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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carla und Martin Moretti
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ein Profi machen, jemand in der Praxis deiner Ärztin?«
    »Genau. Ich fahre jeden Tag einmal quer durch die ganze Stadt zu Frau Doktor Steinberger, weil ich ja eh den ganzen Tag nichts zu tun habe. Und was machen wir, wenn wir kommendes Wochenende zu meiner Mutter nach Hamburg fahren? Nehmen Frau Doktor Steinberger mit?«
    »Da hätte ich nichts dagegen«, sagt Martin und zwinkert mir zu. »Du kannst ja sagen, wir machen eine Spritztour.«
    »Witzbold«, sage ich.
    Ich weiß, es ist Martins Art, alles mit Humor zu nehmen. Und oft tut mir das ja gut. Aber im Moment würde ich mir von ihm mehr Ernsthaftigkeit, Verständnis und Einfühlungsvermögen wünschen. Ich habe das Gefühl, der Großteil der Belastungen liegt auf meinen Schultern, während sein Beitrag sich darin erschöpft, blöde Kommentare zu machen.
    Nach dem Essen schauen wir eine DVD. Ich merke, wie ich dabei mit meinen Gedanken abschweife und immer wieder an die Spritze denken muss. Um 23 Uhr ziehe ich mich ins Schlafzimmer zurück. Martin soll nicht dabei sein. Seine Anwesen heit würde mich nur noch nervöser machen, als ich es eh schon bin. Ich packe den Pen, die Hormonpatronen und die Nadel aus, breite alles vor mir aus und lese noch einmal genau die Informationen. Meine Hand zittert, als ich die Patrone einlege, die Kappe mit der Nadel daranschraube und durch Drehen am Ende des Pens meine Tagesdosis einstelle.
    Wie damals als Elfjährige im Hallenbad, beim ersten und einzigen Sprung vom Fünfmeterturm, mache ich mir selbst Mut. »Okay, Carla, das haben schon Millionen von anderen Frauen vor dir geschafft. In ein paar Sekunden ist alles vorbei, und dann belohnst du dich mit einer Riesenportion Häagen-Dazs-Eis. Strawberry Cream, deine Lieblingssorte.«
    Mit einem alkoholgetränkten Tupfer desinfiziere ich die Gegend unterhalb des Bauchnabels.
    »Lassen Sie den Alkohol auf Ihrer Haut mindestens eine Minute lang verdunsten, bevor Sie das Arzneimittel injizieren«, steht in der Gebrauchsanleitung.
    Eine Minute. Ich hatte keine Ahnung, wie lang eine Minute sein kann. Vorsichtig entferne ich die beiden Schutzkappen von der Nadel und atme tief durch. Da ist sie. Die Nadel. Herrje, ist die lang. Und die soll jetzt komplett in meinen Bauch? Ich halte den Pen mit der Nadel nach oben und klopfe mit dem Finger gegen die eingelegte Patrone, um Luftblasen aufsteigen zu lassen. Dann drücke ich den Injektionsknopf. Ein paar Tropfen treten aus.
    Auf einmal komme ich mir sehr professionell vor. Die Situa tion erinnert mich an die Doktorspiele meiner Kindheit. »Schwes ter, Tupfer bitte!« Wobei ich immer die Ärztin spielte, während meine jüngere Freundin Marie die Krankenschwester war.
    Ich drücke die Haut um meinen Nabel etwas zusammen und hole tief Luft. Ich zähle jetzt bis drei, dann steche ich zu.
    »Carla, alles okay bei dir?«
    Martins Stimme reißt mich aus meiner Konzentration.
    Mist, jetzt hatte ich’s fast geschafft. Männer haben auch wirklich ein Talent, sich im falschen Moment in Erinnerung zu bringen.
    »Ja ja, alles gut«, rufe ich missmutig.
    Und merke, wie ich langsam selbst ungeduldig mit mir werde. »Carla, jetzt stell dich nicht so an und hau das Ding rein.« Meine innere Stimme hat kein Erbarmen mit mir. Mit entschlossenem Schwung, steche ich mir die Nadel in den Bauch und drehe dabei am Injektionsknopf. Sie ist drin. Der Anblick eines Kulis in meinem Bauch lässt zwar kurzfristig meinen Blutdruck in den Keller fallen, aber ich hab’s geschafft. Und ich spüre … nichts!
    Vorsichtig ziehe ich den Pen wieder heraus und zwei kleine Blutstropfen laufen langsam den Bauch entlang. Hilfe! Davon stand nichts in der Gebrauchsanleitung. Fest presse ich den Alkoholtupfer gegen meinen Bauch, so wie ich das von alten Schwarz-Weiß-Western kenne, wenn der Bankräuber vom Sheriff mit einem Bauchschuss getroffen wurde.
    Nach ein paar Minuten nehme ich den Tupfer vorsichtig wieder weg und untersuche die Stelle. Aber außer einem kleinen roten Punkt ist nichts zu sehen.
    »Du darfst mich ab jetzt Schwester Carla nennen«, sage ich zu Martin, als ich wieder im Wohnzimmer bin.
    »Meine Heldin. Du bekommst die Tapferkeitsmedaille. Das hätte ich nie gekonnt«, sagt er und nimmt mich in den Arm. »Ich glaube, ich habe bei dem Ganzen den besseren Part erwischt, oder?«
    »Darum hat die Natur das Kinderkriegen auch den Frauen überlassen. Wir sind einfach härter im Nehmen als ihr. Und deshalb habe ich mir nun auch eine extragroße Portion Häagen Dazs

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