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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Spinne, die eine Fliege in ihr Netz lockte. Die Boxhalle war sein Terrain, und sie ahnte, dass er etwas damit bezweckte, wenn er sie dorthin lockte.
    »Du brauchst gar nicht darüber nachzugrübeln, Babel. Es ist ein einfacher Deal, und ich werde nicht davon abweichen. Du kommst her, und ich helfe dir. Simpel.«
    »Simpel.«
    »Genau.«
    Sie glaubte ihm kein Wort. »Du hast dich die letzten Wochen nicht gemeldet.«
    »Hast du das denn gewollt?«.
    An dieser Stelle hätte sie ihm gern einen Fluch an den Hals gehext. Irgendetwas wirklich Unangenehmes. Juckreiz an seinem besten Stück. Oder auch Haarausfall.
    »Na schön«, willigte sie zornig ein. »Wann?«
    »Wie war s mit gleich?«
    »Fein.« Wütend legte sie auf, ohne sich zu verabschieden. »Du Idiot!«, schrie sie das Telefon an, obwohl er es gar nicht mehr hören konnte.
    Sicher, dass du nicht dich meinst?
    Oh, halt die Klappe!
    Aber so einfach würde sie sich nicht geschlagen geben. Was er konnte, konnte sie schon lange. Schließlich hatte er nicht gesagt, dass sie allein kommen sollte.
    Entschlossen wählte sie Tamys Nummer.

10
    Eine Stunde später zeigte ein kurzes Hupen an, dass Tamys BMW vor dem Haus stand. In den getönten Scheiben spiegelte sich die Sonne, und neugierig verfolgte Herr Schneider von gegenüber, wie Babel einstieg. Er war wieder einmal dabei, den Rasen zu mähen, obwohl das Gras mittlerweile die Länge von Streichhölzern hatte.
    Nachdem Babel eingestiegen war, sagte sie: »Danke, dass du mitkommst.«
    »Warum brauchst du eigentlich immer Hilfe, wenn ich versuche, eine Mütze Schlaf zu kriegen?«, brummte Tamy und startete den Motor. Aus der Anlage dröhnten die Scary Bitches, und Tamy trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad.
    »Tut mir leid …«
    »Ich hab nicht gesagt, dass du dich rechtfertigen musst.«
    »Du bist ein Engel, weißt du das?«
    »Ja, ein Engel mit Klappmesser im Stiefel.« Sie grinste. »Aber ich gehe davon aus, dass wir das nicht brauchen.«
    Da wäre ich mir nicht so sicher.
    »Also nur ein bisschen altmodische moralische Unterstützung«, stellte Tamy trocken fest.
    Sorg einfach dafür, dass ich nicht länger als fünf Minuten mit ihm allein bin, dann dürften wir sicher gehen, dass nichts passiert.
    »Weiß Tom eigentlich davon?«
    »Nein.«
    »Hältst du das für klug?«
    Sie hätte Tamy sagen können, dass nichts dabei war. Dass sie nicht vorhatte, die Sache mit Tom zu gefährden, indem sie sich wieder auf Sam einließ – aber die Wahrheit war, dass sie nicht mal selbst wusste, warum sie Sams Hilfe in Anspruch nahm.
    Stattdessen antwortete sie: »Ich hab dich dabei, das ist klug.«
    Aber Tamy schnaufte, als wäre es das genaue Gegenteil. Möglicherweise hatte sie damit sogar recht, wenn man bedachte, wie wenig sie Sam leiden konnte. Sie waren sich einfach zu ähnlich, und keiner von beiden trat auch nur einen Schritt zurück.
    Babel sah aus dem Fenster, vor dem die Stadt in einem bunten Streifen an ihr vorüberzog. An jeder großen Kreuzung hingen die Plakate für die neuen Hallen des Zoologischen Gartens: Gorillas und Tiger, wohin man sah. Straße für Straße näherten sie sich ihrem Ziel, und als sie den Kanal überquerten und die Luft nach Bracke zu riechen begann, kam Babel das erste Mal seit zwei Jahren in das Viertel, in dem Sam wohnte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie es gemieden, um ihm nicht aus Versehen über den Weg zu laufen.
    Für eine Weile war sie damit beschäftigt, aus dem Fenster zu sehen. Fasziniert nahm sie die Veränderungen auf, die in der Stadt passiert waren. Verlassene Ladengeschäfte, neue Dönerstände und graffitibeschmierte Fassaden, an denen noch die Farbe von der Sanierung trocknete. Alte Fabrikgebäude verwandelten sich unter dem Anspruch der neuen Zeit in Büros mit blinkenden Fensterfronten, und wer es nicht besser wusste, konnte den Eindruck erhalten, die Stadt sei auf dem aufstrebenden Ast. Dabei war die Arbeitslosenquote so hoch wie nie, genau wie die Kürzungen im Sozialbereich, weil nicht nur die Wasserwerke in einen Bestechungsskandal verwickelt, sondern auch zusätzliche Kosten für städtische Bauunternehmungen völlig aus dem Ruder gelaufen waren. Und seit Jahren stellten die Straßen einen gefährlichen Hindernisparcours dar, weil jeder Winter die Schlaglöcher und Risse noch erweiterte.
    Trotzdem fühlte sich Babel in dieser Stadt wohl. Schon beim ersten Besuch hatte sie die besondere Verbindung gespürt, und das magische Netz dieses Ortes fühlte sich angenehm auf

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