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Babylons letzter Wächter (German Edition)

Babylons letzter Wächter (German Edition)

Titel: Babylons letzter Wächter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Reich
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Gerne hätte er geglaubt, dass die erste Zeit der Verliebtheit und der körperlichen Vergnügungen ewig anhielt. Doch er wurde eines besseren belehrt.
    Vielleicht war es ein Fehler gewesen, dass sie aus dem Berufsleben ausschied. Aber Mel verdiente gut, und es bot sich einfach an. Barbara ging voll und ganz in der Rolle der Hausfrau auf. Mel schätzte das gute Essen, das immer schon dampfend auf dem Tisch stand, wenn er nach Hause kam. Aber sie verbrachte mehr Zeit damit, die Böden zu schrubben, als ihm zu Willen zu sein. Die Demütigung, einen Stellenwert hinter der dreckigen Toilette zu rangieren. Dabei war es eine reine Gefälligkeit gewesen, dass sie zu Hause bleiben konnte. Hausarbeit zählte für Mel nicht als vollwertiger Beruf. Zu den Zeiten, als er selbst noch alleine gewesen war, fragte ihn auch niemand, wie er seine Bude sauber hielt. Er arbeitete acht Stunden am Tag, holte sich auf dem Heimweg irgendein Fast Food und verzehrte es vor dem Fernseher. Bevor er ins Bett ging, putzte er dort, wo es zu müffeln begann. Es gab keinen Grund etwas zu reinigen, das noch nicht zum Himmel stank.
    Zugegebenermaßen war ihre gemeinsame Wohnung wesentlich sauberer als seine einstige Junggesellenbude. Aber war ihm das wirklich wichtig? Vor Barbara hatte er in einem Drecksloch gehaust und trotzdem mehr Sex gehabt. Irgendwo stimmte da die Relation nicht. Viel schwieriger erschien es ihm im Büro, die Verhältnisse gerade zu rücken. Seine Frau kam nicht mehr zum Vögeln in der Pause vorbei. Wenn ihn einer blöd anmachte, pflegte er zu sagen:  Dafür besorge ich es ihr zuhause umso mehr. Er erntete ein pflichtschuldiges Grinsen. Am schlimmsten waren die verständnisvollen Schulterklopfer, die seit Jahrzehnten verheiratet waren. Die selbst eine Frau zuhause hatten, die sich gehen ließ. Mel reihte sich mit ein in das Schicksal aller Ehemänner, die diese Lektion begriffen. Die sich betrogen fühlten. Und lag es nicht fern, es ihr gleich zu tun, mit barer Münze heimzuzahlen? Ein Betrug war die Vortäuschung falscher Tatsachen. Dessen hatte sie sich schuldig gemacht. Ihn solange mit sexuellen Offerten geködert, bis er ihr den Trauring umlegte. Dieses Versprechen hatte sie gebrochen. Ewige Treue hatten sie sich geschworen. Lag es da nicht nahe, dass er dieses Versprechen brach? Je mehr Zeit er zum Nachdenken bekam, umso fester hielt er an seiner Überzeugung fest. Gewohnheit und ein schlechtes Gewissen ließen ihn eine gewisse Zeit durchhalten. Die Bauchdecke verkrampft, nicht atmen können. Gespannt wie eine Klavierseite. Wartete er darauf, dass entweder Barbara einschlief oder ihn die Krämpfe erschöpften. Seine Zärtlichkeiten waren echt, doch versuchten seine Finger nur ihre Brust zu vergleichen mit der Frau, in deren Armen er gelegen hatte. Seine einzige Freude war die Dusche. Er fand heraus, dass Sünden abwaschbar waren. Die hungrigen Frauen auf seinen Dienstgängen wurden ihm zur Routine. Bis er auf Tanisha stieß.
     
    *
     
    Zum Mittagstisch erschien Mel nicht in der Kantine. Die Frau, die er begehrte, erwartete ihn in der Sushi Bar. Wann hatte ihm eine zuletzt derart den Kopf, oder vielmehr den Schwanz verdreht? Und dabei wusste er so wenig von ihr! Sie kannten sich aus den Motels, in denen sie kurzfristig eincheckten und ebenso schnell wieder auscheckten. Von den relaxten Stunden am See. Oder den Quickies in unbelebten Seitenstraßen. Zwischen Kaugummipapieren und Bananenschalen. Er brauchte nur an sie zu denken und schon spreizte sie ihre wunderbaren Schenkel. Er war der Gärtner, der ihren Rasen mähte. Der Bauer, der ihren Acker pflügte. Der Feuerwehrmann, der ihren Brand löschte. Wenn er mit ihr zusammen war, fühlte er sich gigantisch.
    „Du bist wieder so heiser. Willst du nicht deine Stimme schonen?“
    „ Die Arbeit Baby, die Arbeit.“
    „ Wenn du schreist, dann schrei für mich. Schrei meinen Namen, wenn du kommst.“
    „ Mach langsam Baby, sonst stoße ich den Tisch um mit meiner hammerharten Latte.“
    Sie zog ihre Pumps unter dem Tisch aus und begann seine Eier zu kraulen.
    „Oh ja, du bist so gut…“
    Nathans Handy klingelte.
    „Einen Moment, Baby.“
    Tanisha lehnte sich zurück und feilte ihre roten Nägel.
    „Hallo, Schatz. Nein, ich bin gerade beim Essen. Ja, ich dich auch. Du hör mal, es könnte heute spät werden. Einige Kollegen sind krank. nein, lass nur. Ich hole mir was beim Chinesen. Bis später, Schatz.“
    „ Deine Frau?“
    „ Ist das schlimm?“
    Alles hing davon ab,

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