Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
Sekunde später klappte die Haustür, und sie hörte Sams Stimme.
»Schau mal, was ich draußen gefunden habe«, sagte er und trat in die Küche. Sofort verfinsterte sich Toms Blick noch ein Stück mehr. Aber da gab Sam den Blick auf die Person frei, die hinter ihm stand, und Babels Magie ließ den Tisch zittern.
»Hallo, Babel.«
»Mutter …«
Das hatte ihr gerade noch gefehlt!
Tom und Mo sahen abwechselnd zwischen ihnen hin und her, aber Babel war so verblüfft, dass sie nichts sagen konnte. Sie hatte völlig vergessen, dass sich ihre Mutter zu Besuch angekündigt hatte. Wir sehen uns ja bald übersetzte sich in ihrem Wörterbuch nicht gleich mit In einer Woche stehe ich unangekündigt vor deiner Haustür .
Maria war beinahe so groß wie ihre Töchter, schlank und mit durchdringendem Blick. Ihr früher blondes, inzwischen weiß gewordenes, Haar hatte sie zu einem einfachen glatten Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug eine schlichte schwarze Marlene-Dietrich-Hose aus festem Anzugstoff und eine weinrote Bluse. Um die Arme wanden sich Dutzende Armreifen, die alle magisch aufgeladen waren, und ihre Energien breiteten sich langsam im Raum aus, als würden sie ihn einnehmen wollen.
Babel verspürte ein kurzes Unbehagen, wie es sie jedes Mal in der Nähe eines magisch Aktiven überfiel, doch das verschwand schnell wieder. Das Unbehagen, das blieb, war eher der Tatsache geschuldet, dass sie ihrer Mutter gegenüberstand.
»Sie lungerte draußen vor dem Zaun auf der Straße, da dachte ich mir, ich nehm sie mit rein, bevor sie die Passanten verschreckt.« Sam klang amüsiert, und Babel warf ihm einen irritierten Blick zu.
Doch Maria ließ sich nicht durch ihn beirren. »Ich muss gestehen, ich hatte gehofft, dass sich Babels und deine Wege nicht wieder kreuzen«, erwiderte sie in Sams Richtung, worauf der nur mit den Schultern zuckte. »Aber die Zeichen waren wohl da, nicht wahr. Und Sie sind?« Sie wandte sich an Tom, der aufgestanden war und Maria fasziniert betrachtete.
Ja, es ist immer heikel, wenn der Mann das erste Mal seiner Schwiegermutter gegenübersteht, dann sieht er, was aus seiner Liebsten später mal wird, was?
»Tom«, antwortete er.
»Ah, der Plag.«
»Sieht so aus.«
»Ich bin Mo«, sagte Mo ungefragt und streckte ihr die Hand entgegen, als wäre er ein gut erzogener Junge, und nachdem Maria einen Moment lang aufmerksam sein Gesicht studiert hatte, ergriff sie die Hand sogar. »Noch ein Plag.«
»Ja, und?« Leiser Trotz schlich sich in Mos Haltung, die Maria amüsiert zur Kenntnis nahm. »Ich wohne aber nicht hier.«
»Das dürfte auch irgendwann ein bisschen viel werden, nicht wahr? Es ist doch auch so schon recht belebt.« Sie warf Sam einen gehässigen Blick zu, den er allerdings ignorierte.
Es überraschte Babel nicht, dass ihre Mutter sich auf Sam einschoss, sie hatte ihn nie gemocht. Vermutlich würde sie es sogar vorziehen, wenn Babel mit einem halben Dutzend Plags schlief, Hauptsache, sie hielt sich von dem Dämonenkind fern. Die Verlockungen, die seine Herkunft für Babel darstellten, waren alles andere als ungefährlich.
»Wie geht es deinem Geschäft? Deinem Partner?« Maria wandte sich wieder an Babel. »Wie hieß er doch gleich? Karl?«
»Er liegt im Krankenhaus.«
»Das tut mir leid.«
»Und deshalb … Weißt du, Mutter … Also, es ist nicht so, dass ich mich nicht freuen würde, dich zu sehen … Aber im Moment ist es wirklich ungünstig, vielleicht solltest du noch einmal wiederkommen, wenn …«
»… dein Krieg mit Clarissa vorbei ist?«
Babel seufzte und stützte die Hände auf den Tisch, damit er nicht mehr über den Fußboden schabte. »Wie ich sehe, bist du bestens informiert.«
Obwohl dir niemand Bescheid gesagt hat. Ein beängstigender Gedanke.
»Wenn jemand ein paar Tote auf eine meiner Töchter ansetzt, dann sollte ich darüber Bescheid wissen, denkst du nicht?«
»Bist du deshalb hier?«
»Ich bin hier, um meinen Kindern beizustehen, das tun Eltern für gewöhnlich.«
Babel hätte ihr gern gesagt, dass ihre gesamte Familie alles andere als gewöhnlich war und dass sie nie besonders gut darin waren, allzu lange gemeinsam am selben Ort zu sein. Aber wenn sie eines über ihre Mutter gelernt hatte, dann, dass es keinen Zweck hatte, mit ihr zu diskutieren, wenn sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte. In dieser Hinsicht ähnelte sie wohl ihren Töchtern.
»Will mir vielleicht mal jemand erklären, was hier vor sich geht?«, mischte sich Sam
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