Baby-Bingo
wieder zurückgekehrt. Ein schönes Gefühl.
Mitten in der Nacht wache ich auf. Mit unerträglichen Schmer zen im Unterleib. Aber noch schlimmer ist die Angst, dass mit unserem Baby etwas nicht stimmt. Ich höre Martin neben mir ruhig atmen. Er schläft tief und fest.
Aua, das tut richtig weh. Ich kann nicht mehr schlafen. Leise stehe ich auf, gehe in die Küche und mache Wasser für eine Wärmflasche heiß. Dabei rede ich mir immer wieder gut zu. Nein: uns ! Denn ich habe das merkwürdige Gefühl, dass mit dem kleinen Wesen in meinem Bauch gerade irgendetwas nicht stimmt und es meine Unterstützung braucht.
Ich lege mich mit der Wärmflasche auf dem Bauch aufs Sofa und versuche mir einzureden, dass alles gut ist. Wie hatte Marie gesagt? Die Mutterbänder dehnen sich und schaffen Platz im Unterleib. Schmerzen sind da ganz normal.
Leise gehe ich zurück ins Schlafzimmer und schlüpfe unter die warme Bettdecke zu Martin. Ganz eng kuschle ich mich an ihn und merke, wie mein Atem langsam wieder ruhiger wird und ich mich entspanne.
»Bleib bei uns, kleine Erdbeere«, flüstere ich mehrmals, bevor ich wieder einschlafe.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, habe ich immer noch Schmerzen. Nicht mehr ganz so schlimm wie in der Nacht, aber schlimm genug, um mir weiterhin Sorgen zu machen. Nach dem Frühstück lege ich mich wieder mit der Wärmflasche aufs Sofa.
Martin versucht, mich zu beruhigen. »Das kommt bestimmt von der Umstellung. Dein Körper muss sich ja erst mal an alles gewöhnen.«
Er ist süß, macht mir einen Tee und nimmt meine Hand. »Mach dir nicht so viele Sorgen, Carla. Was sagt denn Marie dazu?«
»Sie ist in der Schweiz. Bei ihren Eltern. Ich hab schon versucht, sie zu erreichen, aber ihr Handy ist aus.«
»Und Frau Doktor Steinberger?«
»Heute ist Samstag. Da ist ihre Praxis zu.«
»Ach so, stimmt. Hatte ich vergessen.«
Stille. Eine Weile sagen wir nichts, halten uns nur weiter an den Händen. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Sind es dieselben? Ich traue mich nicht, sie auszusprechen. »Und wenn ich mal kurz in die Klinik hier um die Ecke fahre? Ich meine, dann bin ich vielleicht etwas beruhigter.« Die Vorstellung, bis Montag zu warten und bis dahin nicht zu wissen, was los ist, ist für mich unerträglich.
»Ja, ist sicher besser. Ich fahre dich«, sagt Martin.
Schweigend sitzen wir im Auto. Ich habe Angst, große Angst. Das sage ich aber Martin nicht. Denn ich habe das Gefühl, durch Worte die schlimme Vorahnung, die ich habe, zu bekräftigen. Und das will ich nicht. Ich will diesen negativen Gedanken nicht in meinem Kopf haben.
Wir fragen uns bis zur gynäkologischen Abteilung durch, melden mich an und setzen uns ins Wartezimmer.
»Frau Moretti?«
Ich folge der Sprechstundenhilfe durch einen langen Gang. Martin bleibt im Wartezimmer sitzen.
»Guten Morgen.«
Eine zierliche Frau schüttelt mir die Hand. »Ich habe gehört, Sie sind schwanger und haben starke Schmerzen?«
Ich nicke.
»In der wievielten Woche sind Sie?«
»In der achten«, antworte ich.
Ich lege mich auf den Behandlungsstuhl, und die Ärztin untersucht mich mit Ultraschall.
Ich merke schon an der Art, wie sie immer wieder konzentriert auf den Monitor starrt und dabei mit dem Ultraschallgerät hin und her fährt, dass etwas nicht stimmt.
»Wann waren Sie das letzte Mal bei Ihrer behandelnden Ärztin, Frau Doktor Steinberger, richtig?«
»Vor einer Woche«, antworte ich.
»Es tut mir leid, aber das sieht nicht gut aus.«
Ich habe es geahnt. Genau vor diesem Satz hatte ich Angst.
»Der Embryo bewegt sich nicht, und ich kann keine Herztöne hören.«
Sie sieht auf den Monitor. »Für die achte Schwangerschaftswoche ist der Embryo viel zu klein.«
Sie schaut mich ernst an. »Da kann ich Ihnen leider gar keine Hoffnung mehr machen. Wir nehmen jetzt noch eine Blutprobe, und dann würde ich Sie bitten, bei meiner Sprechstundenhilfe einen Termin für Montag zu vereinbaren. Zur Ausschabung.«
Ich weiß nicht mehr, wie ich es schaffte, mich anzuziehen und den langen Gang hinunter zu Martin zu gehen.
Als er mich sieht, springt er auf und kommt mir entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, nimmt er mich in den Arm. Ich bin wie versteinert.
»Ich habe es verloren. Es ist nicht weiter gewachsen.«
»Meine Carla.« Er hält mich ganz fest.
»Und das ist wirklich ganz sicher?«
Ich nicke.
»Vielleicht solltest du am Montag nochmals zu Frau Dr. Steinberger gehen. Ich meine, die können sich doch auch irren,
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