Baccara Exklusiv 53
weiterleben.
Rafe traf noch die letzten Vorbereitungen, bevor er das Haus abschloss. Er packte seine Sachen und Rising Stars Heu und Lieblingsbürsten, aber seine Gedanken waren bei Angela. Er würde die ganze Nacht durchfahren müssen, um seine Verabredung mit McIvers morgen Früh in Lexington einhalten zu können. Aber er hatte nicht anders gekonnt, als Angela wieder und wieder anzurufen.
In ihrem Büro hatte er schon ein halbes Dutzend Nachrichten für sie hinterlassen, aber sie rief ihn nicht zurück. Er hatte im Grunde auch nichts anderes erwartet. Es würde ihm nichts anderes übrigbleiben, als bis nach seiner Rückkehr aus Lexington mit einer Aussprache zu warten.
Es fiel ihm schwer, es zuzugeben, aber nach zwei Stunden auf dem Highway sah er ein, dass Angela recht hatte, sich nicht bei ihm zu melden. Und was hätte er ihr auch schon sagen können? Etwa: Entschuldige, ich dachte, ich hätte die Geschichte mit Cheryl überwunden, aber das stimmt nicht. Sie hat mich dermaßen verletzt, dass ich eine wundervolle Frau wie dich nicht zu schätzen gewusst habe?
Er fuhr sich seufzend durchs Haar. Was für ein Esel er doch war!
Immer noch grübelnd, kam er an einem antiken Cadillac vorbei, der von einem älteren Mann mit Strohhut gefahren wurde. Der Mann lächelte und winkte ihm zu, als ob er ihn seit Jahren kannte. Er hob die Hand, erwiderte aber nicht sein Lächeln.
Wie seltsam. Sein Großvater war früher das gleiche Vorkriegsmodell gefahren. Er erinnerte sich, ihn damit auf alten Fotos gesehen zu haben. Seine Mutter hatte behauptet, es wäre der schönste Wagen, den sie je gesehen habe.
Vergangene Ereignisse kamen Rafe in den Sinn. Er sah sich als zweijährigen Jungen auf einem weiß-rot karierten Tischtuch unter einem Baum liegen, und sein Vater beugte sich mit einem glücklichen Lächeln über ihn und sagte ihm, wie stolz er auf ihn sei. Er hatte die Arme um den Hals seines Vaters geschlungen und ihm ins Ohr geflüstert, wie lieb er ihn habe.
Er erinnerte sich an seine Mutter, die ihnen beim Picknick selbst gebackene Apfeltorte servierte. Er hatte noch den würzigen Duft vom Rasierwasser seines Vaters in der Nase, wenn er sich herabbeugte, um komische Geräusche zu machen, bis er, Rafe, sich vor Lachen krümmte.
„Denk immer daran, Rafe. Es gibt nichts Wichtigeres auf der Welt als die Familie“,hatte sein Vater ihm einmal gesagt, als er etwa acht Jahre alt war und sie zusammen einen Drachen steigen ließen. „Wir hatten ein fantastisches Jahr auf der Ranch. Deine Mutter freut sich über den neuen Kühlschrank und die Nähmaschine, die ich ihr gekauft habe. Aber die größte Leistung, wie mein Vater auch immer sagte, war, dass er mich als Sohn hatte.“
Er sah voller Ehrfurcht zu seinem Vater auf.„Musstest du etwas Besonderes dafür tun, Dad?“
„Nein. Ich habe ihn einfach nur geliebt, so wie er mich geliebt hat“, erwiderte er schlicht.
„Ich finde, du bist der beste Vater auf der ganzen Welt.“
Sein Vater fuhr ihm durch das windzerzauste Haar. „Du warst seit dem Tag deiner Geburt eine einzige Freude für mich, Rafe. Ich bin stolz auf die Weise, wie du mit deinen Freunden umgehst. Ich habe bemerkt, wie sie dich um Rat fragen. Das ist eine ziemliche Leistung für einen Jungen in deinem Alter.“
„Das tun sie bloß, weil sie nicht wollen, dass ich sie blöd nenne, wenn sie blöde Dinge tun.“
Sein Vater lachte. „Genau das meine ich. Weisheit kommt normalerweise erst mit dem Alter und nach langer Erfahrung. Du bist schon mit einer großen Dosis davon geboren. Es wird dir durch viele schwierige Zeiten helfen.“
„Was für schwierige Zeiten?“, fragte Rafe.
„Zeiten, in denen wir Schmerzen leiden oder Kummer. Jeder hat sie ab und zu.“ Sein Vater hatte ihn an sich gedrückt. „Aber du wirst es schon schaffen. Du weißt, was im Leben wichtig ist.“
Rafe hatte sekundenlang das Gefühl, sein Vater säße mit ihm im Wagen und spräche mit ihm. Er musste zweimal blinzeln, um wieder in die Gegenwart zurückzukehren.
„Du weißt, was im Leben wichtig ist.“
Angela. Sie war sein Leben. Als sie sich das erste Mal begegneten, hatte er geglaubt, von einem Blitz getroffen zu werden. Der erste Kuss hatte ihn so aufgewühlt, dass er sich so schnell aus dem Staub gemacht hatte, als wäre der Teufel hinter ihm her. Aber Angela hatte die Mauer, die er um sein Herz errichtet hatte, überwunden.
Es war entsetzlich, sie jetzt nicht bei sich zu haben. Der Gedanke, dass sie nichts mehr von
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