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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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erkannte sie, dass er die Zähne fest aufeinanderpresste.
    Zwischen Plags und Dämonen herrschte eine tiefe gegenseitige Abneigung, die ihnen in den Eingeweiden saß und im Fall der Dämonen ihren Ursprung darin fand, dass es den Alben gelungen war, in einer anderen Ebene Fleisch zu werden. Dämonen konnten nicht selbst inkarnieren, sondern nur durch Magie in einen Wirtskörper eindringen und ihn übernehmen. Doch dabei waren sie auf eine Hexe oder einen glücklichen Umstand angewiesen; sie besaßen keine Kontrolle darüber.
    Sam teilte den irrationalen Hass seines Vaters auf die Albennachkommen; er hätte den Streit mit Tom auch gesucht, wenn Babel nicht zwischen ihnen stünde.
    Er trat dicht an Tom heran, aber der wich nicht zurück. Er war zwar schmaler als Sam, überragte ihn aber um einen guten Kopf und hatte sich in seinem Leben schon oft genug geprügelt, um sich durch die Geste nicht einschüchtern zu lassen. Sie waren wie zwei Bullen kurz vor dem Revierkampf.
    Zum ersten Mal kam Babel der Gedanke, dass diese ganze Sache vielleicht gar nicht so viel mit ihr zu tun hatte, wie sie annahm. Möglicherweise mussten die beiden auch aufeinanderprallen, nachdem sie sich einmal begegnet waren, weil ihre Natur sie dazu zwang, ganz gleich, ob sich Babel nun für einen von ihnen entschied.
    »Wenn du es so haben willst, können wir das auch anders klären«, sagte Tom und grinste nun ebenfalls. Es wirkte einigermaßen gruselig.
    »Das kann doch nicht euer Ernst sein«, erwiderte Babel. »Soll ich euch vielleicht noch Sekundanten suchen?«
    Tom warf ihr einen verärgerten Blick zu, während sie die Hände auf das Autodach legte und die beiden Männer nacheinander fixierte.
    »Komm schon, Babel, war doch klar, dass das irgendwann passiert«, sagte Sam gelassen.
    »Und natürlich erwartest du, dass ich zusehe, wie ihr euch den Schädel einschlagt, ja?« Nun war ihre Aufmerksamkeit ganz auf ihn gerichtet, und er verstand sie in dieser Hinsicht auch ohne Worte sehr gut.
    »Ich werde ihn schon nicht umbringen.«
    »Ja, du bist dafür bekannt, dass du deine Wut gut im Griff hast, nicht wahr?« Heftig schlug sie mit der Faust aufs Dach. »Mir reicht s jedenfalls für heute. Wenn ihr euch prügeln wollt, dann macht das zu einem anderen Zeitpunkt.« Damit stieg sie ein und knallte die Tür hinter sich zu. Sie konnte nicht hören, was Tom zu Sam sagte, das Gemurmel drang nur schwach zu ihr herein, aber es dauerte nur wenige Sekunden, bis er ebenfalls einstieg und den Motor anließ.
    Als sie losfuhren, sah sie im Rückspiegel, wie Sam ihnen nachschaute. Auf einmal wirkte er nachdenklich und müde, und diese Müdigkeit übertrug sich auf sie. Erschöpft ließ sie den Kopf gegen die Scheibe sinken.
    »Warum bist du gekommen?«, fragte sie leise mit geschlossenen Augen.
    Es dauerte eine Weile, bis Tom antwortete. Er sprach ruhig, vermutlich hatte er gründlich darüber nachgedacht. »Um dir etwas bewusst zu machen. Ich bin nicht naiv, Babel, und ich habe nie daran geglaubt, dass jeder von uns nur einen einzigen Menschen lieben kann. Eigentlich ist das sogar eine ziemlich deprimierende Vorstellung, Liebe so zu begrenzen.«
    Bei seinen Worten wandte sich Babel zu ihm um. Das einzige Zeichen seiner Aufgewühltheit waren die trommelnden Finger auf dem Lenkrad. »Aber?«
    »Ich weiß nicht, ob ich diese Sache zwischen dir und Sam akzeptieren kann. Nicht nur, weil ich ihm jedes Mal das Herz rausreißen möchte, wenn er dich anfasst, sondern weil er ist, wie er ist. Typen wie er nehmen auf nichts Rücksicht. Es ist ihnen egal, wem sie mit ihren Machenschaften wehtun, und das macht mich krank.« Noch einmal machte er eine Pause, in der er tief Luft holte. »Ich weiß aber auch, dass ich dich nicht verlieren will.«
    Seine Großzügigkeit machte sie sprachlos.
    Und auch seine Liebe zu ihr. Sie hätte ihm gern versichert, dass dieses Zugeständnis den Ausschlag dafür gab, sich für ihn zu entscheiden, aber das konnte sie nicht. Stattdessen legte sie ihre Hand auf seine.
    »Ich habe nie wieder einen Mann so geliebt wie Sam. Bis jetzt.«
    »Und was fangen wir jetzt damit an?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Den Rest des Wegs saßen sie schweigend im Auto.
    In dieser Nacht hatten sie keinen Sex, als hätten sie Angst, eine Berührung könnte das dünne Band des Einverständnisses zwischen ihnen zerreißen. Doch sie lauschte seinen gleichmäßigen Atemzügen in der Dunkelheit, und als ihre Magie instinktiv nach ihm griff und ihn mit Wärme umhüllte,

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