Baccara Exklusiv 53
Schwestern auf der Neugeborenenstation fragen sollen – oder eine der Ärztinnen. Sie hätten Ihnen sicher gern ausgeholfen.“
„Und Sie?“
„Ich habe Ihnen doch heute geholfen, oder?“
„Aber haben Sie das auch gern getan?“
Jonas war erstaunt, dass Zoey lächelte, als sie ihn jetzt ansah. „Ja, ich habe es gern getan“, gestand sie ihm. „Es ist schon lange her, seit ich …“ Abrupt hielt sie inne. „Nun, wenn Sie möchten, dass ich Sie heute Nacht ablösen soll, dann werde ich das tun. Man braucht kein Arzt zu sein, um festzustellen, dass Sie total erschöpft sind. Ich könnte heute Nacht hierbleiben und aufstehen, wenn Jules weint. Dann können Sie acht oder zehn Stunden durchschlafen.“
Zoey war nicht sicher, warum sie ihm das vorschlug. Schließlich hatte sie selbst in den letzten vierundzwanzig Stunden ebenfalls kaum geschlafen. Doch nachdem sie ihr Angebot nun einmal gemacht hatte, konnte sie es jetzt nicht mehr zurücknehmen. Und wenn sie ehrlich war, wollte sie das auch gar nicht. Ja, es hatte ihr Spaß gemacht, heute für Jules zu sorgen, und die Kleine war wirklich ein bezauberndes Baby. Sie fühlte sich dem Kind eng verbunden. Wahrscheinlich deshalb, weil sie beide schon so jung ihre Eltern verloren hatten und Verwandten zugesprochen worden waren, die sie nicht haben wollten.
Doch viel erstaunlicher war, dass ihr Tag mit Juliana etwas in ihr angerührt hatte, was sie schon seit langer Zeit nicht mehr gefühlt hatte. Was der Vergangenheit angehörte. Sie hätte geglaubt, es würde sie erschrecken, wenn sie noch einmal Liebe zu einem Kind empfand, weil sie nicht noch einmal Verantwortung für ein Kind übernehmen wollte. Stattdessen wünschte sie sich sogar, öfter mit Juliana zusammen zu sein. Schade war nur, dass sie dabei auch ihren Onkel in Kauf nehmen musste.
„Sie wollen die Nacht hier verbringen?“, fragte Jonas. „Mit mir?“
Seine Worte zeigten ihr, dass er ihr Angebot viel zu persönlich genommen hatte, und Wut stieg in ihr auf. Es gelang ihr kaum, sie zu unterdrücken.
„Nicht mit Ihnen“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Mit Jules. Ich werde bei ihr im Kinderzimmer schlafen. Ach, lassen Sie nur, vergessen Sie, dass ich Ihnen das Angebot gemacht habe. Es ist besser, wenn ich jetzt nach Hause gehe.“
Es ist typisch für Jonas Tate, zu glauben, dass ich seine Nichte dazu benutzen würde, mich an ihn heranzumachen, dachte sie. Das Ego dieses Mannes war ja schon legendär. Sie hatte selbst erlebt, dass er sogar eine völlig harmlose Situation in einen Angriff voll sexueller Spannung verwandeln konnte. Ohne ein weiteres Wort nahm sie ihre Tasche und ging zur Garderobe, wo ihr Parka hing. Auf keinen Fall würde sie diesem Kerl beistehen. Es musste auch noch einen anderen Weg geben, wie sie Juliana helfen konnte.
„Zoey, warten Sie!“, rief Jonas. „So habe ich das doch nicht gemeint.“
„Ach, wirklich?“, entgegnete sie sarkastisch und drehte sich nicht um.
„Okay“, sagte er zögernd, „vielleicht habe ich es doch so gemeint. Aber nicht so, wie Sie glauben.“
Hartnäckig kehrte sie ihm den Rücken zu. „Ich verstehe Sie nicht“, sagte sie leise. „Im Krankenhaus behandeln Sie mich, als sei ich Ihnen eine Last. Sie schelten mich ohne Grund und machen mir das Leben zur Hölle. Und jetzt auf einmal sind Sie … sind Sie …“
„Was bin ich?“
Zoey holte tief Luft und wandte sich nun doch um. Sie fühlte einen Zug im Haar und merkte, dass Jonas eine Strähne ihres Haars in der Hand hielt. Sanft strich er darüber.
Sie spürte die Berührung mit jeder Faser. Wie gebannt blickte sie auf seine Hand und fragte sich, wie es wohl sein mochte, wenn er sie auch noch an anderen Stellen berührte. Bei dieser sinnlichen Vorstellung lief ein Schauer durch ihren Körper, schien von ihren Haarspitzen auszugehen und strömte bis zu ihren Zehenspitzen. Zitternd entzog sie ihm ihr Haar.
„Sie verdammter Kerl, Sie … Sie flirten mit mir“, flüsterte sie rau und warf mit einer heftigen Bewegung ihr Haar zurück. „Schlimmer noch, Sie machen sich an mich ran. Wenn man bedenkt, wie Sie sich mir gegenüber sonst verhalten haben, ergibt das alles keinen Sinn.“
Es irritierte sie, dass er ihr offenbar gar nicht zuhörte. Er starrte auf seine Hand, als könnte er es gar nicht fassen, dass er ihr Haar berührt hatte. Langsam schaute er auf. Er lächelte und begann auf einmal leise zu lachen. Und dann lachte er laut und herzhaft, was sie erst recht
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