Babson, Marian
bin.«
»Ich habe
diese fürchterlichen Genickschmerzen«, ergänzte Lily.
Miss Petunia
rieb sich den Bauch, sagte aber nichts.
»Ich fühle
mich so eigenartig«, erklärte Marigold. »Als würde ich langsam verblassen.«
»Dem muss ein
Ende gesetzt werden«, verkündete Miss Petunia.
»Ganz genau«,
meinte Lily nickend. »Es reicht jetzt.«
»Aber, Petunia
...«, wandte Marigold ein. »Was sollen wir tun? Wir haben doch schon versucht,
ihr unsere Position klarzumachen.«
»Wir haben ihr
zur Warnung einen Schuss vor den Bug gegeben«, korrigierte Lily ihre Schwester.
»Nichts hat
sie zur Einsicht gebracht.« Miss Petunia sah die beiden an.
»Vielleicht
sollten wir es noch einmal versuchen«, sagte
Marigold
nervös. »Wir werden sie doch sicher umstimmen können.«
»Vertane Zeit.
Diese Frau ist vollkommen begriffsstutzig!«, machte Miss Petunia klar.
»Außerdem ist sie regelrecht von sich selbst besessen und kümmert sich nicht
darum, was aus uns wird.«
»Sie denkt nur
an sich«, ergänzte Lily. »Sie ist durch und durch egoistisch.«
»Das haben wir
bereits festgestellt, meine Liebe«, gab Miss Petunia zurück. »Jetzt müssen wir
entscheiden, wie wir vorgehen.«
»Rübe ab!«
Lily sah in die Ferne, die Lippen hatte sie zu einem lautlosen Pfeifen
gespitzt, während sie mit dem Daumen quer über ihre Kehle strich.
»O nein!«,
keuchte Marigold. »Nein! Das ist zu brutal!«
»Sie versucht
das Gleiche mit uns«, hielt Lily ihr vor Augen.
»Die liebe
Lily hat völlig recht«, sagte Miss Petunia. »Die Zeit ist gekommen, um
entschlossen zu handeln. Bevor es zu spät ist.«
»Zu spät?«
Marigold riss die Augen auf. »Oh, Petunia, wie meinst du das? Wie könnte es zu
spät sein?«
»Das könnte
leicht der Fall sein. Nimm nur einmal an, unsere Chronistin ...«, sie verzog
missbilligend den Mund, als sie das Wort aussprach, »... unsere ... Autorin ...
würde eines Tages tatsächlich eines jener unglaublich bösartigen letzten
Kapitel benutzen. Stell dir vor, sie lässt ein neues Buch absichtlich oder aus
Versehen mit einem dieser Kapitel enden und schickt es an ihren Verleger ...
und es wird tatsächlich veröffentlicht.«
»Oh, Petunia!«
Marigold zuckte vor Entsetzen zusammen. »Das würden sie doch nicht tun! Sie
würden sie doch zwingen, das Ende umzuschreiben, meinst du nicht?«
»Vielleicht«,
räumte Miss Petunia ein. »Vielleicht aber auch nicht. Sie könnten zu der
Ansicht kommen, dass die
Werbewirksamkeit
unseres Ablebens die Nachteile überwiegt.«
»Was für eine
verrückte Truppe, diese Verleger«, meinte Lily. »Bei ihnen weiß man nie, woran
man ist.«
»Aber ... all
diese Bücher ...« Marigold sah aus, als würde sie jeden Moment stärker
verblassen. »So viele Jahre ...«
»Eben«,
entgegnete Miss Petunia. »Sie könnten glauben, unsere Zeit sei gekommen.«
»Weil wir zu
lange dabei waren«, fügte Lily an. »Weil es Zeit für eine Veränderung ist.«
»Ganz genau!
Vor allem, wenn Lorinda Lucas eine neue Serie im Sinn hat. Vom Trubel um unser
Ableben würde die neue Serie unglaublich profitieren.«
»Und sie würde
niemals zurückblicken«, sagte Lily.
»Aber ... aber
... dann wären wir weg.« Der Gedanke war so niederschmetternd, dass Marigold
ihn kaum über die Lippen brachte. »Allerdings ...«, ihre Miene hellte sich
auf,«... sind die bisherigen Bücher ja immer noch da.«
»Und was haben wir davon?«, fragte Lily. »Sicher, sie kann sich zurücklehnen und weiter
ihr Honorar einstreichen, aber wir würden im Regal stehen und verstauben. Wir
wären damit begraben.«
»Ich denke,
die liebe Lily hat den Finger genau in die Wunde gelegt.« Miss Petunia schob
ihren Kneifer gerade und musterte traurig ihre Schwestern.
»Aber...«Marigold
wollte es noch immer nicht glauben. »Plant Miss Lucas denn eine neue Serie?
Wenn ja, würden wir doch sicher etwas darüber wissen. Ich ... ich habe keine
Anzeichen wahrgenommen. Ihr etwa?«
»Genau deshalb
müssen wir jetzt handeln«, erklärte Miss Petunia. »Bevor sie es tut. In ihrem
Geist finden sich noch keine anderen Charaktere, aber es machen sich
verderbliche Einflüsse bemerkbar - vor allem die Gesellschaft ihrer Kollegen
und deren Unzufriedenheit. Seit dem schicksalhaften Tag, an dem sie nach
Brimful Coffers umzog, ist nichts mehr wie zuvor.«
»Warum bitten
wir sie dann nicht, wieder wegzuziehen?«, schlug Marigold vor. »Dann wäre doch
alles so wie vorher.«
»Nein.« Miss
Petunia schüttelte nachdrücklich den Kopf.
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