Babylon: Thriller
Sie mich auf dem Laufenden halten. Es geht um das Eigentum meines Vaterlandes.«
»Es wird auf den vorgeschriebenen Wegen in den Irak zurückkehren.«
Tomas hatte zunehmend Mühe, sich im Zaum zu halten. »Meine Erfahrung mit wertvollen Antiquitäten ist die, dass Dinge sogar auf den, wie Sie es nennen, vorgeschriebenen Wegen verloren gehen können. Eine Originalausgabe der Bibel? Das wäre etwas, das man sich nicht so einfach entgehen lässt, vor allem wenn es keinen Hinweis darauf gibt, woher sie kommt. Samuel hat mir vertraut. Sie sollten es ebenfalls tun.«
Äußerte er etwa den Verdacht, ich wolle die Schrifttafel selbst an den Mann bringen, um sich praktisch im gleichen Atemzug auf meinen Bruder zu berufen? So ein Mistkerl. Ich hatte ganz sicher nicht vor, ihm das Ding einfach auszuhändigen. »Wir reden hier über ungelegte Eier«, sagte ich eisig. »Warten wir ab, ob ich die Tafel überhaupt aufstöbern kann.«
Wir hatten uns festgefahren. Keiner von uns hatte die Absicht, freiwillig mit weiteren Informationen herauszurücken. Er schaute auf die Uhr, sagte, dass er jetzt gehen müsse, und bückte sich nach seinem Rucksack. Er kritzelte eine Telefonnummer auf seine Visitenkarte und stand auf. »Sie können mich unter dieser Nummer anrufen. Die Rechnung hier ist bezahlt. Und wie kann ich Sie erreichen?«
Ich gab ihm meine E-Mail-Adresse und meine Telefonnummer. Nachdem er hinausgegangen war, wartete ich noch einige Zeit, ehe ich ihm folgte. Als ich in die 2. Avenue einbog, sah ich, wie er sich zu einem Pkw hinunterbeugte, den Arm ins Fenster auf der Fahrerseite stützte und sich mit dem Insassen, den ich nicht erkennen konnte, unterhielt. Dann ging er zur Beifahrerseite des Wagens und stieg ein. Der Fahrer fädelte sich in den Verkehr ein und entfernte sich. Ich setzte meinen Weg fort und wusste, dass er mir nur einen Teil der Wahrheit offenbart hatte. Aber ich war entschlossen, die vollständige Geschichte zutage zu fördern.
Neun
Ich hatte die Absicht, nach Hause zurückzukehren und mich erneut an dem Rätsel zu versuchen, doch dann kam mir eine bessere Idee und ich begab mich stattdessen zu Hals Stadthaus, das in einem ruhigeren Abschnitt der West Twentieth stand. Mit einigen Bürgern aus der Nachbarschaft, die ihre Hunde ausführten, und Anwohnern, die aus den Restaurants kamen und über die Bürgersteige spazierten, machte die Straße einen relativ sicheren Eindruck. Es war ein völlig ruhiger, ereignisloser Abend. Und doch wurde ich wieder von einem Gefühl heimgesucht, als lauerte in der zunehmenden Dunkelheit etwas Böses.
Ich lehnte mich an den schmiedeeisernen Zaun der Schule gegenüber Hals Haus und beobachtete meine Umgebung. St. Peter’s Episcopal Church mit ihrem hellgrauen Kalksteinmauerwerk, den hellroten Türen und ihrem eleganten Glockenturm erhob sich im Westen. Das hohe, schwarze Eisentor des Kirchenvorhofs stand offen, wie es oft der Fall war, wenn im Kirchenraum eine Kunstausstellung oder eine Musikveranstaltung stattfand. Neben der Kirche war die Klinkerfassade des Atlantic Theater zu erkennen.
Da ich nichts Ungewöhnliches bemerkte, überquerte ich die Straße und ging zu Hals Haus hinüber. Es war ein typischer vierstöckiger Bau, weniger elegant als die meisten anderen, mit einer schlichten Stuckfassade in verblichenem Rosé mit schwarzen Verzierungen. Das Parterre befand sich auf Straßenniveau, nicht in halber Höhe der ersten Etage wie bei den eleganteren Villen. Gelbes polizeiliches Absperrband spannte sich als großes X über die Haustür. Ich schaute nach rechts und links, um mich zu vergewissern, dass ich nicht beobachtet wurde, und tippte den Code für das Haustürschloss ein. Peter hatte ein kompliziertes Sicherheitssystem einbauen lassen, aber Hal hatte auf dessen ständige Aktualisierung verzichtet, so wie er auch andere Dinge vernachlässigt hatte, die er sich finanziell nicht länger hatte leisten können. Die Tür öffnete sich mit einem Klicken und ich schlängelte mich unter dem Absperrband durch und drückte die Tür hinter mir zu.
Ich hatte mich zu diesem Besuch entschlossen, weil es in Hals Papieren irgendeinen Hinweis auf das Versteck geben musste. Vielleicht hatte er die Schrifttafel sogar an einem Ort deponiert, den ich kannte.
Im Haus war es düster, aber ich kannte mich hier aus wie ein Kaninchen in den dunklen Gängen seiner unterirdischen Behausung. Ich wanderte durchs Parterre, wo die Zimmer immer noch nach dem Alkohol und dem Marihuana der
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