Baby-Bingo
vor, was mir heute passiert ist. Da komme ich in die Redaktion und dann …«
Er bricht mitten im Satz ab und schaut mich an.
»Was ist denn mit dir los? Du strahlst ja wie ein Honigkuchenpferd!« Martin gibt mir einen Kuss. »Habt ihr endlich den Auftrag für die große Mercedes-Kampagne bekommen?«
Ich schüttle den Kopf. Und hole hinter meinem Rücken den Schwangerschaftstest hervor. Ohne ein Wort zu sagen, halte ich Martin den Test vor die Nase.
»Was ist das?«, fragt er.
Ich sage nichts, sondern schaue ihn nur weiter mit großen Augen an. Wobei ich merke, dass ich mir ein Grinsen nicht mehr lange verkneifen kann. Schließlich scheint auch bei ihm endlich der Groschen gefallen zu sein.
»Nein«, sagt er.
»Doch.«
»Das gibt’s doch nicht!«
Martin umarmt mich und hebt mich dabei hoch wie ein kleines Mädchen. Als er mich wieder absetzt, sehe ich, dass er Tränen in den Augen hat.
»Und du bist ganz sicher?«
Er scheint die gute Nachricht genau so wenig glauben zu können wie ich.
»Ich habe heute drei Schwangerschaftstests gemacht. Und alle waren positiv. Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle drei danebenliegen, oder?«
Martin lässt sich aufs Sofa fallen, ballt die Faust und jubelt, als hätte sein geliebter FC Bayern gerade die Champions League gewonnen.
»Ja! Ja! Ja! Ich hab doch gewusst, dass es irgendwann mal klappt.«
»Na, das hast du aber gut verborgen. Ehrlich gesagt, habe ich in letzter Zeit nicht mehr damit gerechnet. Ich meine, das gibt’s doch nicht! Da versuchen wir seit über einem Jahr mit allen Mitteln ein Kind zu bekommen – und dann klappt es – einfach so.«
Ich lege meinen Kopf auf seine Brust, und er streichelt mir übers Haar. Was für ein einzigartiger Moment. Ich bin glücklich. So glücklich wie noch nie in meinem Leben. Es ist schon merkwürdig. Da malt man sich immer wieder aus, wie es wäre, endlich schwanger zu sein und seinem Mann die gute Nachricht zu überbringen. Und dann kommt alles anders.
Ich meine, wie oft habe ich mir immer wieder diese Situation vorgestellt: Ich bin schwanger und schenke Martin ein großes Glas Essiggurken mit einer Schleife. Oder kleine Babyschühchen. Oder ich verpacke den Schwangerschaftstest als Geschenk. Und dann? Dann werde ich selbst so von der Situation überrollt, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Ich will es einfach nur hinausschreien in die Welt. ICH BIN SCHWANGER!
Am nächsten Morgen vereinbare ich sofort einen Termin bei Frau Doktor Steinberger. Zwei Stunden später bin ich in ihrer Praxis.
»Sie hatten recht, Frau Moretti. Sie sind schwanger. In der fünften Woche. Glückwunsch!« Sie lächelt mich an.
»Ja, ich erlebe das immer öfter. Kaum ist der Druck weg, werden viele Frauen schwanger. Ich verschreibe Ihnen jetzt Folsäure, Jod, Magnesium und wieder Progesteron, das Sie bitte weiterhin zweimal täglich nehmen. Und ernähren Sie sich eiweißhaltig. Viel Joghurt und Hüttenkäse.«
Ich bin also wirklich schwanger. Ich kann es immer noch nicht so ganz glauben. Aber das Ultraschallbild in meiner Hand ist der Beweis. Auch wenn man darauf bisher nicht mehr als nur einen kleinen schwarzen Punkt erkennen kann. Vorsichtig stecke ich das Bild in meine Handtasche. Das erste Foto unseres Babys.
»Und? Wie fühlst du dich?«, fragt mich Marie.
Natürlich hatte ich sie sofort angerufen, nachdem ich den Schwangerschaftstest gemacht hatte. Sie war die Erste, die es erfuhr. Schließlich war sie ja auch diejenige gewesen, die vor allen anderen erkannte, dass ich schwanger war. Sogar vor mir selbst.
Seitdem telefonieren wir stündlich. Mit Marie habe ich die beste »Mami-Ratgeberin« aller Zeiten an meiner Seite. Keine Frage, auf die sie nicht eine Antwort hat.
»Ich hab so ein komisches Ziehen im Bauch. Wie Muskelkater. Und könnte den ganzen Tag nur schlafen. Abgesehen davon geht’s mir super.«
»Das sind die Mutterbänder«, beruhigt sie mich. »Die dehnen sich aus und ziehen am Anfang ein bisschen, um Platz zu schaffen bei dir im Bauch. Mach dir eine Wärmflasche, aber nicht zu heiß. Das hilft.«
Ich muss lachen. Wer hätte gedacht, dass meine zwei Jahre jüngere Freundin, die immer wie eine kleine Schwester für mich war, mir jemals Tipps für die Schwangerschaft geben würde? Eigentlich war doch immer ich diejenige von uns gewesen, die kluge Ratschläge gab.
Die nächsten Abende und Wochenenden verbringe ich viel auf dem Sofa. Lesend und Tee trinkend. Dazu gibt es Schokoladenkekse. Endlich muss
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