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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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Foto von mir und bestätigte meine Augenfarbe, meine Größe und mein Gewicht. Ich wies darauf hin, dass meine Augen während der letzten vierzehn Jahre ihre Farbe nicht verändert hätten, und verriet ihr, dass eine Frau einmal gesagt habe, sie sähen aus wie dunkler Samt.
    Die Beamtin runzelte die Stirn und fixierte mich über den Rand ihrer Brille. Dann beugte sie sich wieder über das Formular und schrieb »braun«.
    »Mit Bart sehen Sie viel besser aus«, sagte sie. »Auf Ihrem Führerschein steht als Name Madak; auf Ihrer Visa-Karte schreiben Sie sich Madison. Weshalb dieser Unterschied?«
    »Richtig ist der Name auf dem Führerschein. Er ist türkisch. Mein Bruder änderte ihn in Madison um, als ich nach Amerika kam.«
    »Er benannte Sie nach einem amerikanischen Präsidenten, nicht wahr?« Sie hob die Schultern fast bis zu den Ohren hoch und ließ sie wieder sinken. Ich war mir nicht sicher, ob sie damit eine unangenehme Anspannung lockerte oder andeuten wollte, dass sie eine ausführlichere Erklärung wünschte. »Demnach steht die korrekte Version auf Ihrem Führerschein?«
    »Das ist richtig.«
    »Ihr richtiger Name ist Jonathan?«
    »Ja.«
    »Was ist mit dem zweiten Namen? K-E-N-I-T-E. Ist der auch richtig?«
    »Ja. Eigentlich ist das mein türkischer Name. Er wird Ken-it-ee ausgesprochen.«
    »Wenn ich Ihre Mutter wäre, hätte ich mich für Ken entschieden.« Sie kicherte, als sei das ein besonders gelungener Witz.
    Ich verkniff mir einen Kommentar.
    Der Polizist in Uniform, Vernon mit Namen, brachte mich zu einem Verhörzimmer, das mit einem uralten Stahltisch und dazu passenden Stühlen möbliert war. Die ehemals weißen Wände hatten die Farbe dunkler Eierschalen und der graue Teppichboden war von billigster Qualität. Dank der auf vollen Touren laufenden Klimaanlage war es in dem Raum eiskalt und es roch nach altem Zigarettenrauch. Ich vermutete, dass dieser Ort seine eigenen Gesetze hatte, wie der Vatikan zum Beispiel.
    Vernon verließ den Raum, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Durch das strukturierte Glas konnte ich verschwommen sein Oberhemd sehen. Ich konnte erkennen, wie Leute vorbeigingen, und hörte sie kurz miteinander sprechen. Unter anderem erfuhr ich, dass Detective Gentiles Spitzname Genitalia lautete – und das klang nicht besonders freundlich.
    Hierherzukommen erwies sich mehr und mehr als Fehler. So viel zum Thema gute Absichten. Würden sie versuchen, mir irgendwie Hals Tod anzuhängen? Ich verbrachte meine restliche Wartezeit damit, mir die Geschichte zurechtzulegen, die ich ihnen zu erzählen gedachte, und achtete darauf, dass darin keine Ungereimtheiten oder Diskrepanzen auftauchten. Ich wollte irgendwie die Information über Eris und ihr Riesenbaby rüberbringen, ohne zuzugeben, dass ich den Ort des Geschehens verlassen hatte.
    Als die Tür sich schließlich öffnete, kamen die Inquisitoren herein – zwei Männer. Vernon begrüßte den ersten Mann mit einem Kopfnicken, »Lieutenant Gentile« schloss die Tür und baute sich wieder davor auf, diesmal jedoch von innen. Gentile und der andere Mann nahmen mir gegenüber Platz und legten ihre Aktenordner auf den Tisch.
    Gentile hantierte an den Schaltern der Videokamera herum und schaltete sie ein, dann nannte er die Uhrzeit, das Datum und die Namen der Gesprächsteilnehmer. Der zweite Mann war Louis Peres, ein anderer Detective.
    Gentile hätte in einem früheren Leben als Verteidiger im Profi-Football spielen können. Vielleicht war sein Jackett auch zu klein. Jedenfalls wölbten sich seine Muskeln und spannten die Nadelstreifen fast bis zum Zerreißen. Seine Wangen waren mit Aknenarben übersät, das Haar kurz geschnitten und grauweiß. Er trug eine Rolex Cellini Classic und hatte einen silbernen Ring am kleinen Finger. Dem Aussehen nach dürfte er bald seinen sechzigsten Geburtstag feiern. Ziemlich alt für einen Cop. Gentile musterte mich eingehend. Peres blätterte in seinem Aktenordner, ohne mich eines Blickes zu würdigen.
    Eine Beamtin in Zivil brachte eine Karaffe mit Eiswasser und einige Trinkgläser. Sie stellte die Gläser und die Karaffe vor den Detectives auf den Tisch und ging wieder hinaus.
    »Okay«, sagte Gentile. »Fangen wir an. Erzählen Sie uns, was passiert ist.« Er hob die Augenbrauen, starrte mich drohend an und schob das Kinn vor wie ein Berufsringer, der seinen ersten Würgegriff ansetzen will.
    »Ehe wir dazu kommen, möchte ich bemerken, dass ich freiwillig hergekommen bin. Warum behandeln Sie

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