Babel 2 - Dämonenfieber
glühten ihre Wangen in einer Mischung aus Erregung, Wut und Scham. Er grinste auf sie herab, sagte aber nichts weiter dazu, nahm sie nur bei der Hand und führte sie die Treppe hinab.
Vollkommen benommen gingen sie durch das Labyrinth zurück. Babels Gedanken kreisten noch immer um die mögliche Erklärung für die Ereignisse der letzten Tage, als ihr auf einmal ein Mann entgegenlief, der ihr vage bekannt vorkam. Ohne ein Wort des Grußes hastete er an ihr vorbei. Er schien sie jedenfalls nicht zu erkennen, sein Blick war fiebrig und zu Boden gerichtet.
Abrupt blieb sie stehen und sah ihm nach, wie er in einem der Räume verschwand.
»Was ist?«, fragte Sam.
Sie deutete auf die Tür, hinter der der Mann verschwunden war. »Das ist ein Mitarbeiter der Gerichtsmedizin. Meier-Lenz, glaube ich. Ich frage mich, was der hier macht?«
»Vermutlich dasselbe wie alle anderen.«
Sie warf ihm einen genervten Blick zu. »Das ist doch kein Zufall, dass der hier ist. Ausgerechnet ein Mitarbeiter aus dem Institut, in dem Sonjas Leiche verschwunden ist …« Sie ging ein paar Schritte auf die Tür zu, aber Sam griff nach ihrer Schulter.
»Da brauchst du nicht reingehen. Das ist privat.«
»Ich denke, hier ist nichts privat?«
»Dann lass es mich anders ausdrücken. Für diesen Raum brauchst du eine spezielle Anmeldung. Glücksspiel. Ist er magisch aktiv?«
»Nein.«
»Dann ist es vielleicht wirklich ein Zufall.«
Sie runzelte die Stirn. Wenn sie eines satt hatte in letzter Zeit, dann waren es Zufälle.
Sie könnte versuchen, mithilfe ihrer Magie hineinzukommen, aber Monika wusste bereits, dass sie nicht hier war, um zu spielen. Es war eine Sache gewesen, Sam mit der Information über Madame Vendome einen Gefallen zu tun, eine ganz andere jedoch, zuzulassen, dass Babel noch weiteren Kunden hinterherspionierte.
Die interessante Frage war doch, ob es sich ein Mitarbeiter der Gerichtsmedizin wirklich leisten konnte, in einem exklusiven Privatclub wie diesem an Glücksspielen teilzunehmen, deren Einsatz sicher nicht vierstellig begann? Und wen er kannte, um überhaupt eine Einladung erhalten zu haben?
»Du hast ihn hier also nicht schon mal gesehen?«, hakte sie noch einmal nach.
»Hör mal, Babel, auch wenn Monika etwas anderes angedeutet hat – ich bin hier nicht Stammkunde. Es gibt viele Gesichter, die ich nicht erkenne. Die meisten, um genau zu sein.«
Nachdenklich nickte sie. Aber Meier-Lenz hier zu sehen, war möglicherweise genau die Spur, nach der sie gesucht hatten. Karl sollte sich diesen Kerl mal vornehmen. Vielleicht fand er etwas Interessantes über ihn heraus. Manchmal musste man eben einfach ein bisschen graben, um auf etwas zu stoßen.
Als sie endlich wieder vor dem Club standen, kühlte die Abendluft angenehm ihre erhitzte Haut.
»Willst du wirklich schon nach Hause gehen?«, fragte Sam. »Ich meine, jetzt, wo du die Sachen schon mal anhast …« Vielsagend schaute er auf ihre Korsage.
Seit wann fragt der Teufel, ob er dich verführen darf?
Bevor sie jedoch antworten konnte, fiel ihr Blick auf Toms alten Kombi, der nicht weit entfernt von ihnen auf der Straße stand. Tom selbst lehnte mit verschränkten Armen an der Motorhaube und sah ihnen entgegen. Seinen Gesichtsausdruck konnte Babel nicht erkennen, aber sie spürte gleichzeitig Freude und Angst. Freude darüber, dass er ihr nach dem Streit gefolgt war, und Angst davor, dass er sich in eine Auseinandersetzung mit Sam verwickeln lassen würde.
»Na, wenn das nicht Prinz Eisenherz ist«, kam es ironisch von der Seite, und sie holte mit dem Ellbogen aus. Befriedigt nahm sie zur Kenntnis, dass Sam schnaufte, als er getroffen wurde.
»Reiß dich zusammen«, warnte sie.
Als sie das Auto erreichten, sah Tom sie nicht an, sondern hatte den Blick stur auf Sam gerichtet. »Steig ins Auto, Babel«, sagte er, und zögerlich trat sie um den Wagen herum.
Sie war nicht der Typ, der sich gern Befehle erteilen ließ, aber in diesem Fall schien es ihr ratsam, Abstand zwischen sich und Sam zu bringen. Außerdem stellte sie Toms Geduld ohnehin auf eine harte Probe, sie wollte ihn nicht noch weiter reizen.
Amüsiert verfolgte Sam ihre Bewegungen, bevor er sich Tom zuwandte. Sein Grinsen wirkte auf einmal in keiner Weise mehr freundlich. »Du kannst hier nicht gewinnen, Kumpel, das ist dir doch klar, oder?«
Tom erwiderte nur stumm den Blick, und Babel spürte diese besonderen Energien eines Plags. Seine Wut hüllte ihn ein wie ein Mantel, und an seinem Kiefer
Weitere Kostenlose Bücher