Babylon in Hongkong
den Schädel ein und wartete auf die harten Einschläge der Kugeln.
Die waren auch vorhanden, aber sie jaulten an unserem Fahrzeug vorbei und hämmerten in den Wald.
Suko kurbelte am Lenkrad, denn der Wagen begann zu schlingern. Sicher brachte er ihn in die Spur, während ich zurückschaute. Durch die Heckscheibe sah ich leider nur einen Ausschnitt, der aber reichte aus. Der Drachenflieger hatte die Straße fast erreicht. Er hätte sie beinahe mit den Füßen berühren können, bewegte schon die Beine, als ein Windstoß die Flügel aufblähte und ihn in die Höhe trug. Dadurch mußte er sich auf den Flug konzentrieren und konnte nicht mehr schießen. Sekunden später waren wir aus seinem Sichtfeld verschwunden und atmeten zunächst tief durch.
»Da war noch ein zweiter«, sagte Suko und hatte mit dieser Bemerkung ins Schwarze getroffen.
»Den suche ich auch!«
»Weißt du wenigstens die Richtung, in die er verschwunden ist?«
»Nein.«
»Dann fahre ich weiter.«
Ich nickte. »Okay, mach das.« Erst jetzt stellte ich das leichte Zittern bei mir fest. Dieser plötzliche Angriff hatte an meinem Nervenkostüm gezerrt. Schließlich bin ich kein James Bond der alten Schule, der alles locker wegsteckte.
Wie es der Teufel wollte, es kam uns auch kein Fahrzeug entgegen. Wir waren allein auf weiter Flur.
Suko fuhr, ich bewegte mich auf meinem Sitz wie ein Clown, der sich unbedingt produzieren muß. So gut wie möglich suchte ich alle vier Himmelsrichtungen nach den verdächtigen Fliegern ab. Zu Gesicht bekam ich sie nicht. Sie schienen sich in Luft aufgelöst zu haben.
Dann erschien links eine Haltebucht. Wie eine Kerbe schnitt sie in den Abhang. Für uns war es ein idealer Platz. Suko steuerte ihn an und stoppte.
Ich hatte schon die Tür offen. Aussichtspunkte können eine schöne Sache sein. Ihn hier anzulegen war hervorragend. Der Blick fiel über die Bucht, gegen die Insel, aber auch gegen den grau werdenden Himmel, denn lange Wolkenbänke schoben sich vor, die das Licht der Sonne sehr bald schlucken würden.
Für Drachenflieger kein gutes Wetter. Mich interessierten nicht die in der Bucht kreisenden Schiffe, ich suchte die heimtückischen Killer, aber es war Suko, der sie zuerst entdeckte. Sie flogen ziemlich dicht zusammen, fast senkrecht über uns und suchten die Gegend ab. Deckung fanden wir neben dem Scorpio. Mit gezogenen Waffen duckten wir uns dort zusammen und warteten ab.
Da war schon der erste. Nicht zu sehen, aber zu hören. Die Flügel voll gebläht, schoß er rauschend herab. Und erschoß dabei. Diesmal war es nicht der mit dem Gewehr, dieses hämmernde Tak-Tak konnte nur von einer Maschinenpistole stammen. Auf der Fahrbahn zeigten sich plötzlich Spritzer, wo der Belag durch die aufschlagenden Kugeln aufgerissen wurde.
Die verdammten Garben wanderten von der linken Seite her näher. Sie würden sehr schnell unseren Wagen erreicht haben, und Suko war es diesmal, der feuerte.
Mit geweihten Silbergeschossen gegen den Drachenflieger mit der MPi, der zwei Dinge gleichzeitig machen mußte: feuern und das nicht einfach zu handhabende Flugerät lenken.
Dann erwischte es unseren Wagen. Wir hörten die Hinschlage, saher aber auch, daß der Schütze anfing zu schwanken und mit seinem Drachen nicht mehr zurechtkam.
Der zweite Mann flog über ihm. Ein günstiger Wind trug ihn noch höher. So wie wir es sahen, würde er zunächst nicht mehr schießen. Der MPi-Schütze geriet aus der Bahn. Plötzlich fiel etwas Schwarzes aus der Höhe, landete mitten auf der Straße und wäre fast noch unter den Scorpio gerutscht. Es war die MPi.
Im nächsten Augenblick hielt sich der Kerl nur mit einer Hand fest. Er mußte von Sukos Kugeln erwischt worden sein. Es hatte keinen Sinn, daß er versuchte, seinen Flieger zu lenken, er bekam ihn nichtmehrunter Kontrolle. Etwa zehn Yards über uns schwebend, packte ihn ein harter Windstoß, der ihn so abtrieb, daß er keine Chance mehr hatte. Er kippte nach rechts weg. Der zweite Flieger hatte sich schon aus dem Staub gemacht. Von unten her quälte sich ein Bus die Serpentinenstraße hoch. Wir liefen an den Rand und bekamen mit, wie der Killer plötzlich in den Wald hineinrauschte.
Er raste in die Bäume, beugte die Kronen, der Drache hing fest, er ebenfalls, bevor er abtauchte und unseren Blicken entschwand. In der Nähe schäumte ein Wasserfall aus einer hohen Felswand. Für uns sah es so aus, als wollte der Strom den Killer wegspülen. Suko hob die MPi auf und warf sie in
Weitere Kostenlose Bücher