Babylon 5 - Krieg der Verschwörer
davon für sich abzuzweigen.
Man hatte um die Statue herum eine Plane auf dem Rasen ausgebreitet, um sowohl das zarte Gras als auch die Schuhe der Gäste zu schützen. Zu beiden Seiten der unförmigen, verhüllten Skulptur waren lange, weiß gedeckte Tische aufgestellt. Kellner schritten anmutig durch die schillernde Menge und boten Champagner und Centauri-Wein an. Hier im Grünen war die Luft sehr frisch, und als ein kurzer Regenschauer auf die Gäste niederging, lachten alle fröhlich, Menschen wie Außerirdische. Fast jeder war ihrer Einladung gefolgt; sogar Botschafter Kosh. Und dabei hatte ihr jeder versichert, der Vorlone würde nicht erscheinen.
Sie hatte ihn genauso charmant wie die übrigen Gäste begrüßt, aber seine wenigen Worte nicht verstanden. Vielleicht ist sein Übersetzungsprogramm defekt , dachte sie und starrte zu dem rätselhaften Fremden hinüber. Er stand etwas abseits, verhüllt wie der Mittelpunkt und Anlaß des Abends. Sie verzog den Mund. Was für eine Ähnlichkeit , ging es ihr durch den Kopf.
Und die Botschafterin der Minbari. Was hat sie nur mit sich angestellt? fragte sich Semana. Um Himmels willen, sie hat ja Haare! Auch ihre Figur schien sich verändert zu haben. Semana legte den Kopf schief. Ich wüßte nur zu gern, wessen Idee das war . Es schien überhaupt nicht zu einer Minbari zu passen.
Der Botschafter der Centauri war unter den ersten Gästen. »Ich weiß, es hätte vornehmer gewirkt, wenn ich zu spät gekommen wäre«, erklärte er, nachdem er ihr galant die Hand geküßt hatte, »aber ich konnte Ihrem Charme nicht länger widerstehen, werte Dame.« Und ich habe es sogar geschafft, mich nicht zu übergeben, dachte Semana düster.
Langsam wurde sie nervös, weil ihr Opfer noch nicht aufgetaucht war.
Sheridan wirkte genauso nervös. Man hatte den Eindruck, er müßte sich einer schweren Operation unterziehen und nicht bloß eine schlichte kleine Rede vor ein paar Leuten halten, denen er ohnehin jeden Tag begegnete. Er tat ihr fast leid genug, um zu ihm zu gehen und einige beruhigende Worte zu sagen, aber sie wollte kein Risiko eingehen. Es wäre nicht gut, wenn mir der Captain wie ein kleiner Hund nachläuft, während ich versuche, G’Kar einzufangen .
»Entschuldigen Sie meine Verspätung«, sagte eine tiefe Stimme neben ihr.
Sie drehte sich um und schenkte dem Botschafter der Narn ein betörendes Lächeln. »Ich bin hocherfreut, daß Sie kommen konnten, Botschafter«, begrüßte sie ihn herzlich. »Ich kann mir denken, daß Sie jetzt, so kurz vor der Konferenz, sicher tausend Dinge zu erledigen haben.« Semana blickte tief in die roten Augen. »Darf ich Ihnen … etwas anbieten?« fragte sie und machte eine entwaffnend hilflose kleine Geste.
»Ah-hm.«
»Ah!« sagte G’Kar aufgeschreckt. »Das ist meine Assistentin, Na’Toth.«
»Sehr erfreut«, nickte Semana und wandte sich von Na’Toth ab. »Botschafter, ich habe erst vor kurzem die wundervolle Kunst der Narn entdeckt. Haben Sie einen Lieblingskünstler?«
Na’Toth starrte fassungslos, als sich Semana bei G’Kar unterhakte und mit ihm davonspazierte. Die junge Frau himmelte den Botschafter förmlich an, und er genoß es. Am anderen Ende des Raumes erspähte die Narn Londo Mollari, der das Paar mit bösen Blicken verfolgte. Sieh an , dachte sie zugleich verbittert und amüsiert, sie ist ja sehr fleißig gewesen.
Vir war ausgesprochen erleichtert, als er ihre Gastgeberin Arm in Arm mit dem Botschafter der Narn entdeckte. Sie schenkte ihm ihre ganze Aufmerksamkeit. Londo war von der jungen Frau völlig gefangen, und er hatte seine Kleidung für den Abend besonders sorgfältig ausgesucht, um Eindruck auf sie zu machen. In seinem eleganten königsblauen Brokatmantel mit den Satinmanschetten sah er wirklich beeindruckend aus, und den anwesenden Centauri-Damen war das nicht entgangen. Aber er schüttelte sie von sich ab wie lästige Insekten und hatte nur Augen für die Gastgeberin.
Vir seufzte. Für eine Centauri war nichts verlockender als ein Mann, der ihr keine Beachtung schenkte. Ich schätze, so manifestiert sich der Eroberungstrieb der Frauen. Unter anderen Umständen wäre Londo von der Aufmerksamkeit begeistert gewesen. Ich mißgönne ihm seine Eroberungen nicht, dachte Vir ergeben. Es ist nur… Na ja, vielleicht gef ällt mir nicht, daß er so großen Erfolg bei den Frauen hat. Er sollte sich jetzt lieber auf andere Dinge konzentrieren als sein Liebesieben.
Ja, er war in der Tat eifersüchtig. Eine
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