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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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vor. Der Durchzug brachte auch keine Kühle.
    War der Wald tot?
    Dann erschien eine schmale Kurve. Wir fuhren nicht schnell, trotzdem mußte Suko mit dem Fuß vom Gaspedal. Der Wagen näherte sich wie ein anschleichendes Raubtier der Kurve. Es war, als würde er darauf lauern, daß sich etwas tat.
    Das geschah auch.
    Links, also an meiner Seite, bewegten sich Blätter und Zweige heftiger als normal.
    »Aufpassen, Suko!« Meine Stimme klang gepreßt.
    Die Dunkelheit teilte sich. Zweige schlugen zurück, peitschten wieder vor, da aber war es längst passiert. Etwas schnellte über den Straßengraben hinweg, tauchte aus dem Dunkel ins Hellere, prallte auf die Straße und überschlug sich wie eine Puppe.
    Nein, keine Puppe, ein Mensch.
    Es war Tam!
    ***
    Suko bremste.
    Ich duckte mich gleichzeitig, denn ich hatte noch etwas in der Lücke gesehen. Einen hellen Schatten, und ich dachte augenblicklich an die weißen Masken.
    Die Tür flog so hastig auf, als sollte sie aus den Angeln gerissen werden. Beim Zurückschwingen schlug sie mir noch gegen den Ellbogen, als ich losrannte, ohne dabei auf Sukos Warnung zu achten. Ich riß die Beretta hervor und sprang in das dichte, klebrige Unterholz, das sich aus schlingpflanzenartigen Lianen zusammensetzte, die mir wie Lassos vorkamen und mich festhalten wollten.
    Ich hatte mir die Stelle ungefähr gemerkt, wo der weiße Schatten erschienen war. Wütend zerrte ich mich frei und überwand die nächste Distanz mitzwei großen Schritten. Ich erhielt einen Schlag gegen die Stirn, weil ich einen tiefhängenden Ast zu spät bemerkt hatte. Den Fluch schluckte ich runter, ich wollte den verdammten Hundesohn zwischen die Finger bekommen.
    Diesmal war mir das Glück hold. In der mit hellen Sonnenflecken übersäten Waldfläche entdeckte ich einen schmalen Pfad, nicht mehr als einen Wildwechsel, aber ich kam voran.
    Und ich hörte etwas.
    Nicht weit entfernt versuchte jemand, sich ebenso wie ich den Weg durch dieses Wirrwarr zu bahnen. Eine zischelnde Stimme drang mir entgegen, ich tauchte unter Ästen hinweg und sah ihn vor mir. Er hatte hinter einem dicken Baumstamm gelauert, und es war tatsächlich eine weiße Maske.
    Das Gesicht schien innerhalb der grünen Fläche zu schweben, weil die dunkle Kleidung, die er sonst trug, nicht auffiel. Sie verschwamm mit der Umgebung.
    Und er griff an.
    Nicht mit seinen bloßen Händen, nein, er besaß einen normalen Stock, dessen Spitze jedoch aus Stahl bestand.
    Ich schoß.
    Auf einmal verzerrte sich das weiße Gesicht. Zwar sprang er noch vor, aber er konnte mich nicht mehr erreichen. Auf halber Strecke knickte sein Stock nach unten. Die Spitze drang in den Boden, er fiel auf den etwas dickeren Knauf, und es sah so aus, als wollte er sich vor mir verbeugen. Ich trat zur Seite, als er fiel.
    Über den Stock kippte er hinweg. Sein Kopf verschwand im dichten Blattwerk fettiger Pflanzen, die den Boden bedeckten. Hoch über mir begann ein wildes Gekreische. Die Vögel fühlten sich durch meinen Schuß gestört und flogen davon.
    Um den Mann kümmerte ich mich nicht. Wo einer war, konnte auch ein zweiter sein.
    Ich schaute mich um, blickte auch nach oben in die Bäume, aber ich entdeckte keinen mehr.
    Suko lief von der Straße heran. Sein Gesicht zeigte Erschrecken und Erstaunen, als er neben mir stehenblieb und sich die Gestalt auf dem Boden anschaute.
    »Hast du ihn…?«
    »Klar habe ich ihn«, erwiderte ich unwillig. »Verdämmt, ich mußte es tun, er wollte mich aufspießen.«
    »Ja, natürlich.« Suko nickte, bevor er sich bückte und den Mann auf den Rücken drehte.
    Ich blieb derweil wachsam neben ihm stehen, aber man ließ uns in Ruhe.
    »Schau mal, John.«
    Suko leuchtete den Mann an. Dessen weiß gepudertes Gesicht besaß violette Lippen und ebensolche Brauen. Die Kugel war nicht tödlich gewesen, sie steckte zwischen rechter Brust und rechter Schulter. Nur brauchte er unbedingt einen Arzt.
    Wir hörten ihn keuchend nach Luft ringen. Dabei bewegte er die Augen. Seine Pupillen wirkten wie flache Steine, die von einer unsichtbaren Kraft in den Höhlen gedreht wurden.
    »Die erste Spur!« flüsterte Suko über den Toten hinweg. »John, das ist die erste Spur.«
    »Und Tarn?«
    Da wurde das Gesicht meines Freundes starr. Ich sah es selbst bei diesem grünen Schattenlicht. »Schau ihn dir an, John, schau ihn dir verdammt noch mal an. Dann wirst du selbst erleben, welche Hundesöhne die weißen Masken sind.«
    Ich fragte nicht noch einmal nach, aber in

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