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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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aus verwittertem Holz, und der Schriftzug verblasste langsam unter dem Einfluss des Wetters. Der Name darauf war längst zu ihrer Fassade geworden, genau entgegengesetzt zu dem, was Madame Vendome für Sonja dargestellt hatte.
    Du bist nicht sie. Du atmest ja noch.
    Der spöttische Ton klang ganz nach Sam, und es wunderte Babel nicht.
    Vielleicht ist das nur Glück.
    Ach, Babel, du bist wie diese Tauben auf den Bahnhöfen: Man kann machen, was man will, sie sind einfach nicht totzukriegen.
    Energisch versuchte sie diese Gedanken zu verdrängen. »Ich werde es gleich tun, bevor ich es mir anders überlege«, sagte sie, während sie den Garten durchquerten.
    »Willst du nicht wenigstens …«
    »Was?« Sie drehte sich zu Tom um. »Warten, bis Vollmond ist?«
    Offenbar konnte er über den Scherz nicht lachen.
    »Du musst nicht bleiben, wenn du dich dabei nicht wohlfühlst.
    Ich verstehe das«, bot sie an, als sie die Haustür aufschloss. Aber seine Antwort bestand darin, sie an sich zu ziehen und zu küssen, und dieser Kuss war gleichzeitig ein Tu-was-du-nicht-lassen-kannst und ein Pass-gefälligst-auf-dich-auf.
    »Wow«, sagte sie, als sie wieder zu Luft kam. »Wirst du auf jede schlechte Angewohnheit von mir so reagieren?«
    »Ich baue nur für den Tag vor, an dem du meine schlechten Eigenschaften entdeckst.« Er grinste auf sie herab.
    »Mhm, was könnte das wohl sein? Immerhin haben wir vorhin schöne Frauen und ausschweifenden Lebenswandel bereits ausgeschlossen.«
    »Ach ja?« Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich dachte eigentlich, mit dir hätte ich beides abgedeckt.«
    Lächelnd löste sie sich von ihm und ging in die Küche. »O ja, als ich gestern Urds Futternapf sauber gemacht habe, kam ich mir sehr schön und sehr ausschweifend vor.« Sie nahm eine Packung Milch aus dem Kühlschrank, die dort schon so lange stand, dass sich Babel nicht mehr daran erinnern konnte, wann sie sie gekauft hatte. Auf dem Deckel stand in Toms Handschrift SAU und darunter in ihrer eigenen: Finger weg von den Ritualzutaten!
    Als sie die Küche wieder verließ, griff sie nach seiner Hand und führte ihn die kleine Treppe zum Keller hinab, der durch ein schweres Schloss gesichert war. Auf der Tür prangte ein selbst gemalter Smiley, der es in sich hatte. Ein in das Bild eingewirkter Zauber schnürte jedem die Luft ab, der es wagte, die dahinterliegenden Räume unbefugt zu betreten. Seit sie Tom kannte, war er nie hier unten gewesen. Die magischen Energien, die durch die Tür drangen, konnte er als Plag spüren.
    »Und du willst, dass ich mit dir dort reinkomme?«, fragte er skeptisch.
    »Hast du immer noch Bedenken, dass ich Schrumpfköpfe im Keller aufbewahre?«
    Er antwortete ihr nicht, und seine Haltung verriet ihr, dass er sich bei dem Gedanken daran, ihr Magiezimmer zu betreten, unwohl fühlte. Sie drückte seine Hand, als sie Magie wirkte und sein Energienetz in das der Tür einwob, damit der Zauber ihn erkannte und hindurchließ, ohne ihm zu schaden.
    Wie in den meisten Kellern alter Häuser roch es nach Feuchtigkeit und abgestandener Luft. Im vorderen Teil des Kellers stapelten sich Kisten mit Sachen, die Babel nie weggeschmissen harte, Anhäufungen der letzten Jahre, die Zeugnis über ihr Leben ablegten. Gartengeräte, die sie nie benutzte, Weihnachtsdeko, die ihr jedes Jahr einfiel, wenn die Feiertage schon vorbei waren, und Sachen, die sie längst in die Kleiderspende hatte geben wollen.
    Der hintere Raum war das Magiezimmer, der Ort, an dem sie komplexe Zauber und Rituale durchführte oder auch einfach zur Ruhe kam. Es war aufgeladen mit Babels magischen Energien, und nur sehr selten lud sie jemanden ein. Da war sie wählerisch. Genau wie bei ihrem Bett.
    Die Wand säumten drei deckenhohe Stahlschränke, in denen sie die Zutaten für Zauber und Rituale aufbewahrte. Kräuter, Tierschädel, Weine und Kreide. Der Fußboden aus Stahlemaille mit Grünfarbe fungierte wie eine Tafel und glänzte im Licht der Neonlampe. Zwei hüfthohe schwarze Katzenstatuen an einer Wand waren mit Babels Energie aufgeladen und dienten ihr in Ritualen oft als Energiespender. Ihnen gegenüber hing ein großer Stadtplan, der Auskunft über das magische Netz der Stadt und die Wohnorte der anderen Hexen gab. Im Gegensatz zu Sonjas eigenem Haus hatte sie den Vermerk Madame Vendome schon vor Wochen schwarz übermalt.
    Der Respekt vor einer Toten besteht also darin, ihren Namen von deiner Landkarte zu streichen?
    Warum nicht? Jetzt wird mich dieser schwarze

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