Babel 2 - Dämonenfieber
möglichen Versuch, sich an mir zu rächen, hat dich nicht zufällig dazu gebracht, mir hinterherzukommen?«
»Wenn ja, würde ich es jetzt sicher nicht zugeben«, erwiderte er trocken.
Babel schnaufte und warf einen Blick zurück in den Flur. »Wo hast du Urd gelassen? Ich hoffe, sie macht nicht das Treppenhaus unsicher.«
»Bei Mo.«
»Na, da hast du zwei zusammengebracht. Ich weiß nicht, wer schlimmer ist, der Hund oder die kleine Mistkröte.« Kopfschüttelnd wandte sie sich ab und ließ ihre Energien fließen, die das Magienetz der Wohnung abtasteten.
Dort, wo sich die Totenenergie befunden hatte, die während des Mords an Sonja entstanden war, zeigten sich Löcher im Geflecht. Die schwachen magischen Linien zitterten wie im Wind. Das war der Beweis dafür, dass Mikhail die Energie sofort dazu benutzt hatte, einen Dämon zu beschwören.
»Kannst du irgendwas spüren?«, fragte Tom, der ein Stück von ihr abgerückt war, als sie begonnen hatte, Magie zu wirken.
»Nichts, was überraschend wäre, bedenkt man, was hier passiert ist.«
Langsam nickte er. »Da kriegt man eine Gänsehaut, auch ohne magisch aktiv zu sein.«
Gerade als sie ihm sagen wollte, dass sie die Wohnung auf Hinweise durchsuchen sollten, nahmen Babels Energien plötzlich eine Unterbrechung im magischen Netz der Wand wahr – genau an der Stelle, wo sich zwischen den Regalen eine Lücke von ungefähr einem Meter befand.
Vorsichtig trat sie an die Wand und legte die Hand gegen die Tapete.
»Was ist?«, fragte Tom.
»Keine Ahnung, hier ist irgendwas.«
Er trat neben sie und klopfte gegen die Wand. Ein hohles Geräusch antwortete ihnen. »Ich glaube, dahinter liegt ein Hohlraum.« Probeweise drückte er gegen das Paneel.
Im ersten Moment tat sich gar nichts, doch als er sich mit mehr Kraft dagegenstemmte, gab die Wand plötzlich nach, und es entstand ein kleiner Spalt rechts von ihnen. Tom hakte die Finger darunter und schob die Wand weiter auf.
»Das kann doch nicht wahr sein. Eine Geheimtür.« Ungläubig sah sie ihn an. »Viel dramatischer geht es wirklich nicht.«
»Wohl eher ein abgetrennter Raum. Ich glaube nicht, dass diese Tür irgendwo hinführt.«.
Tatsächlich eröffnete sich dahinter ein weiteres kleines Zimmer.
»Unglaublich, das habe ich beim ersten Mal gar nicht gemerkt.« Vorsichtig ging Babel hinein.
»Der Sinn einer Geheimkammer ist ja auch, dass du sie nicht entdeckst.«
»Danke, du Besserwisser. Wahrscheinlich hat sie sie mit einer magischen Barriere verschleiert. Zu schwach, um Aufmerksamkeit zu erregen. Hätte ich genauer hingeschaut, hätte ich es sicher gemerkt, aber damals war ich abgelenkt. Vermutlich hat sich die Barriere gelöst, als …«
Er räusperte sich. »Schon klar.«
Erstaunt stellte sie fest, dass es sich bei dem Raum um ein kleines Labor handelte. Auf einer Werkbank standen mehrere Glasbehälter, UV-Lampen und Chemikalien. Außerdem gab es einen Kühlschrank, der leise vor sich hin brummte. An allem klebte noch Sonjas magische Signatur. Babel hatte gewusst, dass Sonjas Spezialität Tränke gewesen waren, aber das hier sah nicht mehr nach einfacher Kräuterkunde aus, dafür war es zu professionell.
Fasziniert fuhr sie mit den Fingerspitzen über die Werkbank, auf der sich wochenalter Staub gesammelt hatte. »Was zum Henker hat sie hier getrieben?«
Nacheinander nahm Tom einige der Gläser in die Hand, die in einem Regal standen und mit schmalen Aufklebern beschriftet waren. »Auf den ersten Blick würde ich sagen, sie hat Medikamente hergestellt.«
»Du machst Witze.«
Er schüttelte den Kopf. »Aus einigen dieser Sachen kannst du hübsche Cocktails machen. Der gefährlichen Sorte.«
»Du meinst, das ist der rechte Zeitpunkt, um mal über unsere jeweilige Erfahrung mit Drogen zu reden? Also, du erkennst offenbar Chemikalien, die ich nicht auf den ersten Blick identifizieren kann.«
Ein herausforderndes Grinsen antwortete ihr.
»Und da dachte ich, ihr Plags würdet nur mit eurem Bier ums Lagerfeuer sitzen und in die Sterne schauen.« Sie zeigte auf die Werkbank. »Ich habe wirklich geglaubt, dass Sonja ihre Tränke in der Küche herstellt. Nie hätte ich gedacht, dass sie ein Labor betreibt. Vermutlich hat sie der Wirkung ihrer Tränke mit Chemie nachgeholfen.«
Der Gegenstand mit der stärksten magischen Signatur war ein Buch, das auf dem Kühlschrank lag. Vermutlich hatte Sonja das Buch oft in der Hand gehalten. Als Babel danach griff, kitzelte die darin gespeicherte Magie sie an
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