Baccara Collection 186
können.”
Das stimmte alles. Desiree schwieg und wartete.
Mathis trat ans Fenster, zog die Vorhänge zurück, warf einen Blick ins Freie und drehte sich wieder zu ihr um. „Der Maharadscha war offenbar auch sehr großzügig. Du hast mir erzählt, was für kostbare Geschenke er deinen Urgroßeltern machte, nur weil sie seine Gäste waren.”
„Auch das ist richtig.”
„Wenn also einer dieser geehrten Gäste das Leben des ältesten Sohnes und Erben rettete, könnte die Belohnung dafür ungeahnte Höhen erreicht haben.”
„Mein Urgroßvater bekam einen Rolls-Royce.”
„Und einen Elefanten.”
„Und die sagenumwobenen Bengalischen Lichter.” Desiree blickte wieder zur Decke hoch. Allmählich kam ihr ein Gedanke und nahm Gestalt an. Verblüfft und erstaunt senkte sie den Blick wieder und sprach ihre Überlegungen laut aus. „Ein Bengalisches Licht war ursprünglich blau, später hatte es verschiedene Farben, und es wurde als Signal benutzt. Großvater und ich zählten die funkelnden Lichter an der Decke, also die Sterne. ,Sieh zu den Sternen hoch, Desiree.’ Du denkst doch nicht …”
„Doch, genau das denke ich”, erklärte Mathis und ging zur Tür des Schlafzimmers.
„Wohin willst du?” rief sie ihm nach.
„Ich hole eine Leiter”, erwiderte er und warf einen Blick zurück. „Ich bin gleich wieder hier.”
Es dauerte nicht lange, bis er mit einer Trittleiter zurückkehrte. Offenbar kannte er sich im Hotel sehr gut aus.
„Wo hast du die denn gefunden?” fragte Desiree.
„In einem Besenschrank draußen auf dem Flur. Ach ja”, fügte er hinzu, als ihm noch etwas einfiel. „Erinnere mich bitte später daran, dass ich dir etwas über diesen Besenschrank erzähle.”
„Ja, in Ordnung”, meinte sie verwundert und neugierig zugleich.
Er stellte die Leiter auf. „Ich versuche es erst einmal so”, erklärte er. „Die Decke ist ziemlich hoch. Ich reiche eher an sie heran als du.”
„Hast du ein Messer oder einen scharfen Gegenstand?” fragte sie und sah sich um, während er schon auf die Leiter stieg.
„Gib mir bitte den Schraubenzieher”, sagte er und blieb stehen.
Desiree holte das Werkzeug, mit dem er ihr aus dem Aufzug geholfen hatte, und reichte es ihm.
Auf der vorletzten Sprosse blieb Mathis stehen, stützte sich gegen die Leiter, untersuchte die Zimmerdecke und betrachtete einen Stern nach dem anderen. Dann wandte er sich dem Orion zu, schob die Spitze des Schraubenziehers darunter und versuchte, ein Stück herauszubrechen, doch nichts geschah.
„Geht es nicht?” fragte Desiree.
„Noch nicht”, antwortete er.
„Versuch es mit dem großen blauen Stern rechts von dir”, schlug sie vor.
Er schob den Schraubenzieher unter den dicken Klecks blauer Farbe. „Der scheint sich zu bewegen.”
„Probier es noch einmal”, ermutigte sie ihn.
Er übte größeren Druck aus, und der Farbklecks fiel ihm in die Hand. Danach probierte er bei einem anderen Stern erneut sein Glück. Sobald er einige Stücke aus der Decke losgebrochen hatte, steckte er den Schraubenzieher in die Gesäßtasche der Jeans und stieg die Leiter herunter.
Desiree bekam Herzklopfen. „Was hast du gefunden?”
Mathis öffnete die Hand. Auf seiner Handfläche lagen vier halbrunde Steine, jeder mit dem Durchmesser eines halben Dollars. Sie waren dunkelblau und teilweise mit Farbe und Schmutz überzogen.
Desiree griff nach einem der Steine und untersuchte ihn. „Was ist das?” fragte sie ratlos.
Mathis rieb einen der schmutzigen Steine am Hosenbein, hielt ihn dann gegen das Licht und drehte ihn hin und her. „Ich bin kein Fachmann für Edelsteine, aber ich schätze, dass dies ein sehr großer und ungeheuer wertvoller Saphir ist.”
„Saphire kommen aus Kaschmir, zumindest war es früher so”, sagte Desiree.
„Kaschmir liegt in Indien”, fügte er hinzu.
Sie blickten zur Zimmerdecke hoch und sagten wie aus einem Mund: „Die Bengalischen Lichter.”
„Du lieber Himmel, Mathis!” rief Desiree fassungslos. „Das sind ja Hunderte!”
„Vielleicht sogar Tausende.”
Sie holte tief Atem. „Die müssen ein Vermögen wert sein”, flüsterte sie.
„Allerdings, verehrte Mrs. Hazard”, erklang eine kultivierte Stimme von der Tür her. „Sie sind ein gewaltiges Vermögen wert.”
Mathis schalt sich einen verdammten Narren. Er hatte die erste Regel aus „Die Kunst des Krieges” von General Sun Tzu missachtet. „Es ist immer besser, vorbereitet zu sein und eine Strategie zu entwickeln,
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