Baccara Collection 186
als bloß zu reagieren.”
Mathis hätte es wissen müssen, aber er war nicht vorbereitet und hatte keine Strategie gegen Rashid Modi und den hässlichen Revolver entwickelt, den der Hotelmanager nun auf Desiree richtete.
„Was hat das zu bedeuten, Mr. Modi, wenn ich fragen darf?” fragte Desiree mutig.
„Nachdem ich selbst mich sehr lange Zeit vergeblich bemüht habe, Mrs. Hazard, haben Sie mir einen großen Gefallen erwiesen”, erklärte Modi finster. „Ich suche die Bengalischen Lichter nun schon seit annähernd acht Monaten, und Sie haben sie für mich gefunden.”
„Sie wussten über die Edelsteine Bescheid?” fragte sie empört.
Rashid Modi nickte. „Weshalb sollte ich wohl sonst in einem zweitklassigen Etablissement arbeiten, wenn ich in einem erstklassigen Hotel doppelt so viel verdienen könnte, wie Sie mir zahlen?”
„Das hat mich allerdings gewundert”, räumte sie ein.
„Dann sind Sie also doch nicht so gutgläubig, wie es Charlotte Stratford war, als sie mich im letzten Winter einstellte. Sie gab sich mit einigen Fragen zufrieden und machte sich nicht die Mühe, meine Referenzen zu überprüfen.”
„Sie haben also die Stelle im Stratford nur angenommen, um nach den Edelsteinen zu suchen?” stellte Desiree fest.
Der Manager lächelte eisig. „Das trifft den Nagel auf den Kopf, wie Sie so gern sagen”, bestätigte er ironisch.
Desiree ließ sich nicht die geringste Angst anmerken. „Woher wussten Sie über die Bengalischen Lichter Bescheid?”
„Ich habe in Oxford studiert”, berichtete Mr. Modi bereitwillig. „Zumindest so lange, bis mir das Geld ausging und ich für mich selbst sorgen musste. Damals teilte ich das Zimmer mit einem Studenten aus Indien, einem Mitglied einer sehr alten privilegierten Familie. Als wir eines Abends zusammen tranken, vertraute er mir sogar an, er wäre der Ururenkel eines Maharadschas.”
Desiree wich betroffen einen Schritt zurück.
Mr. Modi lächelte erneut. Trotzdem wurde er Mathis dadurch nicht sympathischer.
„Ja, es war jener bewusste Maharadscha”, bestätigte der Hotelmanager. „Nun, dieser junge Mann erzählte gern Geschichten. Eine handelte von einer herrlichen Kollektion von Saphiren, die man die Bengalischen Lichter nannte. Sie befanden sich über viele Generationen hinweg im Besitz seiner Familie, bis sie 1929 einem englischen Offizier geschenkt wurden, der in Indien diente.”
Mr. Modi machte einen höchst zufriedenen Eindruck.
„Meine Nachforschungen führten mich zu Jules Christian Stratford, der früher in den Diensten Seiner Majestät stand. Da ich allerdings keinerlei Unterlagen über den Verkauf oder die Versteigerung jener Edelsteine fand, zog ich daraus den Schluss, dass sie noch im Privatbesitz waren. Daher beschloss ich, nach Amerika zu kommen und sie hier zu suchen. Und genau das habe ich auch getan.”
„Es war allerdings höchst ungewiss, ob Sie mit Ihrem Plan Erfolg haben würden”, warf Mathis ein.
„Ungewiss oder nicht, die Bengalischen Lichter stellen einen unermesslichen Reichtum dar.” Mr. Modi winkte mit der Waffe. „Also, Mr. Hazard, reichen Sie diese paar Steine Ihrer Frau. Dann steigen Sie wieder auf die Leiter und machen sich an die Arbeit. Wenn Sie sich nicht geirrt haben, befinden sich in der Decke noch einige Hundert Steine oder sogar mehr.”
Mathis rührte sich nicht von der Stelle.
Der Hotelmanager zog die dunklen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und zeigte wieder sein kaltes Lächeln. „Ich versichere Ihnen, dass ich nicht zögern werde, eine Frau zu erschießen, auch nicht, wenn sie so schön ist wie Ihre Frau.”
„Glauben Sie denn wirklich, dass Sie damit durchkommen, Mr. Modi?” fragte Desiree herausfordernd.
Modi neigte leicht den Kopf. „Allerdings, das glaube ich sogar fest.”
„Aber die Bengalischen Lichter gehören nicht Ihnen”, hielt sie ihm vor.
„Ihnen auch nicht”, entgegnete er.
„Sie waren das rechtmäßige Eigentum meines Urgroßvaters und sind nun Bestandteil des Hotels Stratford. Und das Stratford gehört mir”, betonte sie, als ginge es dem Schurken tatsächlich darum, wem die Edelsteine gehörten.
„Ich werde mit Ihnen keineswegs über die Eigentumsverhältnisse diskutieren, Madam. In der Rechtsprechung geht es zu neun Zehnteln immer darum, wer eine Sache besitzt, und die Bengalischen Lichter werden sich bald in meinem Besitz befinden.” Er wandte sich erneut an Mathis. „Sie müssen sich beeilen, Mr. Hazard. Schließlich wollen Sie
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