Baccara Exklusiv 53
Angela es so lange mit ihm ausgehalten hatte.
Zum ersten Mal erkannte er den Schmerz, der ihn quälte, als das, was er war. Seine Sehnsucht nach Liebe war all die Zeit von seinen Ängsten unterdrückt worden. Wenn er an die Nächte dachte, in denen er sich weiszumachen versucht hatte, wie gut es ihm auch ohne Liebe ging, musste er über seine unglaubliche Dummheit lachen.
Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und überlegte, was er jetzt tun sollte. Sein Blick fiel auf das Telefon, und er wählte sofort Angelas Handynummer. Es war besetzt. Er wartete ungeduldig und wählte noch einmal. Immer noch besetzt.
Was hatte er sich nur gedacht? Jedes Mal wenn Angela und er sich geliebt hatten, hatte er das Gefühl gehabt, wiedergeboren zu werden. Aber der Schmerz über Cheryls Verrat hatte ihn blind gemacht, sodass er Angela nicht als die liebevolle, großzügige Frau erkannt hatte, die sie war.
Entschlossen griff er nach seinen Reitstiefeln, die im Flur standen, und schlüpfte hinein, wobei er in seiner Hast fast gefallen wäre. Er lief hinaus und zur Koppel, wo Rising Star den Kopf hob, sobald er seine Stimme hörte.
Er riss das Gatter auf und rannte in den Stall, um eine Decke und einen Sattel zu holen. „Wir können sie noch erreichen, mein Junge“, sagte er zu dem Hengst, während er ihm das Halfter anlegte. „Sie kann nicht schneller vorwärts kommen als wir.“
Das Pferd wieherte und nickte, als ob es genau wüsste, was er meinte. Schnell schwang er sich auf seinen Rücken und spornte ihn mit einem Kniedruck zum Galopp an. Gerade als er die Koppel verlassen hatte, drang das schrille Klingeln des Telefons im Stall an seine Ohren.
„Angela!“ Er konnte nicht schnell genug vom Sattel springen. Dem Himmel sei Dank! Wahrscheinlich hatte sie versucht, ihn zu erreichen, als er ihre Nummer gewählt hatte.
Er riss den Hörer von der Gabel. „Angela? Gott sei Dank …“
„Rafe?“, erwiderte eine Männerstimme. „Wir müssen eine schlechte Verbindung haben. Spreche ich mit Rafe Whitten?“
„Ja, ich bin es, Rafe.“ Er konnte sich nur im letzten Moment davor zurückhalten, einen Fluch auszustoßen, als er die raue Stimme erkannte. Es war Fred McIvers, der Pferdezüchter aus Lexington, der Rising Star kaufen wollte. „Was kann ich für Sie tun?“
„Ich habe nichts von Ihnen gehört und hoffte eigentlich, dass Sie inzwischen auf dem Weg zu mir wären.“
Auf dem Weg! Angela ist auf dem Weg, dachte er, und ich muss sie unbedingt einholen! Ich habe keine Zeit. Noch schaffe ich es vielleicht, sie einzuholen. „Tut mir leid, aber ich muss jetzt weg, Fred. Ich rufe Sie nachher an.“
Er ließ den Hörer einfach herunterhängen, lief aus dem Stall und schwang sich mit einem tollkühnen Satz wieder in den Sattel. „Los, Junge!“
Rising Star raste in vollem Galopp los. Er beugte sich tief über seinen Hals, um die Geschwindigkeit zu erhöhen, und flehte: Bitte, lass mich sie einholen, bitte.
Rising Stars Mähne schlug ihm in die Augen und erschwerte ihm die Sicht. Aber dann sah er in der Ferne den aufgewirbelten Staub von Angelas Wagen. Sie fuhr riskant über den stark zerfurchten Weg.
Der Wagen geriet gefährlich nah an den tiefen Graben an der Seite des Wegs. Zum Glück verlangsamte sie jetzt und fuhr geradeaus weiter. Dann gab sie wieder Gas. Seine Nerven waren zum Zerreißen angespannt, und eisige Angst packte ihn, als sie in halsbrecherischem Tempo eine scharfe Kurve nahm.
Sei vorsichtig, mein Liebling, flehte er und schrie: „Angela! Stopp!“ Aber sie reagierte nicht. Hatte sie ihn nicht gesehen? Und wenn ja, würde sie anhalten? Würde sie auf ihn warten? Würde sie ihm zuhören wollen?
„Komm schon, mein Junge, ich weiß, du schaffst es. Nur noch ein bisschen.“
Er jagte auf Rising Star durch den immer dichter werdenden Wald. Er hielt sich am Sattelknauf fest und beugte sich zur Seite, um den tief hängenden Zweigen auszuweichen. Der Duft von uralten Kiefern und Blättern, die nass vom Regen waren, stieg ihm in die Nase und erinnerte ihn an die Zeit, die er mit Angela auf der Ranch verbracht hatte. Er erinnerte sich, wie er sie in den Armen gehalten und gedacht hatte, dass das Gefühl zu schön sei, um wahr zu sein. Er hatte ihr nicht vertraut. Sie hatte ihm in die Augen gesehen und ihm ihr Herz geschenkt, und er hatte es angenommen, ohne ihr etwas von sich zu geben.
Rising Star sprang über einen schmalen Bach, wich einem Kaninchenbau aus und lief an dem Zaun entlang weiter, der das
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