Babson, Marian
sie das Wohnzimmer betraten. »Abbey, es war so
schrecklich!« Sofort brach sie wieder in Tränen aus. »Und ich fürchte, es ist
alles meine Schuld.«
»Ich will
verdammt noch mal hoffen, dass Sie den Bullen nichts davon erzählen«, warnte
Jack sie. »Die kommen sonst noch auf falsche Gedanken.« Er hielt inne und sah
sie mit versteinerter Miene an. »Zumindest hoffe ich, dass es fälsche
Gedanken wären.«
»Augenblick
mal«, warf Abbey Borley ein, der mit einer
Hand tröstend
über Bettys Schulter strich. »Merken Sie nicht, wie aufgewühlt sie ist?«
»Der Kaffee
ist fertig«, rief Karla und kam mit einem Tablett voller Tassen ins Zimmer. Als
sie Betty bemerkte, fügte sie rasch hinzu: »Oder falls jemand etwas Stärkeres
möchte ...«
»Kaffee ist in
Ordnung«, erwiderte Betty und lächelte tapfer. Sie wollte sich eine Tasse
nehmen, aber Borley griff nach ihrer Hand.
»Lieber etwas
Stärkeres«, entschied er. »Das Stärkste, was Sie haben.«
»Brandy?«,
fragte Karla. »Oder den Rest von unserem zollfreien Bourbon?«
»Bourbon
klingt gut«, sagte Borley.
»Na gut, dann
nehme ich einen winzigen Schuss Brandy in meinen Kaffee.« Betty tupfte ihre
Augen trocken und schien sich langsam wieder in den Griff zu bekommen. Sie
blieb weiter bei Abbey Borley, der nach wie vor einen Arm um sie gelegt hatte.
»Okay«,
lautete Jacks Antwort auf Karlas auffordernden Blick. »Ist schon unterwegs.«
Mit der Haltung eines Gastgebers, der keine Lust hat, seine Gäste zu bedienen,
ging er zu den Flaschen, die auf dem Sideboard standen.
Jemand
klingelte an der Tür. »Ich mache auf«, erklärte er und machte eine Miene wie
ein soeben begnadigter Gefangener, doch Freddie war schneller, drängte ihn zur
Seite und stürmte nach draußen in den Flur.
»Gemma ist
hier!«, rief sie, doch das aufgeregte Bellen der Hunde verriet auch so jedem
die Identität des Neuankömmlings.
»Dann hat man
Sie also gehen lassen«, stellte Jack recht taktlos fest.
»Warum hätte
man mich nicht gehen lassen sollen?« Gemma musterte ihn beleidigt.
»Tut mir leid,
ich wollte sagen ...«Er ließ den Satz unvollendet, als sei ihm selbst nicht
klar, was er hatte sagen wollen.
»Was meint die
Polizei?« Karla kam näher. »Was ist passiert? War es sein Herz?« »Herz? Welches
Herz?« Gemma starrte sie ratlos an. »Ein wahres Wort«, rief Macho und
applaudierte. »Hey, muss das sein?«, protestierte Jack. »Es ist schließlich
jemand gestorben.«
»Und keinen
Tag zu früh«, sagte Macho. »Sie haben gut reden. Sie sind ihm hier ein paar Mal
begegnet, aber Sie mussten nie erleben, wie er eines Ihrer Bücher besprach!«
»Meine Bücher
sind hierzulande nie veröffentlicht worden«, fuhr Karla ihn an. Die
Unwägbarkeiten internationaler Veröffentlichungen waren stets eine heikle
Angelegenheit. Das galt auch für die Tatsache, dass Jack selbst nie irgendwelche
Bücher geschrieben hatte. »Es hieß, niemand interessiere sich für ein paar
junge amerikanische Rucksacktouristen. Sie waren der Meinung, das würde nicht
ankommen. Nicht mal, wenn ich aus den Amerikanern Australier gemacht hätte.«
Sie brütete einen Moment lang vor sich hin. »Nicht, dass ich so etwas getan
hätte. Es gibt so viele Unterschiede und ...«
»Oh!«,
schluchzte Betty erstickt. »Wie kann ...?« Abrupt unterbrach sie sich, doch es
war nicht schwer, zu erraten, was ihr beinahe herausgerutscht wäre. Lorinda
vermutete, dass diese Sorge um die eigenen Figuren und die Arbeit auf andere
maßlos ichbezogen wirken musste.
»Ganz ruhig.
Hier ...« Jack drückte Betty ein Glas in die Hand. »Trinken Sie das, dann
werden Sie sich besser fühlen.«
»Ich glaube,
ich habe einen Drink nötiger als sie«, warf Gemma gereizt ein. »Ich habe
ihn gefunden, wie Sie wissen. Und ich wurde von der Polizei befragt.«
»Ein Drink?
Ist schon unterwegs!« Jack schenkte großzügig ein, womöglich weil er auch
einige Fragen stellen
wollte. »Was
haben Sie der Polizei gesagt? Ich meine, was hat die Polizei Ihnen gesagt? Weiß
man schon, was passiert ist? Wird es eine Obduktion geben? Eine Autopsie?« Mit
einem Mal wirkte er, als fühle er sich unbehaglich. Er goss sich ebenfalls ein
Glas ein und trank es in einem Zug leer, noch bevor er sich weiter um seine
Gäste kümmerte.
Sie alle
kannten sich mit der Arbeitsweise der Polizei bestens aus, wie Lorinda mit
Bedauern feststellen musste. Es war kein unterhaltsames Gesprächsthema, wenn
man wusste, dass diese Arbeitsweise bei jemandem zur
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