Babson, Marian
vernünftig essen und dabei das Feuer genießen.«
»Kommen Sie
her«, rief Plantagenet Sutton ihnen ungeduldig zu, der die Herrschaft über die
Bar an sich gerissen hatte. »Was darf es sein?« Drei Servierwagen waren
zusammengeschoben worden, um eine Theke zu bilden, die mit praktisch jedem
alkoholischen Getränk aufwartete, das man sich vorstellen konnte. »Verraten Sie
mir, womit Sie Ihren Körper vergiften möchten, wenn ich das so formulieren
darf.«
»O nein«,
stöhnte Freddie auf. »Ich hasse Geziertheit, vor allem, wenn sie von Männer
nach der Menopause kommt.«
»Nicht so
laut«, warnte Lorinda sie. »Du stehst als Nächste zur Kritik an.« Ein
verstohlenes Leuchten in Gemmas Augen erinnerte sie daran, dass jede
unüberlegte Äußerung später den Betroffenen gegenüber wiederholt werden konnte
- und das vermutlich in einer maßlos übertriebenen Version. Und dann war es ja
auch nicht ausgeschlossen, dass sich Gemma eines Tages von ihren vielen
Erlebnissen
inspiriert fühlen und sich entschließen könnte, ihre Memoiren zu schreiben.
»Was Sie
trinken, wissen wir ganz genau«, meinte Plantagenet zu Macho und hielt eine
Flasche Tequila hoch, in der eine Larve schwamm.
»Nicht heute
Abend«, knurrte Macho und zog abwehrend die Schultern hoch. »Heute bin ich in
Bourbon-Laune.«
»Das ist auch
ein Drink für einen richtigen Macho, wie?« Plantagenet zwinkerte ihm zu und
griff nach dem Wild Turkey. Die Tequila-Flasche ließ er ganz gezielt in der
vordersten Reihe stehen, damit jeder sehen konnte, dass sie noch nicht
angebrochen war, während sich der Wild Turkey seinem Ende zuneigte.
Macho nahm ihm
das Glas mit einem Brummlaut aus der Hand, der nicht so richtig nach einem
Dankeschön klang.
»Und jetzt
sind die Damen an der Reihe ... Verzeihung, die Frauen.« Mit einem strahlenden
Lächeln wandte sich Plantagenet ihnen zu. »Ich hoffe, Sie haben gemerkt, dass
es hier keinen sexistischen Unsinn gibt. Macho hatte eine Entscheidung
getroffen, also wurde er zuerst bedient. Haben Sie sich all diese
faszinierenden Flaschen inzwischen lange genug angesehen, um Ihre Bestellung
aufzugeben?«
»Ich bleibe
bei meinem Gin Tonic, vielen Dank«, sagte Lorinda rasch, bevor die aufgebrachte
Freddie etwas erwidern konnte, was sie womöglich später bereuen würde.
»Oder wie wäre
es mit einem Spritzer aus dieser exotischen lila Flasche?«, warf Gemma ein,
doch Lorinda wollte ein solches Risiko nicht eingehen. Die Flasche kam ihr
etwas zu exotisch vor, und es war Dorian und Plantagenet zuzutrauen, dass sie
sich einen Spaß erlaubt und ein paar Parfümflaschen zwischen den Likören platziert
hatten.
»Für einen solchen Abend ist ein Whisky genau das
Richtige«,
fand Freddie. Ein kalter Wind war aufgekommen, in der Ferne explodierten
Kracher, und vereinzelte Raketen stiegen in den Himmel auf.
»Ah, ja.«
Plantagenet schenkte die gewünschten Getränke ein. »Ein schöner Abend für einen
Mord, nicht wahr? Bei einer derartigen Geräuschkulisse würde es niemand
bemerken, wenn ein Schuss fiele.«
»Falsche
Fährten«, knurrte Macho. »Erst mal sollte überprüft werden, ob die Strohpuppe
auch wirklich nur aus Stroh besteht.«
»Gute Idee.«
Plantagenet strahlte ihn an und schenkte sich aus einer Flasche nach, die gut
versteckt auf einem der Servierwagen gestanden hatte. »Warum klettern Sie nicht
rauf und sehen selbst nach? Seien Sie aber vorsichtig, der Holzstapel ist nicht
allzu stabil. Und passen Sie auf, dass Sie rechtzeitig wieder runterkommen,
bevor das Holz in Flammen aufgeht.«
»Ich weiß, wen
ich gern auf dem brennenden Stapel sehen würde«, murmelte Freddie.
Unwillkürlich
drehten sie sich alle zu dem Objekt um, über das sie gerade redeten, und
musterten die Strohpuppe. Im nächsten Moment nahm ein greller Blitz ihnen
wieder die Sicht und ließ sie alle nur schwarze Punkte sehen.
»Tolle Aufnahme!«,
rief Jack Jackley. Er und Karla mussten um den Holzstapel herumgegangen sein,
um ihn aus verschiedenen Perspektiven zu fotografieren, und waren in dem Moment
hervorgetreten, als die Gruppe von der Terrasse aus zu der Strohpuppe schaute.
»Wahlweise«,
sagte Plantagenet nachdenklich, »könnte man das Opfer auch mit dem Trageriemen
seiner Kamera erwürgen. Dafür bräuchte man keinen Feuerwerkslärm, es ginge
schnell und geräuschlos. Außerdem würde man der Öffentlichkeit damit einen
Gefallen tun.«
Hmm, interessant zu wissen, dass Jack auch Plantagenet auf
die Nerven ging. Dabei war es kaum zu
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