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Babylon in Hongkong

Babylon in Hongkong

Titel: Babylon in Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vergnügen auch äußerlich aus. Dazwischen schleichende, hupende Autos, Fußgänger, Gerüche, die aus Garküchen über die Fahrbahnen wehten und Appetit machten.
    Ich sah die Kochstellen unter Zeltdächern im grellen Licht der Leuchtstoffröhren und entdeckte auch elegante Restaurants auf dem Wasser, das ich hin und wieder wie einen dunklen Spiegel zwischen den Lücken in den langen Baureihen entdeckte, auf dem sich zahlreiche Lichtreflexe ein schon künstlerisch anmutendes Stelldichein gaben.
    »Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet«, wandte ich mich an den Fahrer.
    »Das weiß ich.«
    »Na und?«
    Er hielt an, weil jemand mehrere Hunde über die Straße führte. Sie hingen an starken Leinen, bellten wütend und zerrten kräftig. »Die wissen Bescheid, daß sie geschlachtet und enthäutet werden«, sagte der Fahrer leise. »Das ist nichts für Europäer. Ihr mögt kein Hundefleisch. Überhaupt sollte der Fremde sich in Hongkong an die Dinge halten, die für ihn gemacht sind.«
    »Und nicht nach Knochensetzern fragen, wie?«
    Der Mann ließ den Wagen anrollen. »Wenn Sie es so sehen, muß ich Ihnen recht geben. Das Knochensetzen ist etwas Heiliges, man soll es nicht europäisieren.«
    »Das will ich auch nicht.«
    »Sind Sie Arzt, Sir?«
    »Nein.«
    »Ich will auch nicht unhöflich sen, aber ich frage mich…«
    »Sie brauchen sich nicht weiter etwas zu fragen. Ich will mit Cheng Wang über eine andere Sache reden, und die ist nicht negativ. Begreifen Sie das nicht?«
    Er mußte wieder stoppen und drehte sich zu mir um. Im Schein der Reklamebeleuchtung hatte sein Gesicht einen grünen Schimmer bekommen. So sahen Wasserleichen aus.
    »Nun?« fragte ich.
    Sehr bedächtig nickte er.
    »Ich kann in des Teufels Küche gelangen, aber ich tue es, Sir. Ich bringe Sie hin. Ihre Augen blicken nicht falsch. Ich lese darin, daß Sie einen triftigen Grund haben, Cheng Wang zu besuchen. Nur sagen Sie ihm bitte nicht, daß ich Sie hergebracht habe. Er würde es nicht gern hören.«
    »Schon vergessen — und danke.«
    Er fuhr wieder an. Bisher hatten wir uns auf einer Hauptstraße befunden. An der nächsten Kreuzung lenkte er den Wagen nach links. Dort führte der Weg auch zum Hafen. Davon sah ich nichts, denn ich befand mich wenig später mitten im Basar, wo für das Taxi kein Durchkommen mehr war. Wir fanden kaum einen Platz zum Halten.
    Zur Rechnung legte ich ein anständiges Trinkgeld, über das sich der Fahrer freute. Er schärfte mir noch einmal ein, den Mund zu halten, und wünschte mir den Segen aller Glücksgötter.
    »Ja, den werde ich brauchen können.« Dann schlug ich die Tür von außen zu und kam mir vor wie auf einer lärmenden Insel. Der Fahrer hatte mir noch gesagt, daß Cheng Wangs Faden etwa hundert Yards weiter vorn auf der linken Seite liegen würde.
    Die Straße war ein Schlauch. Eingerahmt von den unterschiedlichsten Häusern und Bauten, ein wahnsinniger Wirrwarr von Fassaden, Türen, Eingängen, Durchlässen und Schlupflöchern, in dem sich ein Fremder unweigerlich verirren mußte.
    Und immer wieder dieses blitzende, grelle Licht, schreiend bunt, eingepackt in einem ewigen Singsang von Stimmen, Lachen, Schreien oder Musik, die ebenfalls aus vielen Läden schrillte, denn dort liefen die Billig-Kassetten.
    Wer hier war, der kaufte ein. Es gab nur wenige, die nicht eine prallgefüllte Tüte oder Tasche bei sich trugen. Hier drängelte und schoben sich die Menschen in verschiedene Richtungen, überwölkt von Dampfschwaden, die aus zahlreichen kleinen Imbißbuden und Restaurants drangen. Zahlreiche Köche zauberten in ihren Woks, jenen typisch asiatischen Kochkesseln, die schmackhaftesten Gerichte. Zwar verspürte ich Hunger, ließ mir aber nicht die Zeit, etwas zu mir zu nehmen. Ich ging nur vorbei an den Krebsen, den Fischen, dem Fleisch, dem Gemüse, den Hühnern, Enten und Gänsen, die, schon gerupft, vor den Lokalen hingen und gleichzeitig Landeplätze für zahlreiche Fliegen waren, eine Tatsache, die es mir leichter machte, aufs Essen zu verzichten.
    In diesem Gedränge war sich jeder selbst der Nächste. Da fiel es zudem nicht auf, wenn einer den anderen verfolgte. Ich ging immer davon aus, beobachtet zu werden. Die weißen Masken hatten ihr Netz eben zu dicht gespannt.
    Etwas typisch Chinesisches entdeckte ich nicht, wenigstens nichts Altes. Hier zollte man den dollarschwangeren Touristen Tribut. Einige Male wurde ich angesprochen. Man wollte mich zu den tollsten Mädchen führen, man bot mir

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