Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
Vom Netzwerk:
heraus leuchten. Ich musste mich förmlich zum Atmen zwingen. Jemand beugte sich über mich und versuchte etwas zu sagen. Ich konnte einen Mund sehen, der sich bewegte, konnte jedoch kein Wort verstehen, als befände ich mich zwanzig Meter unter Wasser. Die Person verschwand. Und dann befand ich mich wirklich unter Wasser, grüne Fische schlängelten sich um meine Beine, Seetang klebte an meinen Armen, Laurels Körper wiegte sich in der Strömung, ihre Haut silbern wie die einer Meerjungfrau, das braune Haar breit auseinandergefächert, ihre Gliedmaßen bewegend, als tanzte sie. Meine letzte Empfindung war namenlose Überraschung, dass aus einem Friedhof plötzlich ein Fluss entspringen kann …

Dreiunddreißig
    Das Erste, was ich wahrnahm, war ein stechender Schmerz in meinen Schläfen. Ich schlug die Augen auf und sah nur das graue, amorphe Nichts der Welt eines Blinden. Ich blinzelte und rieb mir die Augen in dem verzweifelten Bemühen, meinen Gesichtssinn wiederzubeleben. Meine Sicht klärte sich allmählich und ich konnte erkennen, dass meine Umgebung wirklich grau war: Wände aus Zementblöcken, ein gefängnisgrau gestrichener Fußboden, keine Möbel, ein kleines Fenster dicht unter der Decke, durch das ein wenig Tageslicht hereindrang.
    Ich lag auf einer Schaumgummimatte in einer Ecke des Raums. Ich konnte keinen Laut hören und schickte ein stummes Stoßgebet zum Himmel, dass die Explosion nicht meine Trommelfelle verletzt hatte. Ein laienhafter Verband um meinen Unterarm bedeckte die Brandwunde, die ich mir am glühenden Fensterrahmen des Kombis zugezogen hatte.
    Als ich versuchte aufzustehen, gaben meine Beine sofort nach, als hätte man mich meiner Knochen beraubt und das Fleisch intakt gelassen. Ich schaffte es immerhin, mich auf die Knie zu kämpfen, und kroch auf den Umriss einer Tür in der gegenüberliegenden Wand zu. Ich fand weder eine Klinke noch irgendeinen Schließmechanismus, daher trat ich wieder den mühsamen Rückweg an und ließ mich auf meine Schaumgummimatte fallen.
    Als die Tür schließlich aufging, traf mich ein greller Lichtstrahl im Gesicht. Ich schüttelte den Kopf, kniff die Augen zusammen und erkannte Tomas, der in der Türöffnung stand. »Hallo, John«, sagte er, »willkommen in unserer Welt.« Seine Stimme drang wie aus weiter Ferne zu mir, aber ich war froh, dass meine Ohren während der Schießerei nicht völlig taub geworden waren.
    Einer seiner Männer musste mir die Treppe nach oben helfen. Es fühlte sich an, als erkletterte ich einen kleinen Hügel aus Morast. Im zweiten Stock benutzten wir eine weitere Treppe, die zu einem kleinen Dachgarten führte. Dort befand sich ein Brunnen mit einer kleinen Steinskulptur eines Fauns. Roststreifen markierten den Weg, den das Wasser nahm, das aus den Röhren seiner Panflöte herausströmte. Ich ließ mich in einen Plastiksessel fallen.
    Tomas reichte mir ein Glas Tee. »Trinken Sie das«, sagte er. »Es erfrischt Sie ein wenig.«
    Jeder Widerstand, den ich vielleicht hätte leisten können, war durch das Trauma der Explosion weggewischt worden. Das frische Mentholaroma des Tees kühlte meine Kehle. Über die Mauer hinweg konnte ich andere Dachgärten auf anderen unauffälligen Häusern in unterschiedlichen Braun- und Beigeschattierungen vor dem Hintergrund eines azurblauen Himmels sehen. In einiger Entfernung ragten Palmen auf, die im Wind sacht hin und her schwangen. Ich spürte die Sonne auf meinem Gesicht, das gleichzeitig von einer kühlen Brise umfächelt wurde. Ich kam mir vor, als säße ich auf der Terrasse einer Ferienpension an der Côte d’Azur. Ich wollte gar nicht mehr von hier fortgehen.
    Tomas hatte sogar ein wenig Sonnenbräune abbekommen. Er sah entspannt und zufrieden aus und war offensichtlich froh, wieder zu Hause zu sein.
    Ich leerte mein Teeglas und stellte es auf den Tisch zwischen uns. Tomas griff nach einem Teller mit Datteln und Nüssen und fragte, ob ich etwas essen wolle. Ich schüttelte den Kopf. Der Tee war schon fast zu viel gewesen und hatte einen Anflug von Übelkeit ausgelöst. Ich wollte meinem Körper nicht zu viel zumuten.
    »Sie werden sich schon bald besser fühlen«, sagte Tomas. »Sie haben keinen bleibenden Schaden davongetragen.«
    »Stimmt das mit Laurel?«
    Tomas’ Miene verdüsterte sich. »Sie ist tot, John.«
    So schwach ich auch immer noch war, stemmte ich mich trotzdem aus dem Sessel hoch und stürzte mich auf ihn. »Sie mieses Stück Scheiße! Sie haben uns verraten. Es ist genau

Weitere Kostenlose Bücher