Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
Vom Netzwerk:
denen ihre Leidenschaften keine Grenzen gekannt hatten. Zu sehen, wie diese Menschen alle Hemmungen verloren und dem Begehren, das sie beherrschte, nachgaben, entfachte auch in ihr ein merkwürdiges Feuer. Nicht im Herzen und nicht im Geschlecht, sondern irgendwo dazwischen, in Bereichen, auf die weder Gewissen noch Verstand Zugriff besaßen.
    Sie wusste, dass Sam ihre Erregung riechen konnte, und sie spürte sein Lauern darauf, dass sie ihr nachgab. Doch noch konnte sie widerstehen. Noch erinnerte sie sich an Toms Griff um ihren Arm und den Wunsch, dieses Feuer hinter sich zu lassen.
    Nach einer Weile kam ihnen zielstrebig eine Frau mit Betty-Boop-Haarschnitt entgegen. Ihr Gang verriet, dass sie kein Gast war. Sie trug einen langen engen Lackrock und eine passende Korsage, deren silberne Haken im Licht blitzten. Scharf gezogene Augenbrauen, so dünn wie Filzstiftstriche, zogen sich bis zu ihren Schläfen, und die rot geschminkten Lippen schimmerten feucht und einladend.
    Der Mund war zu einem Lächeln verzogen, als sie die Hand nach Sam ausstreckte und mit tiefer Stimme sagte: »Samuel.«
    Er griff nach ihrer Hand und küsste sie auf die Innenseite des Handgelenks. »Monika.«
    »Du warst lange nicht mehr hier.« Die Frau betrachtete Babel mit sezierendem Interesse. »Wer ist deine Freundin?«
    »Das ist Babel.«
    Überrascht sah Monika sie an. »Interessant.«
    Was er ihr wohl über sie erzählt hatte? Und bei welcher Gelegenheit?
    »Hör mal, Monika, mein Mädchen sucht eine Freundin, Madame Vendome. Meinst du, du hast ein paar Minuten für uns?«
    »Aber du weißt doch, dass unsere Klienteninformationen vertraulich sind, Sam.« Der Mund lächelte noch, aber ihr Blick war schärfer geworden.
    Da packte er dieses Lächeln aus, das schon unzähligen Menschen weiche Knie beschert hatte und das selbst Babel in den Bann zog. Es war schwer, ihm etwas abzuschlagen, wenn er dabei aussah, als wäre der Heilige Michael persönlich herabgestiegen und würde einen darum bitten, ihn zu korrumpieren.
    »Gelten deine Verschwiegenheitsklauseln auch nach dem Tod der Kunden?«
    Die Frau ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Es schien sie nicht besonders zu beunruhigen, dass er ihr gerade indirekt mitgeteilt hatte, dass Madame Vendome das Zeitliche gesegnet hatte. Vielleicht wusste sie das ja auch längst, immerhin hatte es dieser Fall auch in die lokale Presse geschafft.
    Einen Moment lang maßen sie einander mit Blicken, dann winkte sie ab und meinte: »Na schön, aber keine Details. Mein Chef reißt mir sonst den Kopf ab.« Sie ging voraus zu einer kleinen Treppe, die in den zweiten Stock führte. Während sie ihr folgten, flüsterte Babel Sam zu: »Wer genau ist ihr Chef?«
    »Ein Typ aus Düsseldorf. Stinkreich und mit einem Händchen für das, was Menschen wollen. Venus Cage ist nicht der einzige Club dieser Art; soweit ich weiß, hat er noch welche in München, Berlin und Frankfurt.«
    Misstrauisch beobachtete sie Monika. »Kommt mir alles vor wie im Film. Bisher hab ich immer gedacht, solche Clubs sind eine Urban Legend.«
    Ungläubig sah er sie an. »Du kannst Magie wirken und hältst Privatclubs für eine Hollywooderfindung?« Als sie nicht antwortete, schüttelte er amüsiert und ein bisschen fassungslos den Kopf. »Manchmal glaube ich wirklich, dass es dir an jeglicher Vorstellungskraft mangelt.«
    »Das hat mein Zeichenlehrer in der Schule auch gesagt.«
    »Ist das der Grund, warum du die Schule abgebrochen hast?«
    »Das, und die Tatsache, dass man von mir verlangt hat, Am Brunnen vordem Tore zu singen.«
    Ihr Geplänkel fand ein Ende, als sie die Büroräume erreichten, die sich in der zweiten Etage befanden. Ebenso wie die Sicherheitszentrale des Clubs. Hier war das Ambiente eher nüchtern, weiße Wände, teure Chromstühle.
    Begehrlichkeiten sind offenbar ein Geschäft wie jedes andere auch.
    Monikas sinnliches Gebaren verschwand, sobald sie einen Fuß in die obere Etage gesetzt hatte. Sie führte Sam und Babel in einen kleinen Raum, in dem eine Sitzgruppe aus grünen Ledersesseln dazu einlud, es sich bequem zu machen. Dann orderte Monika durch eine Sprechanlage an der Wand eine Flasche Champagner, und kurze Zeit später erschien ein weiteres hübsches Mädchen, das ihnen auf einem kleinen silbernen Tablett eine Flasche und drei Gläser brachte. Ihr Anblick weckte in Babel unangenehme Erinnerungen an das Zimmermädchen, das für Madame Vendome gearbeitet hatte, bis Mikhail es für seine Dämonenbeschwörung

Weitere Kostenlose Bücher