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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. J. McIntosh
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überkandidelt‹, meinte sie immer über ihn.
    Außerdem wollte sie nicht, dass ich nach New York gehe. Ich kann sie immer noch hören: ›Wir haben in unserem eigenen Staat eine ordentliche Universität, warum reicht sie dir nicht aus?‹ Sie hatte eine ziemlich lahme Ausrede, weshalb sie nicht zur Hochzeit gekommen ist. Und als die Ehe scheiterte, weißt du, wie Mammis Kommentar lautete? ›Nun, Loretta, endlich ist er aus deinem leben verschwunden.‹ Dabei lachte sie tatsächlich. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie auf Hals Tod reagieren wird.«
    »Dann wirst du wohl mit meiner Gesellschaft vorliebnehmen müssen, bis wir etwas anderes gefunden haben.« Ich legte einen Arm um sie. »Was war das mit Loretta?«
    »Ich konnte diesen Namen nie leiden. Ich benutzte Laurel von dem Moment an, als ich meine Eltern verließ.«
    »Ich werde mich das nächste Mal daran erinnern, wenn ich wütend auf dich bin.«
    Sie lächelte. »Tut mir leid, dass ich ausgeflippt bin. Ich weiß, dass du alles tust, was du kannst. Der Stress macht mich allmählich fertig. Zu wissen, was mit Hal geschehen ist, und alle Probleme mit der Erbschaft zu lösen, ist schon schwer genug. Jetzt muss ich mir auch noch Sorgen wegen einer Mörderbande machen. Es ist der reine Wahnsinn.«
    Tränen klebten an ihren langen Wimpern. Sie griff nach einem Papiertaschentuch, um sie wegzutupfen. Sie hatte wunderschöne Augen, grau, wenn sie im Haus war, und grün bei Sonnenschein.
    »Ich bin letzte Nacht mit einem ganz schlimmen Gefühl aufgewacht«, sagte sie.
    »Ich hatte ebenfalls einen Albtraum.«
    »Es war kein Albtraum. Nur so eine Ahnung, dass alles irgendwie völlig schiefläuft. Als wäre ich in einem Netz gefangen, aus dem ich mich nicht befreien kann.«
    »Du musst für eine Weile hier ausziehen. Ich lasse mir etwas einfallen. In der Zwischenzeit sollten wir Reed in seinem Büro an der NYU besuchen und hören, ob er uns irgendetwas erzählen kann, das uns weiterbringt. Danach machen wir einen Abstecher zu Phillip Anthonys Galerie. Er ist ein Experte für die Kunst der Renaissance, der uns sicher einiges über Dürer erzählen kann.«
    »In Ordnung. Kannst du warten, während ich dusche und ein paar Sachen zusammenpacke?«
    Die Umgebung, in der Laurel lebte, war für ihren Gemütszustand nicht unbedingt förderlich. Sie kam einem in Minas Wohnung regelrecht verloren vor, als würde sie von ihr verschlungen. Trotz der gediegenen Einrichtung strahlten die Räume etwas Deprimierendes, Abgenutztes aus. Fast dreihundertsiebzig Quadratmeter auf zwei Etagen verteilt und alles davon unbenutzt bis auf ihre kleine Nische im Wohnzimmer.
    Als ich durch die Glastür hinausschaute, konnte ich einen der Wasserspeier sehen, der auf einem Sims über der Terrasse hockte, eine geflügelte Figur mit einem fauchenden Löwenkopf, einem Löwenkörper und dem Schwanz eines Drachen, einem assyrischen Dämon nicht unähnlich. Wasserspeier schützten vor bösen Geistern, deshalb fand man sie häufig an Kirchen in Europa. Aber dieser hier schien das Böse anzuziehen.
    Als Laurel zurückkam, war sie eine völlig andere Frau. Sie trug jetzt ein Kleid, mit Blumen bedruckt und schlank geschnitten und mit einen Flatterrock von einem ganz eigenen Hippie-Chic, der ihren weiblichen Rundungen schmeichelte. Ihr üppiges naturbraunes Haar wallte in seidigen Locken an ihrem langen Hals herab. Mir gefiel, dass sie es nicht tönte.
    Wir ließen die düstere Atmosphäre hinter uns.
    Ich entschied, den Wagen stehen zu lassen. Die NYU befand sich gleich um die nächste Ecke und Phillip Anthonys Galerie war nicht viel weiter entfernt. Außerdem wollte ich nicht, dass Laurel glaubte, ich führe aus freiem Willen einen Mietwagen. Mein Maserati war bei dem Unfall völlig zerstört worden. Es brachte mich fast um, auch nur daran zu denken.
    Das Gebäude der philosophischen Fakultät, ein gefälliger, um die Jahrhundertwende errichteter Bau aus rotem Sandstein, war nur ein paar Minuten vom Washington Square Park entfernt. Laurel zeigte dem Wachmann ihren Studentenausweis, und wir durften nach oben gehen, ohne Reed von unserem bevorstehenden Besuch zu unterrichten.
    Zuerst begaben wir uns in Hals Büro. Es war klein genug, um als Besenschrank bezeichnet werden zu dürfen. Ein Blick sagte uns, dass wir unsere Zeit vergeudet hatten. Hier war gründlich aufgeräumt worden. Ich zog alle Schreibtischschubladen auf. Leer, und zwar jede.
    »Das ging aber schnell«, stellte ich fest.
    Laurel schaute sich

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