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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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durch eine Straße, die von vierstöckigen Stadtvillen gesäumt wurde. Eines der Häuser, das mit kunstvoll geschmiedeten Eisengittern und Zierpfeilern und einem im spanischen Stil gehaltenen Balkon ausgestattet war, sah aus, als sei es aus einer Straße in New Orleans direkt nach hier versetzt worden. Trotz des exklusiven Charakters dieses Wohnviertels wurden die Straßen von Bäumen überschattet, die dringend gestutzt werden mussten. Die hohe Luftfeuchtigkeit und das saftige Grün in den Vorgärten sorgten für ein tropisches Flair. Nur wenige Leute bevölkerten die Bürgersteige. Eris würde sich kaum verstecken können. Ich wartete circa zehn Minuten lang, bemerkte jedoch nichts Ungewöhnliches. Der Augenschein versicherte mir, dass keinerlei Gefahr drohte, doch mein sechster Sinn widersprach dieser Überzeugung.
    Es erschien völlig verrückt, dass sich für mich, einen bis dahin unbescholtenen Bürger, das Leben innerhalb eines Tages derart verändert hatte, dass ich mich nun in einem Zustand akuter Angst befand.
    Ich schaute noch einmal die Straße hinauf und hinunter, als ich Laurels Haus erreichte. Auch jetzt konnte ich nichts Auffälliges feststellen, also ging ich hinein. Hal hatte das Haus seiner Mutter übernommen, als sie im vergangenen Herbst gestorben war. Ihr Penthouse saß wie ein Adlernest auf dem dunkelbraunen Klinkerbau, der sich durch eine dekorative Mischung aus gotischen Säulen, Fensterbögen, Altanen und Wasserspeiern von den benachbarten Gebäuden deutlich abhob. Das Parterre beherbergte eine Bar, die für ihre an jedem Montag stattfindenden und von Transvestiten in großer Zahl frequentierten Latino-Partys berühmt war.
    Meine einzige Sorge war, ob Gip sich noch an mich erinnern würde, doch als ich die Vorhalle betrat, erhob er sich grinsend hinter seinem Empfangspult. In seiner grünen Uniform mit zahlreichen Goldschnüren, die aus einer Mütze, einem langen Mantel und einer dazu passenden Hose bestand, sah er wie immer absolut perfekt aus. Nur gut, dass auch das Foyer klimatisiert war. Gip, ein stämmiger Ire mit rundem, rotem Gesicht, vertrat seine Familie bereits in dritter Generation auf diesem Posten. Als Angehöriger der gehobenen Portiersaristokratie nannte er sich Gerald Powell der Dritte.
    »Schön, Sie mal wiederzusehen, John. Sie waren schon lange nicht mehr hier.«
    »Danke, Gip. Ich wollte zu Laurel Vanderlin, wenn sie überhaupt zu Hause ist.«
    »Eine Sekunde, ich schaue mach.« Er tippte ein paar Zahlen ein, sagte etwas ins Telefon und reichte mir den Hörer.
    »Hi, Laurie. Ich bin’s – John.«
    »Oh, John. Dann hast du es schon gehört.«
    »Ja. Darf ich raufkommen?«
    »Ich bitte darum. Ich brauche dringend Gesellschaft.«
    Der Fahrstuhl war gründlich renoviert und aufpoliert worden, jedoch hatte man klugerweise die Messingbeschläge im Art-deco-Stil weitgehend erhalten. Ein livrierter Angestellter mit weißen Handschuhen schob die Tür auf. Dies musste eines der wenigen Häuser in Manhattan sein, das einen solchen Service anbot. Hier fragte man nicht nach dem Stockwerk, sondern nannte einfach nur den Namen des Hausbewohners. Wir stiegen auf in Richtung Penthouse.
    Laurel wartete bereits in der halboffenen Tür. Ich schloss sie in die Arme, schmiegte mein Gesicht an ihres und spürte die Tränen auf ihrer Wange. Ich nahm den Geruch von Alkohol in ihrem Atem wahr. Das hellere Licht in der Wohnung zeigte mir ein Gesicht, das vom Weinen gerötet und verquollen war. In ihren Augen lag jener glasige Ausdruck von Leuten, die einen Schock erlitten und noch nicht überwunden hatten.
    Wir gelangten in eine Rundhalle, deren Fußboden aus glänzendem Giallo-Marmor aus Siena bestand. Die Spiegel waren entsprechend der Rundung der Wände maßgefertigt, und in der Mitte stand eine mit Intarsien versehene und von Hand bemalte Credenza, die einst einem französischen König gehört hatte. Darauf brannte eine Tiffany-Lampe. Der Fußboden im Empfangszimmer, im Fischgrätenmuster verlegtes Eichenparkett, war mit seidenen Kashan-Teppichen aus dem siebzehnten Jahrhundert bedeckt, die so wertvoll waren, dass ich es als Sünde empfand, sie zu betreten. Drei hohe, von schweren Brokatvorhängen eingerahmte Glastüren führten hinaus auf die erste Terrasse. Insgesamt boten die Räume einen Anblick seelenloser, abgestandener Eleganz.
    Hals Mutter hatte nur eine einzige Veränderung vorgenommen, indem sie einen Flur, eine Vorratskammer und einen Frühstücksraum zu einem großen Wohnzimmer

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