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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gerichtet.
    Nun brauchte er sich nur so gegen die Tür zu stemmen, daß er sie auch aufziehen konnte.
    Es fiel ihm unsagbar schwer. Einige Male rutschten ihm die Füße weg, so daß er in eine Schräglage geriet und sich erst aus dieser befreien mußte.
    Der Mandarin packte es. Allein, daß er dies überhaupt schaffte, ließ darauf schließen, welch eine immense Kraft in ihm steckte. Und er schaffte es sogar, die schwere Tür zu öffnen und sie nach innen zu ziehen. Später wankte er wie eine Puppe auf den Niedergang zu, wo das Öllicht brannte und er sich orientieren konnte, was er im Prinzip nicht brauchte, denn er kannte die Dschunke wie seine Westentasche. Der Mandarin wußte auch, in welche Richtung sie segelten. Der Wind blies aus Richtung Osten in die Segel und bauschte sie dermaßen auf, als wollte er sie aus der Takelage reißen. Das Wasser der Bucht schäumte um den Bootskörper, dessen Bug einen weißen Bart vor sich herschob. Die Mannschaft stand an Deck. Männer mit hell geschminkten Gesichtern, die sogar im Dunkeln leuchteten.
    Noch lag der Tag über Hongkong. Ein graues, bleiernes Gebirge aus Wolken, denn der Himmel hatte sich bezogen. Nur der Wind war noch wärmer geworden.
    Sie konnten sowohl nach Lantau Island segeln als auch nach Macao. Nirgendwo würden sie anlegen, sondern zwischen den Inseln kreuzen. Die Westküste von Hongkong Island war bereits außer Sicht. Sie malte sich nur mehr als grauer Streifen ab und verschwamm mit fortlaufender Zeit immer mehr.
    Als die ersten weißen Masken den Mandarin an Deck sahen, erstarrten sie vor Ehrfurcht oder verbeugten sich, doch der Alte nahm von ihnen keine Notiz. Sich am Schanzkleid festklammernd, näherte er sich dem hohen Ruderhaus, in dem Tao, der Leibwächter, das Regiment führte. Es schien so, als würde er die Anwesenheit des Mandarins spüren, denn er drehte sich von der Elektronik des Ruderstandes weg — kein Fremder ahnte, daß sich in dieser altmodisch wirkenden Dschunke hochmodernes Gerät verbarg — und schaute durch das schmale Fenster.
    Ein Fluch verließ seinen Mund. Hastig riß er die Tür auf und stand mit wenigen Sprüngen vor dem alten Mann mit dem schmerzverzerrten Gesicht. Er wollte ihn anfassen, ihm helfen, aber der Starrsinnige schüttelte nur den Kopf.
    »Ich will Neues hören!« keuchte er. »Ich will Neues hören. Ich will sie tot sehen.«
    »Sie sind bestimmt tot.«
    »Schwöre das beim Leben des Drachengottes!« spie der Mandarin hervor.
    Tao trat zurück. »Das kann ich nicht. Ich habe alles in die Wege geleitet, um sie zu vernichten. Der Polizeispitzel muß weg, die beiden anderen auch.«
    »Was ist mit dem Bonzen?«
    »Wir haben ihn gefoltert.«
    »Und?«
    Tao grinste schmierig. »Kennst du jemand, großer Mandarin, der meine Folter je überlebt hätte?«
    »Nein.«
    »Auch der Bonze wird keine Ausnahme gemacht haben, mag er innerlich auch so stark sein. Die weißen Masken sind schon immer besser gewesen, sie werden auch besser bleiben.«
    Der Mandarin nickte. »Ich wünsche es uns«, krächzte er, »ich wünsche es uns von ganzem Herzen. Wir haben einmal einen Fehler gemacht…«
    »Soll ich dem Knochensetzer das Genick brechen?«
    »Nein, obwohl ich es liebend gern täte. Ich brauche ihn noch. Ich will nicht mehr zu ihm getragen werden, deshalb möchte ich, daß ihr ihn zu mir holt.«
    »Jetzt?«
    »So schnell wie möglich. Ich muß ihn haben, ich muß ihn sehen, und er soll seine Koffer mitbringen.«
    Jemand brachte auf einen Wink Taos hin dem Mandarin einen Stuhl, wo ersieh niederlassen konnte.
    »Beidrehen!« keuchte er Tao zu. »Laß beidrehen und ankere in der kleinen Bucht…«
    Der Koloß verbeugte sich. »Es wird alles zu deiner Zufriedenheit geschehen, Meister…«
    ***
    Der Drachenflieger war verflucht schnell und schon so gefährlich nahe heran. Die Mündung des kurzläufigen, klobigen Gewehres wirkte auf mich wie ein tödliches Auge, vor dem sich meine Magenmuskeln zusammenkrampften. Ich wußte, daß die nächsten Schüsse besser liegen würden. Durch das offene Fenster hörten wir das Rauschen des Windes unter den Flügeln. Der Drachenflieger mußte ein Meister seines Fachs sein. Flog er zu weit, konnte es passieren, daß er in den Wald hineinraste, der sich links von uns erhob.
    Ich brauchte Suko nichts zu sagen. Auch er hatte die Gefahr längst bemerkt und reagierte phantastisch.
    Ein Druck auf das Gaspedal, und der Scorpio schoß voran, als hätte er einen Tritt bekommen.
    Ich sah es noch blitzen, zog

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