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Babel 3 - Geisterliebe

Babel 3 - Geisterliebe

Titel: Babel 3 - Geisterliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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die Hand. Tief drang die Spitze in ihre Haut, aber der Schmerz wurde von den Endorphinen davongeschwemmt, die durch ihr Blut schossen. In dicken Tropfen fiel das Blut auf die Symbole am Boden und vermischte sich dort mit der Kreide.
    Mein Blut für die Macht, dachte Babel und zeichnete die blutigen Kreidelinien mit den Fingern nach, um dann mit dem Gemisch kleine Symbole auf die Arme zu zeichnen, wo es trocknete und rissige Bilder hinterließ. Die Magie floss wie aus einer Quelle aus ihr heraus.
    Und, fühlst du dich lebendig?
    Ja.
    Babel stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab und atmete schwer. Das Gefühl, das sie durchströmte, hatte sie vermisst, diese Euphorie, die sie in jeder Zelle spüren konnte. Das Gefühl … glücklich zu sein.
    Es ist mehr als das, nicht wahr?
    Es ist das Paradies.
    Plötzlich durchfuhr sie ein Energiestoß.
    Sam.
    Sie hob den Blick und sah ihn am Türrahmen lehnen. Neben ihm stand Tom, die Stirn gerunzelt. Sam musste ihn durch die Kellertür gelotst haben. Durch seine Verbindung zu Babel konnte er die Sperre durchtreten, ohne dass Babel sie für ihn aufhob. Wahrscheinlich hatte er Tom am Handgelenk gepackt und ihn so ebenfalls hineingebracht.
    Langsam traten sie näher. In Sams Augen konnte sie die Erregung sehen, die er bei ihrem Anblick empfand. Endlich hatte er sie wieder, er hatte nie verstanden, warum sie ihre eigene Macht beschränkte – aber jetzt, kurz vor dem Kampf, wenn sie gezwungen war, ihre Selbstbeherrschung aufzugeben, war sie wieder mehr die seine, als sie es sonst war.
    Inzwischen war ihre Magie auf einem Level, auf dem sie keine Hilfsmittel mehr brauchte, nicht einmal Holzasche, um die Energielinien sichtbar zu machen. Babel konnte sie spüren und sehen, das Netz wahrnehmen, das sie alle umgab. Jeder Gegenstand, jedes Lebewesen in ihrer Umgebung überzog sich mit diesem pulsierenden Netz.
    Und Babel spürte die Gier danach wie nie zuvor.
    Nichts hatte sie in ihrem Leben so begehrt wie das. Es war, als würde sie sich selbst treffen, endlich hundertprozentig bei sich sein. Sie war vollständig.
    Ihr Blick richtete sich auf Sam Seine Haut glänzte wie Schieferstein. Seine Schönheit machte sie atemlos, ebenso wie der dämonische Hunger, der ihm innewohnte. Das Band zwischen ihnen verkürzte sich, pulsierte mit den Energien, und für eine kurzen Moment schien es, als würde alles miteinander verschmelzen: die Erinnerungen an ihre ersten aufregenden gemeinsamen Stunden nach ihrem Kennenlernen, die dunklen Stunden nach Hilmars Tod und auch die zähen Stunden, als sie versuchten, mit all dem umzugehen.
    Du bist ich und ich bin du, sagte sein Blick, und daran wird sich nie etwas ändern.
    Sie brauchte ihn, auch die dämonische Seite an ihm. Sie begriff endlich, dass sie die Einzige war, die sie kontrollieren konnte. Weil er ihr die Macht dazu gegeben hatte.
    Mit einem Nicken griff sie nach seiner Hand und stand auf, aber ihr Blick suchte nun Tom, der sich mit düsterem Ausdruck im Hintergrund hielt. Babel hatte sein Energienetz schon öfter gesehen, aber nie in dieser Deutlichkeit. Seine Augen glühten beinahe, als wären sie von innen beleuchtet. Genau wie bei Sam konnte sie ganz klar erkennen, dass er kein normaler Mensch war. Die Fleischwerdung der Naturgeister zeigte sich noch immer in seinem Muster. Die äußeren Linien seines Körpers waren wie mit Leuchtstift umrandet und die Energien seiner Umgebung waberten auf ihn zu wie Motten auf Licht.
    Verblüfft erkannte sie, dass er selbst keine Ahnung davon hatte, welche Macht er besaß, sie war ihm so natürlich, dass er sich nie einen Gedanken darum gemacht hatte.
    Solche Männer können die Welt verändern, dachte Babel fasziniert, und genau wie alles um sie herum strebte auch sie auf ihn zu.
    Doch er näherte sich ihr nur zögerlich, und zum ersten Mal verspürte sie darüber Entzücken. Es war wie ein Locken. Sie wusste, dass er ihre Magie nicht im selben Maß schätzte wie Sam, und irgendein dunkler Impuls in ihr freute sich, dass sie ihn dennoch dazu brachte, nach ihrer Hand zu greifen. Sie verschränkte ihre Finger mit seinen.
    Sieh nur genau hin, das bin ich. Das ist es, worauf du dich einlässt, und könnten wir nicht großartig miteinander sein? Deine Energien verbunden mit meinen …
    Mit unseren.
    Sie sah zu Sam, der sie spöttisch anlächelte. Wie immer hatte er viel schneller begriffen, welches Potential in dieser Verbindung lag, als sie. Diese Vorstellung; all ihre Energien, die dämonischen, die

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