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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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verkaufte eine Fälschung. Ich hatte damit nichts zu tun.«
    Gentiles Stuhl knarrte, als er sich zurücklehnte. »Ich schätze, Ihre Experten haben ebenfalls Mist gebaut.«
    »Selbst große Auktionshäuser können sich schon mal irren.«
    Die Tür wurde geöffnet. Louis Peres kam herein, setzte sich, dann beugte er sich vor und flüsterte mit Gentile.
    Gentile nickte und kehrte zu seinen Fragen zurück. »Ich nehme an, Sie kennen eine Reihe prominenter Sammler. Wären einige von ihnen bereit, Gesetze zu übertreten, um ein Objekt zu erwerben, an dem ihr Herzblut hängt?«
    »Sie denken an Kunstdiebe, die auf Bestellung für einen Multimillionär tätig werden, der in seiner Villa einen geheimen Tresor voller gestohlener Chagalls und Picassos hat? Das ist nur ein Mythos.«
    Gentile hob die Augenbrauen. »Wirklich?«
    »Sie kennen die Psychologie eines Sammlers nicht. Der wesentliche Punkt ist, seine Käufe der Welt zeigen zu können, nicht, sie zu verstecken. In neunundneunzig Prozent aller Fälle sind Kunstdiebe eher hirnlos. Sie stehlen die Stücke und stellen dann fest, dass sie nichts damit anfangen können, weil sie einfach zu genau dokumentiert sind.«
    Ich konnte den Zweifel in Gentiles Gesicht deutlich erkennen. »Das scheint sie aber nicht davon abzuhalten, es immer wieder zu versuchen.«
    »Das meiste wird als Pfand oder für die Geldwäsche benutzt. Der Profit kommt von den Lösegeldern. Versicherungsgesellschaften drücken lieber ein Auge zu und zahlen ein Lösegeld, als für den Gesamtwert eines Kunstwerks aufzukommen. Ein einziges Gemälde von Rembrandt ist insgesamt vier Mal gestohlen worden. Bei Antiquitäten, die aus Plünderungen stammen, ist es ein wenig anders. Es ist sehr viel schwieriger, deren Herkunft und Echtheit zu beweisen. Aber es ist relativ einfach, eine falsche Provenienz zu konstruieren. Oder man nimmt eine umgekehrte Restaurierung vor.«
    »Was ist das?«, fragte Gentile.
    »Experten sorgen dafür, dass echte Stücke wie Fälschungen aussehen. Selbst wenn eine Beschaffungsnummer existiert, ist es nicht allzu schwierig, sie zu entfernen. Jedes Jahr werden auf diese Art Milliardenbeträge umgesetzt. Das ist eine unglaubliche Menge Geld. Samuel sah, dass Objekte zum Kauf angeboten wurden, von denen er genau wusste, dass sie gestohlen waren, doch er konnte nichts dagegen tun, weil er es nicht beweisen konnte. Das hat ihn immer in rasende Wut versetzt. Tatsache ist, dass die Antiquitätenmärkte vom Diebstahl abhängig sind. Abgesehen von Wiederverkäufen sind Plünderungen der einzige Weg, um für Nachschub zu sorgen.«
    »Geschieht das wirklich so offen?«, fragte Gentile. Seine Frage schien echt zu sein. Vielleicht hatte er es aufgegeben, mir irgendwelche Köder vorzuwerfen.
    »Gewöhnlich werden sie über kleinere Auktionshäuser abgesetzt, die nicht so wählerisch sind. Das verschwundene Artefakt, das ich erwähnte, stammt wahrscheinlich aus der alten Stadt Ninive.« Gentile nickte, aber ich vermutete, dass er mit Ninive nicht viel vertrauter war als mit dem, was er mit einem Fischbesteck während eines festlichen Banketts anfangen sollte.
    Er deutete mit dem Zeigefinger auf mich wie ein Staatsanwalt im Gerichtssaal. »Was war Vanderlin von Beruf? Ein Professor?«
    »Er hatte einen Lehrauftrag in Philosophie, keine feste Anstellung.«
    »Demnach fehlte ihm das Fachwissen, um mit Museumsstücken zu handeln?«
    »Richtig.«
    »Sie erwähnten, Sie hätten ihm dabei geholfen, die Sammlung seines Vaters zu verkaufen. Ist das richtig?«
    »Ja.«
    »Vanderlins Vater lebt noch. Hatte sein Sohn das Recht, so etwas zu tun?«
    »Er hatte entsprechende Vollmachten. Sein Vater leidet an Alzheimer.«
    »Sie wollen damit sagen, dass er, nachdem Sie zu seiner Zufriedenheit die gesamte Sammlung seines Vaters aufgelöst haben, dieses eine Objekt ohne Ihre Hilfe verkaufen wollte?«
    »Ja, das habe ich doch schon gesagt. Er hat es meinem Bruder gestohlen.«
    Gentile schloss die Augen, als meditiere er über meine Worte. Schließlich stützte er seine schweren, massigen Hände auf den Tisch und erhob sich. Sein Stuhl kippte beinahe um, als er ihn zurückschob. Er kam um den Tisch herum auf meine Seite und blieb dicht neben mir stehen, damit mir seine Massigkeit hautnah bewusst wurde. Ich konnte die Eier mit Speck, die er zum Frühstück verzehrt hatte, in seinem Atem riechen.
    »Kehren wir zur vergangenen Nacht zurück. Sie erzählten uns, Sie hätten Hal Vanderlin gegen Mitternacht verlassen, um danach

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