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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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letzten Party rochen, und vergewisserte mich, dass die Fenster und Türen verriegelt waren. Ich konnte beruhigt feststellen, dass die Polizei ihren Job sorgfältig erledigt hatte. In der zweiten Etage schien alles in Ordnung zu sein. Ein schaler Geruch stieg mir in die Nase, als ich an Peters Schlafzimmer mit seiner Ansammlung verschütteter Speisereste, Staub und nächtlicher Missgeschicke vorbeikam. Hal war als Hausmann wirklich keine Leuchte gewesen. Wahrscheinlich hatte er sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die Bettwäsche zu wechseln, nachdem sein Vater ins Altenheim umgezogen war.
    Hals Arbeitszimmer war ein fensterloser Raum in der Mitte der zweiten Etage, daher hatte ich keine Bedenken, die Schreibtischlampe anzuknipsen. Der Raum war mit einem schweren Eichenschreibtisch im holländischen Stil, zweifellos ein Erbstück von einem seiner erlauchten Vorfahren, und einem dazu passenden Holzsessel möbliert. Ein IKEA -Buchregal stand als seltsamer Kontrast vor einer Wand, vollgestopft mit Wälzern über Philosophie, Physik und Spiel-Theorie. Ich ging sie durch und fand auch einige Bücher über Alchemie.
    Sämtliche wertvollen Bilder waren von den Wänden entfernt worden, wo helle rechteckige Flecken von ihrem Fehlen kündeten. Das einzige Bild, das noch übrig geblieben war, eine Reproduktion von Dürers Kupferstich Melencolia 1 , war von so geringem Wert, dass sich der Versuch, es zu verkaufen, nicht lohnte.
    Hals Laptop fehlte. Ich stöberte in seinen Papieren auf der Suche nach irgendeinem Hinweis auf das Versteck der Schrifttafel. Wie ich vermutet hatte, lag eine Kopie der Benachrichtigung von Teras Distributing weit oben in einem unordentlichen Stapel unterschiedlichster Post auf seinem Schreibtisch. Mit einer Heftklammer war eine Nachricht von Walter Taylor an dem Brief befestigt, einem Kulturattaché in Jordanien, der mit Samuel befreundet gewesen war.
    Samuel, ich habe dein Paket, wie gewünscht, mit unserer Diplomatenpost verschickt. Es sollte im Juni bei Teras Distributing eintreffen. Würde ich dich nicht so gut kennen, könnte ich glatt auf die Idee kommen, dass der Arrak, den du in all den Jahren in dich hineingeschüttet hast, am Ende doch noch seinen Tribut gefordert hat. Aber ernsthaft – es ist durchaus möglich, dass du etwas Bedeutendes gefunden hast. Es wäre ein angemessener Höhepunkt deiner Karriere. Wir können uns ausführlich darüber unterhalten, wenn ich wieder zu Hause und auf sicherem Boden bin. Du kannst schon einen Gin mit Eis für mich bereitstellen. Denk nicht einmal daran, in den Irak zurückzukehren, mein Freund. Dort fliegt in Kürze alles in die Luft.
    Also hatte Samuel außer seinen Assistenten auch noch jemand anderen ins Vertrauen gezogen. In Jordanien wäre es jetzt drei Uhr morgens. Ich würde wohl oder übel warten müssen, bis ich Taylor anrufen konnte.
    In einer Schublade fand ich einen Computerausdruck:
    Neoassyrische Steinschrifttafel aus dem Kujundschik-Hügel in Ninive. Siebtes Jahrhundert v. Chr. Ausführliche Beschreibung bei ernsthaftem Interesse. Seltene Antiquität.
    Eine Telefonnummer am Ende des Textes war ausradiert oder weggekratzt worden. Wahrscheinlich ein Textentwurf der Anzeige, die Hal aufgeben wollte, um die Schrifttafel zu verkaufen. Wie laienhaft. Kein seriöser Händler würde ein solches Objekt ohne eine genaue Beschreibung, die Nennung seines möglichen Verkaufswertes und nachprüfbare Angaben über seine Herkunft auch nur anrühren. Wenn Hal wirklich geglaubt hatte, mit einem solchen Verkauf unbehelligt davonzukommen, musste er völlig verrückt gewesen sein. Egal welche Adresse er genannt hätte, Interpol hätte sie innerhalb von Minuten ausfindig gemacht. Genauso gut hätte er auf dem Times Square eine Reklametafel aufstellen können. Seitdem das Bagdad Museum ausgeplündert worden war, wurden Objekte aus dem Irak besonders genau unter die Lupe genommen. Die Ahnungslosigkeit, die er an den Tag legte, war geradezu atemberaubend.
    Während der nächsten halben Stunde durchstöberte ich Hals restliche Rechnungen und Briefe. Er hatte weitaus tiefer in der Klemme gesteckt, als ich angenommen hatte, und war sogar die Telefonrechnungen und die Gebühren fürs Kabelfernsehen schuldig geblieben. Er tat mir aufrichtig leid. Die letzten Monate vor seinem Tod mussten trostlos gewesen sein.
    Als ich in Hals Schreibtisch nicht fündig wurde, stieg ich die Treppe ins oberste Stockwerk hinauf. Er wurde nahezu vollständig von dem eingenommen, das

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