Babel Gesamtausgabe - Band 1-3
unterwegs seid, werde ich herausfinden, wer von den anderen Hexen noch in der Stadt ist und wie sich die magischen Energien verteilen.« Hastig trank Babel ihren Kaffee aus, der inzwischen kalt geworden war.
Tom nickte, bevor er Babel kurz auf den Scheitel küsste, dann pfiff er Urd an seine Seite und klopfte Mo auf den Rücken, der ihm skeptisch nachsah, als Tom die Küche verließ. Sam folgte ihm, allerdings nicht, ohne Maria vorher zuzuzwinkern.
Und dann war Babel plötzlich mit ihrer Mutter allein in der Küche – nur mit Mo als Barriere zwischen ihnen.
»Warum gehst du nicht meine Tasche nach oben bringen«, sagte Maria zu Mo, der unschlüssig dastand.
Welche Tasche? Und warum nach oben?
»Sie steht draußen im Flur.«
Mo zuckte mit den Schultern und schlurfte hinaus, wahrscheinlich froh darüber, irgendeine Aufgabe und damit etwas Ablenkung zu haben.
»Du kannst nicht hier wohnen!«
Maria zog die Augenbraue hoch.
»Ich meine …« Babel war ja nicht ohne Grund mit sechzehn von zu Hause ausgezogen. »Ich habe nicht genug Betten …«
»Du hast ein Gästezimmer.«
»Einen Dachboden.«
»Mit einem Bett.«
»In dem Sam schläft.«
»Interessant.«
»Er ist nur Gast …«
»Wenn du es sagst, Babel. Quartier ihn auf der Wohnzimmercouch ein.« Maria setzte sich an den Tisch und zog Babel auf den Platz neben sich. »Hör zu, Babel, ich weiß, dass es in der Vergangenheit Spannungen zwischen uns gegeben hat, aber jetzt sollten wir zusammenhalten. Du brauchst mich. Ich bin nicht hier, um mich in dein Leben einzumischen.«
Das glaube ich keine Sekunde.
»Weiß Vater, warum du hier bist?«
Maria senkte kurz den Blick. »Nun ja, er ist clever, er kann sich seinen Teil wohl denken.«
»Mit anderen Worten, er hat keine Ahnung, wie schlimm die Dinge wirklich stehen.«
»Ich sah keine Veranlassung, ihn unnötig zu beunruhigen, sonst hätte er darauf bestanden mitzukommen. Und ein Hexenkrieg ist in seinem Alter nicht unbedingt das Gesündeste.«
Babel verzichtete darauf, ihrer Mutter zu erklären, dass sie lediglich vier Jahre jünger war als ihr Mann. »Na schön, dann bleib. Aber misch dich nicht in meine Angelegenheiten ein. Ich meine, mit Tom und Sam.«
Maria lächelte, und Babel schüttelte den Kopf. Es würde eine Katastrophe werden, sie wusste es genau.
»Ich muss in den Keller, um ein Ritual durchzuführen …«
»Ich komme mit. Vielleicht sehe ich etwas in den Mustern, das dir entgeht.«
Einen Moment lang überlegte Babel, dann nickte sie widerwillig, während sie sich schon erhob. Im Flur blieb sie an der Treppe stehen und rief zu Mo hinauf: »Wir gehen für ein Ritual in den Keller, bleib oben.«
»Okay«, kam es zurück, aber Mo würde sowieso zusehen, dass er sich so weit wie möglich von ihnen fernhielt, wenn sie ihre Kräfte aktivierten. Es war eine Sache für ihn, Babel zu mögen, eine ganz andere, bei ihr zu sein, wenn sie zauberte. Das war dem Plag unangenehm.
Gerade als sie die erste Stufe hinabgehen wollte, spürten sie beide Judiths magisches Netz, kurz bevor es an der Tür klopfte.
»Komm rein!«
Wenigstens werde ich nicht die Einzige sein, der Mutter auf die Nerven fällt.
Judiths Gesichtsausdruck ähnelte wohl dem, den auch Babel beim Anblick ihrer Mutter getragen hatte.
»Mutter!«
»Hallo, Judith.«
Babel fing den fast panischen Blick ihrer Schwester auf.
Warum soll ich die Einzige sein, in deren Leben sich Mutter einmischt; das ist doch nur fair.
»Sie müssen Tamy sein«, sprach Maria die Türsteherin an, die hinter Judith ins Haus hereinkam. »Ich glaube, ich verstehe, warum meine Tochter sie mag.«
»Welche?«
Maria lächelte der Türsteherin entgegen, worauf etwas höchst Seltenes geschah. Tamy lächelte zurück. Judith und Babel sahen sie überrascht an, worauf sie mit den Schultern zuckte, als wolle sie sagen: Was denn?
»Was ist mit der Wohnung?«, fragte Babel.
»Vergiss es. Die Nachbarn haben Glück gehabt, aber mein Zeug ist hin.«
»Tut mir leid.«
Wieder ein Schulterzucken. Im Moment konnte Babel ihr nicht helfen, aber wenn das alles vorbei war, würde sie sich um Tamy kümmern.
»Willst du mit zum Ritual runter?«, fragte sie Judith stattdessen.
Diese nickte und warf einen Blick auf Tamy. »Kommst du zurecht?«
»Keine Angst, ich werd schon kein Bier aus dem Kühlschrank nehmen.«
Judith drückte ihr kurz die Hand, dann stiegen sie zu dritt die kleine Treppe zum Keller hinab, auf dessen Tür ein Smiley gemalt war, der die dahinterliegenden
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