Babel 2 - Dämonenfieber
mehr Können als das, was sie gemacht hat«, erwiderte Babel sarkastisch.
»Vielleicht hat sie versucht, mit ihren Tränken die Wirkungen bestimmter Drogen nachzuahmen.« Er verschränkte die Arme. »Das liegt doch nahe. Es gibt genug Stoffe in der Natur, die sich dafür eignen. Sie wäre nicht die erste Kräuterhexe, die aus einer Pilzsuppe eine Orgie macht.«
Bei dem Wort Kräuterhexe verzog Babel das Gesicht. Jeder Zehntklässler konnte an psychedelische Pilze kommen, wenn er es wirklich wollte, das war keine Kunst. Dafür musste man nicht magisch aktiv sein.
»Aber ihre Salons liefen gut«, wandte sie ein. »Warum sich in eine Situation begeben, die ihre ganze schöne Welt zum Einsturz bringen könnte, wenn man sie dabei erwischt?«
Sein Blick wurde beinahe bedauernd, als er den Kopf schüttelte. »Deine Naivität erstaunt mich, ich muss schon sagen. Du bist in den letzten Jahren ein braves Mädchen geworden.«
»Wenn du mit brav vernünftig meinst, hast du recht.«
Er seufzte übertrieben. »Was wollen die meisten Menschen?«
»Ihre Ruhe?«
Ungeduldig hob er die Hand. »Wenn sie etwas einwerfen.«
»Vergessen, dass die Welt so beschissen ist, wie sie nun mal ist?«
Er nickte. »Für eine kleine Weile in einer rosa Wolke schweben, sicher und wann. Um das zu erreichen, gibt es verschiedene Wege. Drogen sind einer.«
Magie und die anderen Ebenen ein anderer.
Als würde er ahnen, woran sie dachte, sagte er scharf: »Oder Sex.«
»Das funktioniert nur für euch Männer so einfach«, erwiderte sie, worauf er lachte.
»Nicht, wenn man es richtig macht, meine Schöne.«
»Und du bist dir natürlich sicher, dass du es richtig machst.« Sie formulierte es nicht als Frage, dazu kannte sie ihn zu gut.
Er beugte sich zu ihr, und automatisch schlug ihr Herz schneller. »Hast du etwa nicht das Gefühl, dass wir dabei die Welt hinter uns lassen?«
Manchmal.
Obwohl sie wusste, dass er sie aufzog, jagte ihr seine Stimme eine Gänsehaut über die Arme.
Das nennt man Nähe, und es geht nicht darum, diese Welt zu verlassen, sondern eine neue mit jemandem zu betreten. Das ist ein Unterschied.
»Worauf willst du hinaus? Dass Sonja an etwas gearbeitet hat, das die Leute besseren Sex haben lässt?« Skeptisch runzelte sie die Stirn, aber Sam zuckte nur mit den Schultern.
»Glaub mir, damit kann man Millionen machen. Frag mal die Erfinder von Viagra.«
Sie warf einen Blick zur Tür und flüsterte: »Und deswegen soll sie jemand zum Zombie gemacht haben? Damit sie daran weiterarbeiten kann? An einem Sextrank?« Das klang dermaßen hanebüchen, dass sie beinahe gelacht hätte.
»Ich glaube, du hast keine Ahnung, über welche Summen wir hier reden, Babel. Gerade in solchen Clubs könntest du damit so viel verdienen, dass du für immer ausgesorgt hast. Und es ist ja nicht so, als ob derjenige, der sich die Leiche besorgt hat, dafür töten müsste, nicht wahr?«
»Nein, er bedient sich nur einer lebenden Leiche.« Angewidert verschränkte sie die Arme.
»Ja, aber einer Leiche, die immer noch über ihr Wissen verfügt. Alles, was er dafür braucht, ist eine gewisse Raffinesse und einen festen Magen, während sie die Arbeit erledigt.«
»Und ein fehlendes Gewissen«, warf sie ein.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Im Grunde ist es sogar recht clever.«
»Es ist widerlich, und bei der bloßen Vorstellung wird mir schlecht!«
In diesem Augenblick kam Monika zurück. Eine Weile unterhielten sie sich noch mit ihr, aber weitere interessante Details erfuhren sie nicht mehr. Nach einer halben Stunde drängte Babel zum Aufbruch, indem sie Sam unter dem Tisch mit der Stiefelspitze anstieß.
Ein paar Minuten ließ er sie zappeln, dann durfte Babel Zeuge werden, wie er sich von Monika mit dem Versprechen verabschiedete, bald mal wieder mit ihr in die Sauna zu gehen. Am liebsten hätte sie ihm wirklich mit dem Stiefel ein Andenken verpasst, aber vermutlich wäre das heuchlerisch gewesen.
Wütend verließ sie das Zimmer. Sie sah sich nicht um, ob er ihr folgte, aber als sie an der Treppe ankam, zog er sie zurück und in seine Arme. Er flüsterte: »Ich liebe es, wenn du eifersüchtig bist.« Dann küsste er sie und drängte sie gegen die Wand.
Sie spürte, wie sich ihre Magie verselbstständigte und die schwarz-weißen Fliesen unter ihren Füßen Risse bekamen, aber sie konnte es nicht verhindern. Wie immer erfasste sie die Leidenschaft, die sie teilten, und trug sie mit sich fort. Als er sie wieder losließ,
Weitere Kostenlose Bücher