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Babel 2 - Dämonenfieber

Babel 2 - Dämonenfieber

Titel: Babel 2 - Dämonenfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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hatte, das sie in einem kleinen Plastikbeutel in der Jacke verstaute, machten sie sich mit Sams Wagen auf den Weg.

20
    Der Ort, den Judith beschrieben hatte, lag am anderen Ende der Stadt, ein Stück außerhalb. Der Berufsverkehr hatte bereits eingesetzt und ließ sie nur langsam durch die vollgestopften Straßen kommen.
    Während der Fahrt redeten sie kaum. Babel wusste nicht, was sie sagen sollte, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sich mit Sam ohnehin alles ergeben würde, wie es eben sein sollte.
    Je weiter sie sich vom Stadtzentrum entfernten, desto trostloser wurde die Gegend. Wie in jeder Stadt steckte das Geld dort, wo die Touristen waren. Das letzte Wohngebiet vor dem Steinbruch war eine Ansammlung unsanierter Altbauten mit bröckelnden Fassaden und graffitibesprühten Türen. An der Endhaltestelle der Straßenbahn saßen ein paar Jugendliche, die kein Ziel zu haben schienen, außer ihren Nachmittag irgendwie herumzukriegen.
    Rings um den stillgelegten Steinbruch waren Wiesen angelegt worden, begrünte Schuttflächen, die im Winter ganz passable Schlittenbahnen abgeben mussten.
    »Spürst du was?«, fragte Sam, als sie daran vorüberfuhren.
    »Du meinst außer einer Depression, wenn ich das hier so sehe?« Sie schüttelte den Kopf.
    Als sie auch das letzte Wohnhaus hinter sich gelassen hatten, konnten sie vor sich schon das ehemalige Fabrikgelände sehen, ein riesiger gelber Klotz gegen den grauen Himmel. Eine Kulisse aus einem Tim-Burton-Film mit dunklen Fensteraugen und halb eingefallenem Dach.
    Vor dem Gelände parkten sie. Es war lediglich von einem einfachen Bauzaun geschützt. Wahrscheinlich nahm man an, dass so weit draußen niemand ein halb einstürzendes Gebäude besetzen würde. Die Giftschilder an den Türen mochten ihr Übriges tun.
    Nachdem sie ausgestiegen waren, sahen sie sich um. Sam deutete auf eine Stelle ein paar Meter von ihnen entfernt, an der sie gut über den Zaun klettern konnten.
    »Das ist nicht dein Ernst«, stöhnte Babel, ging ihm aber nach. Bevor sie sich die Sache überlegen konnte, zog er sich an dem Gestell auch schon nach oben. Wie eine Katze balancierte er auf der breiten Oberkante und hielt ihr eine Hand entgegen.
    Als er sie nach oben zog, stöhnte er: »Das letzte Mal hast du aber weniger gewogen.«
    Sie half mit den Beinen nach und presste hervor: »Das letzte Mal, als wir so was gemacht haben, waren wir neunzehn, du Spinner.«
    »Geringfügig gewachsen seitdem, was?«
    »Ja, aber auch an den guten Stellen.«
    Sam sprang als Erster auf der anderen Seite nach unten und fing sie auf. Seine Hände fuhren ihr über den Hintern, während er anzüglich lächelte.
    »Mhm, ich beschwer mich nicht.«
    Babel boxte ihm in den Oberarm und machte sich von ihm los. Sie ließ ihre Magie fließen und tastete das Energienetz des Geländes ab. Es war nicht besonders komplex, aber das war bei Fabriken häufig so. Solche Plätze waren nicht sehr organisch.
    Plötzlich ertönte über ihnen ein Vogel. Als sie aufsahen, erkannten sie Judiths Spatz, der sich auf dem Zaun niedergelassen hatte. Babel hob die Hand und winkte.
    »Glaubst du, dass deine Schwester jemals einen ihrer Spione dazu benutzt hat, um uns beim Sex zuzuschauen?«, fragte Sam nachdenklich.
    »Igitt! Warum sollte sie so etwas machen?«
    Sam zuckte mit den Schultern. »Ich würds machen, wenn ich Gelegenheit dazu hätte.«
    »Du würdest deiner Schwester beim Sex zusehen?« Abwehrend hob sie die Hand. »Nein, sag nichts mehr, ich will es gar nicht wissen.«
    Feixend wandte er sich von dem Vogel ab und ging auf das Gebäude zu. Babel folgte ihm.
    Die Fabrik besaß drei Flügel aus gelbem Backstein. Die meisten Fenster waren kaputt, und ein Teil des Dachs war eingestürzt. Im Dachgeschoss hatten sich Sträucher und Gräser, die aus allen Öffnungen und Ritzen drangen, Raum erkämpft.
    Der einzige Teil des Gebäudes, der noch halbwegs intakt schien, war der rechte Flügel, in dessen zweitem Stock auch die Fenster noch nicht vollständig eingeschmissen waren. Allerdings waren die Scheiben so dreckig, dass sie nichts aus dem Inneren preisgaben.
    »Mein Tipp«, sagte Sam und deutete darauf.
    Babel nickte. »Lass uns nachsehen, ob er hier ist.«
    Eine breite Eisentür bildete den Eingang unter einem schön gemauerten Jugendstilbogen, der kaum zu der wuchtigen Bauweise passen wollte. Ein großes Vorhängeschloss versperrte jedoch den Weg ins Innere. Es war so massiv, dass auch Sam es nicht auftreten konnte. Er trat einen Schritt

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