Flur, der mit braunen Fliesen ausgelegt war. Die Farbe war sicher nicht unbeabsichtigt gewählt worden. Der Kühlraum selbst war schlicht und weiß. An der hinterer Wand stand ein Rollregal, in dem viergeschossig Bahren angebracht waren. In einigen befanden sich die von Mahler beschriebenen Plastikbehälter, und es gehörte nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen, was sie enthielten. Babel konnte die Anwesenheit mehrerer Toter spüren, vielleicht waren es die Geister dieser leblosen Körper vor ihr. Oder auch deren Vorfahren.
    Mahler zeigte auf die oberste Schiene, bevor er die Hände in die Hüfte stützte. »Dort kriegt man sie nur mit einem Hubwagen wieder runter. Es ist mir wirklich ein Rätsel, wie sie da jemand heimlich wegbekommen haben soll.«
    »Ist so was denn schon mal vorgekommen?«
    »Nicht bei uns.« Er klang beinahe beleidigt.
    »Bei anderen?«
    »Na ja, alle Jubeljahre kann schon mal was schiefgehen, immerhin ist niemand vor Fehlern oder Mutwillen geschützt.« Nervös sah er zu Boden. »Aber das ist wirklich die absolute Ausnahme. Die Bestimmungen sind streng.«
    »Was hat die Polizei gesagt?«
    »Die Spurensicherung hat nichts gefunden. Das Schloss war offen, keine Einbruchsspuren.« Missmutig zog er die Brauen zusammen.
    Sie konnte sich denken, worüber er verstimmt war – immerhin lenkten fehlende Einbruchsspuren den Verdacht auf alle Mitarbeiter des Instituts, die einen Schlüssel besaßen.
    »Sehen Sie, ich würde für meine Mitarbeiter die Hand ins Feuer legen«, sagte Mahler. »Menschlich kann ich mich vielleicht nicht für alle gleichermaßen erwärmen, aber ich traue keinem zu, dass er eine Leiche verhökert. Wir haben komplizierte Auswahlverfahren, bevor wir jemanden einstellen. Das ist kein Beruf wie jeder andere und …« Er zuckte mit den Schultern und blickte wieder zur Seite.
    Neugierig schaute sich Babel um. Sie aktivierte ihr magisches Netz und ließ die Energien in langsamen Wellen über Wände und Boden gleiten. Aber die magische Signatur einer anderen Hexe erfasste sie dabei nicht.
    Magisch Aktive hinterließen Spuren, die andere Hexen als Wärme wahrnehmen konnten, denn ihre Körpertemperatur lag höher als bei normalen Menschen. Bei Ritualen stieg sie oft auf fast vierzig Grad, ohne dass ihnen etwas passierte. Auch Plags und die Abkömmlinge von Dämonen, wie Sam einer war, zeichneten sich durch ungewöhnliche Körpertemperaturen aus, obwohl sie keine Magie wirken konnten.
    In diesen Räumen war jedenfalls kein Ritual ausgeführt worden. Wenn sich hier eine Hexe aufgehalten hatte, dann schon vor längerer Zeit. Das Energienetz des Gebäudes selbst war übersichtlich und zeigte kaum Fluktuation, weil darin so wenig Leben vorkam. Ihr eigenes Energienetz hinterließ ein sanftes Glühen in der Luft.
    Babel wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. Seit Mikhail war sie vorsichtig geworden, davon auszugehen, dass eine fehlende magische Signatur auch ein Beweis dafür war, dass keine Hexe in die Tat verwickelt war. Hexen konnten sich Helfer suchen, wenn sie welche brauchten. Die

Weitere Kostenlose Bücher