Babel 2 - Dämonenfieber
missbrauchte. Doch der Sekt beruhigte die fieberhafte Unruhe ein wenig, die von ihr Besitz ergriffen hatte.
Nach dem ersten Glas zog sie das Foto von Madame Vendome hervor und hielt es Monika entgegen.
»Kannst du dich an sie erinnern?«, fragte Sam, der wohl beschlossen hatte, dass es besser war, wenn er das Gespräch führte.
»O ja, sie ist ja nicht zu übersehen. Es wundert mich, dass sie dir nicht aufgefallen ist.«
Ein träges Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »So oft war ich nun auch nicht hier.«
Ihre Antwort war ein herausforderndes Lachen und ein neugieriger Blick in Babels Richtung.
»Wie oft war sie hier?«
»Ein Dutzend Mal? Im vergangenen Jahr.«
»Was hat sie gemacht?«
Monika nahm langsam einen Schluck Sekt, wobei ihre Zunge über den Rand des Glases leckte. Als sie sich vorbeugte, um das Glas auf dem Tisch abzustellen, bot sie einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté. »Sie war jedenfalls nicht hier, um sich auf die übliche Art zu amüsieren«, antwortete sie trocken. »Ein paar Drinks, ein paar Runden Tanzen, aber hauptsächlich ging es darum, sich umzuschauen.«
»Sie mochte es, zuzusehen?«
»Nein, ich meine es so, wie ich es sage: Sie hat sich umgeschaut.«
»Wonach?«
Ein Schulterzucken. »Das ist schwierig zu sagen. Sie war besessen von allem, was mit Sex zu tun hatte. Aber das Eigenartige war, dass sie dabei nie erregt wirkte. Ich meine, es gibt genug Leute, die hierher kommen und gern zusehen, aber bei ihr war es etwas anderes. Sie wirkte dabei immer wie eine Ärztin, als würde es sie interessieren, wie die Leute ticken.« Sie schüttelte den Kopf. »Manchmal hat sie stundenlang Gespräche geführt, die Leute zu jeder Einzelheit ihres Sexlebens befragt. Heimlich haben wir sie Dr. Sommer genannt.« Wieder lachte sie. »Versteht mich nicht falsch. Sie hat oft genug jemanden mit nach Hause genommen, mit ihrem Aussehen war das nicht schwierig. Aber sie hatte kein einziges Mal Sex hier. Nicht mal in den Zimmern, in denen man seine Ruhe haben kann.« Sie machte eine Pause und runzelte nachdenklich die Stirn. »Wenn du mich fragst, sah sie aus wie jemand auf der Suche nach Kunden.«
»Sonja war keine Hure«, erwiderte Babel.
»Nicht diese Art von Kunden.«
»Drogen«, stellte Sam fest, und es überraschte Babel, wie schnell er die Zusammenhänge erkannte. Aber vielleicht sollte es das nicht – immerhin musste er als regelmäßiger Besucher dieses Clubs wissen, was man in seinen Mauern finden konnte.
Monika schlug die Beine übereinander. Während sie sprach, strich sie mit einem ihrer langen Fingernägel über Sams Oberschenkel, den die vertrauliche Geste nicht zu stören schien. Obwohl Babel wusste, dass er es nur tat, um zu testen, ob sie darüber verärgert war, konnte sie nicht verhindern, dass sie missmutig die Brauen verzog.
»Wir kennen die Leute, die bei uns … nun, sagen wir mal, für diesen Bereich des Amüsements zuständig sind. Immerhin haben wir keine Lust, uns Läuse ins Haus zu holen. Aber es gibt immer wieder Leute, die versuchen, einen neuen Markt für sich zu erschließen. Sie knüpfen bei uns die Kontakte und verlagern die Geschäfte dann nach draußen. Ich habe nie gesehen, wie sie tatsächlich etwas vertickt hat, aber ich denke, sie hat den Markt ausspioniert. Allerdings habe ich nicht den blassesten Schimmer, wofür. Vielleicht für Viagra«, setzte sie amüsiert hinzu.
Sie schien Sam zu vertrauen, wenn sie so freizügig über die Drogengeschäfte des Clubs redete, und Babel fragte sich, was sie dann unter Details verstand, und wie oft er mit ihr geschlafen hatte. Ihr Foto hing jedenfalls nicht in seiner Wohnung.
Plötzlich ertönte aus der Sprechanlage die Stimme eines Mannes, die Monika bat, in die Sicherheitszentrale zu kommen. Es gäbe ein Problem mit einer Kreditkarte. Verärgert stand sie auf und entschuldigte sich. Nachdem sie durch die Tür verschwunden war, schaute sich Babel automatisch nach Kameras um, konnte aber keine entdecken. Dann starrte sie nachdenklich auf die Gläser.
»Willst du meinen Tipp hören?«, fragte Sam und lehnte sich zurück. Dabei spreizte er die Beine in typisch männlicher Manier. Einen Augenblick lang war Babel davon irritiert.
»Bitte, denn für mich ergibt das alles kaum einen Sinn. Ich habe zwar ihr kleines Labor gesehen, aber Sonja war keine Chemikerin. Zur Drogenherstellung fehlte ihr das Wissen.«
»Für ihre Tränke hat’s aber gelangt.«
»Ja, aber die Herstellung von Ecstasy erfordert ein bisschen
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