Babel 2 - Dämonenfieber
ihrer Haut an. Es war leicht, zu den Energien darin Zugang zu finden. Das war auch ein Grund, warum sie nicht vorhatte, Clarissa das Feld zu überlassen. Wenn eine Hexe erst einmal einen Platz gefunden hatte, der zu ihrem Energiemuster passte, gab sie ihn für gewöhnlich nicht auf, denn die Suche danach gestaltete sich manchmal so schwierig wie die nach dem richtigen Mann.
Als Tamy langsamer an einer Häuserzeile vorbeifuhr, wusste Babel, dass sie angekommen waren. Tamy zeigte auf ein Gebäude, das sich getrost als Bunker bezeichnen ließ, auch wenn es oberirdisch lag. Es war ein rauer Betonklotz, massiv und uneinnehmbar. Davor standen ein paar Koniferen, die sich bereits gelb färbten, weil ihre Wurzeln in der Erde nicht heimisch geworden waren.
»Laut Hausnummer ist es das.« Sie parkte am Straßenrand und zog die Handbremse an. Auch den Scary Bitches wurde der Saft abgedreht, und in der plötzlich eingetretenen Stille hörte Babel ihr Herz überlaut klopfen. Bewegungslos saßen sie im Wagen und starrten auf den Klotz, der so ganz seinem Besitzer entsprach. Keine Schnörkel, keine weichen Enden.
»Du kannst dich nicht immer hinter mir verstecken«, sagte Tamy, aber sie klang nicht unfreundlich.
»Ich verstecke mich nicht hinter dir.«
»Wie nennst du das dann?«
»Eine Sicherheitsleine.« Babel fixierte die Boxhalle, als würde der Teufel darin wohnen. »Hast du schon mal vor etwas Angst gehabt, das du eigentlich nur in deiner Vorstellung kanntest? Du hast immer wieder dran gedacht, und irgendwann hat es sich so aufgebläht, dass du dich kaum noch bewegen konntest vor Angst.«
»Klingt wie das Leben.«
Babel nickte. »Mit Sam ist es genauso.«
»Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, ob du die Montagstreffen nicht eher für diesen Kerl brauchst.«
»Ja, wahrscheinlich.«
Tamy legte ihr die Hand auf den Arm. »Versprich mir was, Babel. Erzähl Tom, dass du hier warst. Wenn dir etwas an ihm liegt, dann veranstalte nicht solche Nummern hinter seinem Rücken. Ich kenne ihn ja nicht so gut, aber er scheint mir der Typ zu sein, der dir einen Fehler verzeiht. Eher als eine Lüge.«
»Ich weiß.« Entschlossen griff Babel nach dem Türgriff. Sie musste sich dieser Sehnsucht nach Sam stellen, vorher würde sie einfach keine Ruhe finden – und sich auch nicht voll und ganz auf Tom einlassen können.
An der Eingangstür hing ein regenverschmutzter Aushängekasten, in dem ein vergilbtes Blatt die Öffnungszeiten verkündete. Alles sehr spartanisch. Die blaue Feuerschutztür ließ sich kaum bewegen, und im Halbdunkel der Halle musste Babel blinzeln. Es roch nach Parkett, Schweiß und Gummi. Trotzdem machte alles einen sehr sauberen Eindruck. Weiter hinten befand sich der Ring, in dem gerade zwei Männer mit einem Trainer standen. Auf der linken Seite hingen Sandsäcke und eine große Tafel, auf die Trainingszeiten und Hinweise gekritzelt waren. Babel erkannte Sams schwungvolle Handschrift. Das hatte sie immer amüsiert, denn für einen Mann seines Kalibers besaß er eine beinahe feminin anmutende Signatur.
Die Wände waren ebenfalls mit Sichtbeton verputzt, sodass die ganze Halle auf den Zweck hindeutete. Hier gab es keine Ablenkungen, man war da, um zu trainieren – oder eben falsch.
Viel war um diese Uhrzeit noch nicht los, aber das war auch nicht verwunderlich. Babel musste zugeben, dass Sam anscheinend wirklich etwas auf die Beine gestellt hatte. Inzwischen betrieb er mehrere dieser Clubs, und die Geschäfte schienen gut zu laufen.
Noch bevor sie ihn sah, spürte sie schon seine Anwesenheit. Eine plötzliche Entladung von Endorphinen rauschte durch ihr Blut, als er durch eine Tür am anderen Ende der Halle trat. Die magische Verbindung, die sie vor Jahren eingegangen waren, bestand immer noch und versetzte ihr Herz in Schwingungen.
Er trug eine dunkle Trainingshose und ein ebensolches Muskelshirt, das seine Oberarme betonte. Die Energie, die von ihm ausging, war deutlich zu spüren, und auch die lauernde Aggression unter der Oberfläche. Ein einziger Blick von ihm machte klar, dass seine Kraft nicht nur Fassade war. Er war der Typ Mann, bei dem sich auch schwere Jungs zweimal überlegten, ob sie sich mit ihm anlegten, denn etwas an der Art, wie er einen Gegner ansah, vermittelte auf seltsame Weise, dass er keine Angst hatte. Es gab viele Männer, die furchtlos waren, aber wenn jemand tatsächlich nie Angst verspürte, dann grenzte das an Verrücktheit – und das ließ sich in einem Kampf schwer
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