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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Klauen nach der gesamten Stadt ausgestreckt hatten, alles unter Kontrolle hielten, so daß ihnen nichts verborgen blieb.
    Was gab es für Chancen für mich?
    Wenn ich ehrlich sein sollte, so gut wie keine. Wie ich meine Gegner einschätzte, waren sie raffiniert genug, alles locker durchzuziehen. Sie hatten gut geplant, vorgesorgt, ich würde keine Zeugen finden. Ich versuchte es trotzdem. Mit dem Lift rauschte ich hinab in die Halle, umschwängert vom süßen Parfümgeruch einer Amerikanerin, die sich
    ›chic‹ gemacht hatte, weil sie mit ihrem Lover ausging. An der Rezeption zeigte man mir das freundliche Lächeln. Ich erkundigte mich, ob jemand eine Nachricht für micht hinterlassen hatte. Das Mädchen schaute nach, drehte sich wieder lächelnd um und hob dabei bedauernd die Schultern.
    »Nichts, Sir, tut mir leid.«
    »Mir auch, danke.«
    Mitten in der Halle blieb ich stehen, rauchte eine Zigarette, hörte dem Klavierspieler zu, ohne etwas von den Melodien mitzubekommen, in weiches Licht getaucht, das über die Ledersessel und den beigebraunen Teppich floß.
    Was sollte ich tun? Mich mit Superintendent Demison in Verbindung setzen? Das brachte nichts, der Mann würde mich bedauern oder auslachen. Was die weißen Masken in die Hand nehmen, das taten sie gründlich. Da waren sie perfekt.
    Suko und ich hatten vorgehabt, dem Knochensetzer einen Besuch abzustatten. Und diesen Plan wollte ich nicht fallenlassen. Falls es eine Chance gab, etwas über Suko zu erfahren, dann auf diese Art und Weise. Der Knochensetzer war in Hongkong ein ungewöhnlicher Mann, der einen noch ungewöhnlicheren Beruf ausübte. Möglicherweise kannte er sich aus, konnte ich von ihm mehr über die weißen Masken erfahren, wobei ich auch davon ausgehen mußte, daß er sich einem Europäer gegenüber sehr verschlossen zeigte.
    Hongkong — welch eine Stadt. Unter der Oberfläche brodelte sie, wobei sie ansonsten ein anderes, ein kaltes Gesicht zeigte, wie die Fassaden mancher Hotelbauten.
    Hongkong hatte es tatsächlich geschafft, verschiedene Gesellschaftsformen miteinander zu mischen.
    Taoismus, Buddhismus lebten heute hautnah mit messerscharfer Technologie und Geschäftssinn zusammen. Religion, Aberglaube und überlieferte Wissenschaften wie die des Knochensetzers sind zu einer ungewöhnlichen Mischung aus Zweckdenken und Schicksalergebenheit verflochten. Einem Touristen wird, wenn er in der Stadt nach billigen Waren stöbert, davon kaum etwas auffallen, aber der Fremde kann davon ausgehen, daß die Türen und Eingänge der Geschäfte, die Anordnung von Theken, Farben, Materialien, Stühlen und Tischen nach den Regeln des Fengshui ersonnen wurden.
    Daran mußte ich denken, als ich vor der hellerleuchteten Fassade des Hotels stand und mir von einem uniformierten Portier ein Taxi heranwinken ließ, was etwas dauerte, denn vor mir enterten Männerhorden aus Europa gleich fünf Wagen.
    Schließlich hielt der sechste. Der Fahrer war schon älter, nickte mir freundlich zu und fragte nach dem Ziel.
    »Wan Chai«, sagte ich.
    »Oh.« Er lächelte verständnisvoll. »Wollen Sie in Hongkong eine tolle Nacht verbringen, Sir?«
    »Mal schauen.«
    »Nun ja, da könnte ich Ihnen behilflich sein. Offiziell gibt es bei uns keine Prostitution. Bei uns läuft es mehr hinter den Fassaden. Es gibt natürlich genügend Mädchen, die sie mitnehmen können, aber die wirkliche Klasse erleben Sie in den Clubs, deren Adressen sehr geheim und nur Eingeweihten bekannt sind.«
    »Daran hatte ich eigentlich nicht gedacht.«
    »Was wollen Sie dann dort?« Er hielt vor einer Ampel. Ströme von Nachtschwärmern gingen über die Straße.
    »Ich wollte eigentlich mehr in die Basare.«
    »Ah — einkaufen?«
    »Auch.«
    »Da kenne ich bessere Läden. In den Basaren werden sie betrogen, glauben Sie mir.«
    »Vielleicht, ich suche nach einem bestimmten Laden, denn ich will keine Kamera zum Sonderpreis und auch keine Rolex-Imitation, weil ich eine echte trage.«
    »Sie sind wohl Fachmann?«
    »Mehr oder weniger.« Ich versuchte es geradeheraus. »Kennen Sie Cheng Wang, Mister?«
    »Wer soll das sein?«
    »Ein Knochensetzer.«
    Der Fahrer schwieg zunächst. Ich wurde das Gefühl nicht los, ins Schwarze getroffen zu haben, ein Glücksfall wahrscheinlich. Ein jüngerer Mann hätte mir da wohl nicht helfen können.
    Lichter huschten in einer wirbelnden Vielfalt und Farbenpracht zu beiden Seiten vorbei, daß sie mir schon sinnverwirrend vorkamen. Hongkong spie sein Angebot an

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