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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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einstürzendes Gebäude besetzen würde. Die Giftschilder an den Türen mochten ihr Übriges tun.
    Nachdem sie ausgestiegen waren, sahen sie sich um. Sam deutete auf eine Stelle ein paar Meter von ihnen entfernt, an der sie gut über den Zaun klettern konnten.
    »Das ist nicht dein Ernst«, stöhnte Babel, ging ihm aber nach. Bevor sie sich die Sache überlegen konnte, zog er sich an dem Gestell auch schon nach oben. Wie eine Katze balancierte er auf der breiten Oberkante und hielt ihr eine Hand entgegen.
    Als er sie nach oben zog, stöhnte er: »Das letzte Mal hast du aber weniger gewogen.«
    Sie half mit den Beinen nach und presste hervor: »Das letzte Mal, als wir so was gemacht haben, waren wir neunzehn, du Spinner.«
    »Geringfügig gewachsen seitdem, was?«
    »Ja, aber auch an den guten Stellen.«
    Sam sprang als Erster auf der anderen Seite nach unten und fing sie auf. Seine Hände fuhren ihr über den Hintern, während er anzüglich lächelte.
    »Mhm, ich beschwer mich nicht.«
    Babel boxte ihm in den Oberarm und machte sich von ihm los. Sie ließ ihre Magie fließen und tastete das Energienetz des Geländes ab. Es war nicht besonders komplex, aber das war bei Fabriken häufig so. Solche Plätze waren nicht sehr organisch.
    Plötzlich ertönte über ihnen ein Vogel. Als sie aufsahen, erkannten sie Judiths Spatz, der sich auf dem Zaun niedergelassen hatte. Babel hob die Hand und winkte.
    »Glaubst du, dass deine Schwester jemals einen ihrer Spione dazu benutzt hat, um uns beim Sex zuzuschauen?«, fragte Sam nachdenklich.
    »Igitt! Warum sollte sie so etwas machen?«
    Sam zuckte mit den Schultern. »Ich würd’s machen, wenn ich Gelegenheit dazu hätte.«
    »Du würdest deiner Schwester beim Sex zusehen?« Abwehrend hob sie die Hand. »Nein, sag nichts mehr, ich will es gar nicht wissen.«
    Feixend wandte er sich von dem Vogel ab und ging auf das Gebäude zu. Babel folgte ihm.
    Die Fabrik besaß drei Flügel aus gelbem Backstein. Die meisten Fenster waren kaputt, und ein Teil des Dachs war eingestürzt. Im Dachgeschoss hatten sich Sträucher und Gräser, die aus allen Öffnungen und Ritzen drangen, Raum erkämpft.
    Der einzige Teil des Gebäudes, der noch halbwegs intakt schien, war der rechte Flügel, in dessen zweitem Stock auch die Fenster noch nicht vollständig eingeschmissen waren. Allerdings waren die Scheiben so dreckig, dass sie nichts aus dem Inneren preisgaben.
    »Mein Tipp«, sagte Sam und deutete darauf.
    Babel nickte. »Lass uns nachsehen, ob er hier ist.«
    Eine breite Eisentür bildete den Eingang unter einem schön gemauerten Jugendstilbogen, der kaum zu der wuchtigen Bauweise passen wollte. Ein großes Vorhängeschloss versperrte jedoch den Weg ins Innere. Es war so massiv, dass auch Sam es nicht auftreten konnte. Er trat einen Schritt zurück, um an der Fassade emporzusehen.
    »Es muss einen anderen Weg geben.«
    Konzentriert ging er an dem Gebäude entlang, bis er ihr winkte. Mit dem Daumen deutete er auf eine Kellerluke, die wahrscheinlich für Anlieferungen genutzt worden und inzwischen mit Moos und getrocknetem Schlamm bedeckt war.
    Er hockte sich davor und zog mit beiden Händen an der Luke. Sie ließ sich ohne Probleme öffnen. Das Schloss war bereits gebrochen. Quietschend öffnete sich das Blech, als er es zur Seite klappte. Modriger Geruch schlug ihnen entgegen, und Babel hielt sich für einen Moment die Hand vors Gesicht.
    Wieder kletterte Sam als Erster in das Halbdunkel des Kellers. Nachdem er sich sicheren Stand verschafft hatte, bedeutete er Babel, ebenfalls nach unten zu steigen. In dem Lagerraum roch es nach feuchten Wänden und Schimmel. Ein paar Sekunden vergingen, bis sie sich an das Licht gewöhnt hatten und sich Formen aus den Schatten bildeten.
    Fliesen unbestimmbarer Farbe bedeckten die Wände, eingestaubte Regale standen kreuz und quer im Raum. Außer Dreck war hier nichts mehr zu holen. Die Fabrik war gründlich ausgeräumt worden, und was die Verantwortlichen nicht fortgeschafft hatten, hatten später Einbrecher weggeschleppt.
    Eine einfache Tür führte zu einer Treppe. Auch hier war das Schloss bereits aufgebrochen. Grobe Holzsplitter ragten aus dem Türrahmen, und Sam deckte sie mit dem Ärmel seiner Jacke ab, als Babel die Tür durchquerte. Die Treppe bestand nur aus wenigen Stufen und führte ins Erdgeschoss, wo sich ein grau-blau gestrichener Gang mit weißer Oberhälfte vor ihnen auftat. Überall auf dem Fußboden lag Schutt und Müll.
    Das Gebäude kam Babel

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